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Birgit Riezinger vom Ballesterer im FM4 Studio

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interview

Einschätzungen zum Viertelfinale der Fußball EM der Frauen

Die Vorrunde der Fußball EM der Frauen ist vorbei, heute starten die Viertelfinalspiele. Gastgeberin England spielt gegen Spanien, eine Mitfavoritin scheidet also heute aus. Morgen ist dann das große Spiel Österreich gegen Deutschland.

Birgit Riezinger vom Fußballmagazin Ballesterer war mit dem österreichischen Nationalteam unterwegs in der Vorrunde und gibt uns ihre Einschätzungen zum heutigen Start des Viertelfinales.

Radio FM4: Birgit, du hast das österreichische Team begleitet. Möchtest du mal erzählen, wie der Moment gewesen ist, als sie es geschafft haben und ins Viertelfinale eingezogen sind?

Birgit Riezinger: Für mich war es stressig, weil ich dann den Bericht fertig schreiben musste. Insofern habe ich diese Feierlichkeiten auf dem Platz gar nicht so mitbekommen. Aber ja, es ist viel gefeiert worden, es war viel Euphorie und sie haben dann wieder die Pressekonferenz gecrasht. Das war ich schon gewohnt, weil das haben sie nach dem Nordirland-Match auch gemacht und sind da recht aufgefallen als die „Feiertruppe“, wie bereits 2017 auch schon. Aber nachdem das gut funktioniert hat mit dem Feiern und dann sich wieder konzentrieren, passt das glaube ich gut.

Radio FM4: 2017 hat die letzte Meisterschaft stattgefunden. Wenn du diese damit vergleichst, was hat sich verändert?

Birgit Riezinger: Was die Spielstärke von Österreich betrifft: Einiges! Obwohl Österreich damals ins Halbfinale gekommen ist - damals ja völlig sensationell - hat sich das Team seither extrem weiterentwickelt. Damals war das wirklich ein absolutes Defensiv-Konzept, das für die damalige Spielstärke gut gepasst hat. Jetzt sind sie in der Defensive noch immer sehr stark - sie haben ja nur zwei Tore in acht EM Spielen bekommen, und jetzt bei dieser EM nur eines - aber weiterentwickelt haben sie das Spiel im Ballbesitz. Da sind sie jetzt auch viel stärker geworden. Das Pressing hatten sie auch 2017 schon, das spielen sie jetzt auch noch. Das einzige Manko ist noch immer so ein bisschen die Offensive, da haben sie auch noch nicht viele Tore erzielt. Aber das hat gegen Norwegen schon einmal nicht schlecht funktioniert. Also es hat sich viel weiterentwickelt. Sonst wären sie hier sicher nicht ins Viertelfinale gekommen.

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Radio FM4: Ja, schauen wir doch zurück kurz auf das Spiel gegen Norwegen. Wir haben ja damals telefoniert, du bist in Brighton gewesen gerade. Du bist ein bisschen konservativer mit deiner Wette oder mit deiner Vermutung, wie das Spiel ausgehen wird. Ich habe damals gesagt, das wird ein 3-0 für Österreich, du hast gesagt, es wird „mit viel Glück ein 0-0“. Geworden ist es dann ein 1-0 für die österreichische Fußballmannschaft. Was glaubst du, wie wird es diesmal ausgehen gegen Deutschland?

Birgit Riezinger: Also vor allem ist es ja ein sehr überzeugendes Eins zu Null geworden, also es hätte auch ein Drei-Null sein können. Aber für morgen bin ich leider wieder pessimistisch. Deutschland ist der noch größere Favorit und Deutschland ist so gut in Form jetzt, das waren sie ja in den letzten Jahren nicht immer. Ich fürchte also: Null zu Drei.

Radio FM4: Ich glaube ja, man muss nach den Sternen greifen. Und ich wiederhole mein Drei zu Null, ich sage Österreich gewinnt Drei zu Null gegen Deutschland bei der Fußball EM...

Birgit Riezinger: Die Wahrheit wird irgendwo in der Mitte liegen.

Radio FM4: Birgit, was ist denn für dich so die größte Überraschung der Vorrunde gewesen? Hat so was gegeben, wo man sich gedacht hat: Wie ist das überhaupt möglich? Abgesehen von dem Eins zu Null gegen Norwegen.

Birgit Riezinger: Ich finde ehrlich gesagt, dass tatsächlich die größte Überraschung Österreich war mit dem Viertelfinale-Einzug. Es gab nicht die ganz großen Überraschungen und deswegen ist Österreich für mich die größte Überraschung. Negativ überrascht hat mich Italien. Die habe ich eigentlich so ein bisschen sogar als Geheimfavorit gehandelt, da ist den letzten Jahren viel vorangegangen. Die waren auch im Viertelfinale bei der WM. Die haben mich diesmal irgendwie gar nicht überzeugt. Auch eine Überraschung ist, dass Belgien weitergekommen ist. Die waren in dieser Gruppe, wo Frankreich gewonnen hat, eigentlich das am schlechtesten platzierte Team. Es war aber eine sehr ausgeglichene Gruppe. Noch ein Aspekt ist mir positiv aufgefallen, und zwar die Torhüterinnen-Leistungen. Da hat man früher oft geschimpft, dass die Torhüterinnen im Frauenfußball Fliegenfänger seien oder so. Also mir jetzt echt positiv aufgefallen. Vor allem möchte ich natürlich Manuela Zinsberger erwähnen, aber auch die belgische Nicky Evrard, die waren sicher und sehr, sehr gut.

Radio FM4: Heute ist das Spiel England gegen Spanien. Was glaubst du, wie sich das entwickeln wird?

Birgit Riezinger: Das wird sehr spannend, das ist sicher der Schlager des Viertelfinales. England ist vielleicht der leichte Favorit, auch aufgrund der Vorrunden-Ergebnisse. Spanien hat den Nachteil, dass ihnen nach wie vor die Weltfußballerin des Jahres Alexia Putellas fehlt. Das ist ein großes Manko, das hat man auch in der Vorrunde gesehen, dass ihnen die fehlt. Ich tippe trotzdem auf ein knappes Eins zu Null für Spanien.

Radio FM4: Du bist ja vor Ort auch gewesen in England. Wie hat sich da für dich die Stimmung angefühlt? Es ist natürlich immer noch nicht eine normale Europameisterschaft. Hat es sich nach großem Turnier angefühlt? Oder ist es doch noch irgendwie alles ein bisschen kleiner?

Birgit Riezinger: Schwierig zu sagen. Also ich war ja die meiste Zeit in der Nähe des Team-Hotels der Österreicherinnen und da war ja sonst gar nichts. Das war ja so, ich möchte fast sagen, ein bisschen in der Pampa. In den Spielorten hat man natürlich was gemerkt, in Manchester, in Brighton, auch in Southampton, da waren schon viele Plakate, es gab Fanzonen und so weiter. Ich habe in Manchester vor dem ersten Spiel eine kleine, nicht repräsentative Straßenumfrage gemacht und habe vier Leute gefragt, ob sie wissen, welches sportliche Großereignis heute in Manchester beginnt. Und einer von vier hat es tatsächlich sofort gewusst. Den anderen musste ich helfen, bzw. sie wussten es gar nicht. Was mir auch noch aufgefallen ist, dass glaube ich ein sehr, sehr starker Fokus auf England war. Also es gab einige Pubs, wo dann auch angeschlagen war: Wir zeigen die EM-Spiele. Aber wenn man dann in das Pub gegangen ist, war es dann teilweise so, dass man darum bitten musste, dass sie es zeigen. Ich glaube, da war einfach der Fokus sehr stark auf England und den Rest haben sie es ein bisschen ignoriert. Das hat man auch in den Zeitungen gesehen. Und es war ja nicht so, dass da jeden Tag die Zeitungen voll waren.

Radio FM4: Abschließend noch: Wer wird Europameister werden? Wird es England werden? Kann sich das ausgehen? Oder wird es doch, wie ich behaupte, Österreich werden?

Birgit Riezinger: Hahaha. England kann ich jetzt nicht mehr sagen, nachdem ich auf Spanien getippt habe im Viertelfinale. Es ist nach wie vor irrsinnig schwer, weil es noch immer viele Favoriten gibt, für mich noch immer Vier. Ich würde jetzt umschwenken auf Schweden, weil England, Frankreich und Deutschland haben in der Vorrunde teilweise sehr überzeugt und oft gewinnen nicht die Teams, die in der Vorrunde am besten waren. Die Schweden sind so ein bisschen unter dem Radar geflogen. Ja, vielleicht schaffen es die.

Radio FM4: Das ist eine sehr gute Einschätzung. Vielen herzlichen Dank, Birgit Riezinger.

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