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Campingplatz am Frequency

APA/HERBERT P. OCZERET

festivalradio

Mit leichtem Gepäck zum Festival

Das FM4 Frequency steht wieder vor der Tür. Was zwei Jahre lang nur ein Traum war, wird im August wieder zur Realität. Aber wie andere Festivals auch hat das Frequency mit einem Müllproblem zu kämpfen. Auch unzählige Zelte sind in der Vergangenheit am Gelände liegen geblieben. Daher lautet die Devise in diesem Jahr: Rent a tent!

Von Lorenz Wildner

Schon bisher war es am Frequency möglich, einen Zeltplatz samt Zelt anzumieten. Um beim Camping am Festival noch „grüner“ zu werden, wird diese Idee heuer ausgebaut. Ab sofort kann man sein Zelt mieten, anstatt es mitzubringen, und kann sich den Platz am Gelände auch selbst aussuchen.

Wir treffen Florian Felder, den Mitbegründer und CEO zum Interview über Zoom. Anders wäre es schwierig, und wohl auch wenig nachhaltig: Felder sitzt mit seinem Start-up Niuway nämlich in der Schweiz. Niuway will Kompaktlösungen für Festivalbesucher*innen anbieten, zur Zeit liegt der Schwerpunkt noch auf der Vermietung von Zelten. Rund 150 Mietzelte gab es schon beim Electric Love Festival in Salzburg. Für die heurige Festivalsaison sollen es 400 bis 500 werden, so Felder: „Diese Zahl wäre schon möglich dieses Jahr. Wir sind ein Start-up, das heißt, das Kontingent muss aktuell immer noch so sein, dass wir es auch schaffen. Beispielsweise ist parallel das Open Air Gampel in der Schweiz. Das heißt, wir müssen da immer auch ein bisschen aufteilen. Dieses Jahr sind wir von der Zeltmenge noch limitiert, aber in den nächsten Jahr sollte das kein Problem mehr sein. Da hoffen wir dann schon an die 1.000 Zelte vermieten zu können.“

Mietzelt statt Müllberg

Alle guten Vorsätze helfen aber nichts, wenn sie keinen Effekt erzielen. Um einen wichtigen „Impact“ zu erzeugen, wie es Felder im Interview oft betont, müsse man CO2 einsparen. Geht man also davon aus, dass man sich extra für das Festival ein Zelt anschafft, zum Event transportiert und es danach entsorgt oder aufgrund eines Defekts nicht mehr verwenden kann, verursache man mit einem Mietzelt rund neunmal weniger CO2, rechnet der Mitbegründer vor.

Alle Infos zu den Mietzelten gibt es auf der Frequency Website.

40 Euro kostet das Zwei-Personen-Zelt, 70 Euro sind es für vier Personen. Ein Preis, der mit Billigzelten mithalten kann und mit dem man den ökologischen Fußabdruck kleiner hält. Eine wichtige Frage stellt sich während des Interviews aber trotzdem noch: Solche Mietzelte müssen nach jeder Verwendung gereinigt werden. Wie nachhaltig ist das? Die in mehrere Teile zerlegbaren Zelte sollen in einer Großwäscherei vier bis fünf Mal gereinigt werden. Die Zelte werden dabei wie Textilien gesäubert, neu imprägniert und bei Bedarf repariert. Aktuell arbeitet Felder dafür mit der Schweizer Firma Texpress zusammen: „Was Reinigung und Refresh angeht, sind das absolut hohe Standards und da zahlen wir gerne dafür. Das sind aktuell 10 Euro pro Zelt. Zwar entstehen dabei durch den Wasserverbrauch und den Einsatz chemischer Mittel ein gewisser Ressourcenverbrauch, aber man muss das immer in Verhältnis zu einem Zelt setzen, das beispielsweise in China produziert.“

30 Euro koste die Produktion von einem Zelt. Drei bis vier Mal muss das Zelt also mindestens verwendet werden, damit es laut Felder ökonomisch rentabel ist.

Künftig als Allround-Paket gedacht

Vielleicht gibt es schon nächstes Jahr neben Zelten auch Pavillons, Campingstühle und anderes Equipment. Die Pavillons werden gerade entwickelt und sollen nächstes Jahr für die Festivalsaison zum Mieten bereitstehen. „Kreislaufwirtschaft ist das große Thema bei uns. Unsere Zelte werden gewaschen, sie müssen also auseinandergenommen und separiert werden können, so dass man jeden Rohstoff wieder neu verwenden und auch mal ersetzen kann. Das Design ist also entscheidend", sagt Felder.

In den kommenden Jahren soll man also ohne großes Gepäck zum Festival anreisen und die Ausrüstung direkt vor Ort abholen können. Die Hoffnung, dass die neue Mietmöglichkeit gut angenommen wird, hat auch Frequency-Veranstalter Harry Jenner. Denn die Aufräumarbeiten nach dem Festival, bei denen auch die zurückgelassenen Zelte eingesammelt werden, kosten das Festival einen hohen sechsstelligen Betrag, sagt Jenner: "Es liegt zu 100 Prozent am Publikum. Natürlich ist meine Erwartung, dass sich so viele wie möglich das Zelt ausleihen und wieder zurückbringen.“

Das Stichwort lautet also auch hier wie so oft: Eigenverantwortung. Als Besucher*in dabei helfen zu können, Festivals ein wenig nachhaltiger zu machen, hilft nicht nur der Umwelt, sondern vielleicht auch dem eigenen Gewissen. Einen Versuch ist es auf jeden Fall wert.

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