FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Schapka

Naa Teki Lebar

Song zum Sonntag

Der Song zum Sonntag: „Mein Fell“ von Schapka ft. Kerosin95

Gerade waren die beiden österreichischen Acts Schapka & Kerosin95 noch am Popfest in Wien zu sehen. Heute liefern sie mit dem Feature „Mein Fell“ einen queeren Sommertrack für den nächsten, haarigen Freibadbesuch.

Von Michaela Pichler

  • Alle Songs zum Sonntag auf FM4
  • Auch die geschätzten Wissenschafts- und Popjournalist*innen Thomas Kramar und Heide Rampetzreiter machen sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song ihre Gedanken.

„Der Sommer ist für alle da!“ – unter diesem Motto läuft gerade eine Werbekampagne in Spanien. Auf den Plakaten sind ganz unterschiedliche Frauen in Bikinis zu sehen; junge und ältere Frauen, Personen mit mehr Gewicht, mit Dehnungsstreifen oder Narben. In Auftrag gegeben wurde diese Aktion vom spanischen Ministerium für Gleichstellung. Dieses Sujet richtet sich gegen diskriminierende Körperideale, Spaniens Message ist klar: „Every body is a beach body.“ Davon ist auch die österreichische Band Schapka überzeugt. Mit der neuen Single „Mein Fell“ feiern sie gemeinsam mit Kerosin95 in gewisser Weise auch Body-Positivity – und zwar auf eine haarige, queere Weise.

Der menschliche Körper ist ein zutiefst politisches Unterfangen – und das bis in die letzte Haarspitze. Das wissen im Pop auch Musiker*innen wie Solange Knowles oder Sudan Archives, die in ihren Songs bereits Alltagsrassismen am Beispiel ihrer Haare verarbeitet haben. Dass nur ein paar Millimeter Flaum schon ausreichen, um gängige Schönheitsideale anzuprangern – davon kann nun auch die Wiener DIY-Punk-Truppe Schapka ein Lied singen. Inklusive Lofi-Beats, versteht sich.

Meine Haare, mein Plüsch, meine Locken, mein Schutz, meine Wolle, meine Zotteln, mein Fell

Mit einer Dichte von 50 bis 400 Haaren pro Quadratzentimeter bezeichnet man die Haut eines Säugetiers als Fell. In der Biologie dient das meistens als Schutz oder sogar als Warnsignal. In Schapkas Song „Mein Fell“ trifft beides zu. Die Haare, egal ob an den Beinen oder unter den Achseln, werden am Badestrand präsentiert, mögliche Blicke oder unnötige Kommentare vom Schutz der eigenen Crew abgefangen. „Kein Trottel hat mich Schatz genannt, Lili raucht nen langen Blunt, Das Patriarchat ist abgebrannt, Schapka ist jetzt stadtbekannt. Weiche Bäuche, Bräunungsstreifen, helfen uns, uns einzuseifen. Lassen eine Party steigen, Niemand kann uns das Wasser reichen.“

Dass sich tatsächlich noch Leute über die Behaarung ihres Gegenübers Gedanken machen, ist eigentlich nur noch haarsträubend. Und dass der Sommer für manche Personengruppen eine besondere Herausforderung darstellt, ebenso. Wenn man als Frau, nichtbinäre oder trans Person erstmal in der Früh überlegen muss, welche Hosen- oder Rocklänge möglichst wenig Cat-Calling verursacht (Spoiler: es ist vollkommen egal, wie lang oder kurz die Hose ist), dann läuft in dieser Welt noch immer ziemlich viel falsch. Aus diesem Grund haben auch Schapka „Mein Fell“ geschrieben. Es ist ein Track, der sich einreiht in das Songrepertoire einer Band, in deren DNA Kritik, Rebellion und Queerfeminismus dick und fett eingeschrieben steht.

„Mein Fell“ von Schapka ft. Kerosin95 ist gerade via Numavi Records erschienen. Der Song ist ein Vorbote des kommenden Schapka-Albums „Schall-Bumm“, das im Oktober releast wird.

Ob gekräuselte Achselhaare, ein Flaum über der Oberlippe, nicht-rasierte Beine oder ein Cut in der Augenbraue. Das Fell von Schapka ordnet sich keinen heteronormativen Standards unter, die Körperbehaarung wird zum Freiheitssymbol und das auf ganz unsubtile Weise. Die immer wieder auch in Social-Media-Kreisen umhergeisternde, absurde Frage, ob man denn als Feminist*in rasierte Beine haben darf, beantwortet dann Feature-Kolleg*in Kerosin95: „Hochgesteckt, Mittelscheitel / Ich lieb’s die Haare auf meinen Titten zu streicheln / Ich lass sie wachsen – manchmal auch nicht / Ich rasiere – oder eben nicht.“ Musikalisch treffen sich Kerosin95 und Schapka irgendwo zwischen Sprechgesang à la „Mein Block“-Hommage, organischen Claps und hämmernder Drum-Machine, die nicht aus der Dose kommt, sondern von Lili Kaufmanns Schlagzeug höchstpersönlich. Bereit und auf Krawall gebürstet für den nächsten Besuch am Badestrand.

Aktuell: