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Eine junge Frau hält ein Schild hoch mit der Aufschrift "We are the change"

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Gegen die Krise im Kopf

Zum internationalen Tag der Jugend am 12. August 2022 haben wir mit Sabrina Prochaska von der Bundesjugendvertretung ein Gespräch geführt.

Die Bundesjugendvertretung ist die gesetzliche Interessenvertretung für alle Kinder und Jugendlichen bis 30 Jahre. Ihre Vorsitzende ist derzeit Sabrina Prochaska. Aischa Sane hat sie interviewt.

Bald ist jeder zweite Mensch auf der Welt ist jünger als 30 Jahre. 97 von 100 Parlamentarier*innen sind älter.

Be seen Be Heard ist eine UN-Kampagne, die die politische Mitbestimmung junger Menschen weltweit fördert.

Radio FM4: Zurzeit gibt es mehrere Krisen, die junge Menschen besonders treffen. Auch Mental Health ist für Kinder und Jugendliche, die in der Pandemie viel zurückstecken mussten, ein großes Thema. Was muss da in der Politik und in der Gesellschaft besser laufen?

Sabrina Prochaska: Es ist schon ein bisschen etwas passiert. Das Projekt Gesund aus der Krise befürworten wir sehr. Da muss gesichert sein, dass das weiterhin durchgeführt wird. Ein großes Problem ist, dass nicht in allen Bundesländern Zugang zu psychiatrischen Angeboten besteht. Es darf nicht davon abhängen, wie viel Geld meine Eltern haben oder in welchem Bundesland ich lebe, ob ich jetzt eine Hilfe kriege oder keine. Kinder und Jugendliche müssen einfach die Hilfe kriegen, die sie brauchen. Da muss die Regierung das Geld in die Hand nehmen. Wir brauchen eine flächendeckende Versorgung für alle Kinder und Jugendlichen in ganz Österreich.

Zwei junge Menschen im Bus, darüber liegt eine gekritzelte dunkle Wolke, die "Krise im Kopf"

Bundesjugendvertretung

Das Wichtigste für uns ist, dass jetzt etwas gemacht wird, damit junge Menschen positiv in die Zukunft blicken können. Dazu möchten wir auf jeden Fall einen großen Schritt beitragen.

Radio FM4: Jetzt sind gerade Sommerferien. Wie soll es denn im Herbst an den Schulen und auch den Universitäten weitergehen?

Sabrina Prochaska: Ganz wichtig ist uns, dass ein sicherer Präsenzunterricht stattfinden kann, sowohl an Schulen als auch an der Uni, damit wir da nicht weitere Defizite im Bildungsbereich haben und das auch irgendwann wieder ausgeglichen werden kann.

Radio FM4: Die Klimakrise wird auch nach der Pandemie noch ein Thema sein. Gerade junge Menschen werden von den Auswirkungen betroffen sein. Daher machen sich viele für ihre Interessen stark und sind dadurch auch von Repressionen betroffen. Wie sollen in der Politik die Anliegen junger Menschen, was die Klimakrise und was auch Aktivismus angeht, besser gehört werden?

Sabrina Prochaska

Bundesjugendvertretung / Kundrat

Sabrina Prochaska: Es ist natürlich ganz klar, dass da die Stimmen junger Menschen gehört werden müssen. Es gibt viele Ideen, es gibt viele Meinungen, und die kommen oft in der Regierung nicht ganz so an. Was uns konkret noch immer fehlt, ist das Klimaschutzgesetz. Wir haben uns schon mit einem offenen Brief an die Regierung gewandt. Dass wir in erneuerbare Energien mehr investieren müssen, ist ganz klar für uns. Wir wollen natürlich alle eine sichere Zukunft haben. Die Regierung muss uns einfach unterstützen dabei, weil alleine können wir es nicht schaffen. Das Engagement, das junge Klimaaktivist*innen zeigen, sollte nicht einfach in irgendeiner Schublade verschwinden oder verpuffen. Wir veranstalten zum Beispiel den Klimajugendrat. Da geht es darum, dass wir junge Menschen zusammenbringen, die sich mit den Themen Klima und Nachhaltigkeit beschäftigen, damit, wie eine Zukunft ausschauen soll, in der wir leben wollen. Dann treten die in einen Dialog mit Politiker*innen, die so von den jungen Menschen direkt erfahren, wo es hapert, wo die Ideen sind, die sie dann hoffentlich umsetzen.

Radio FM4: Zurzeit wird alles teurer. Gerade Kinder und Jugendliche sind akut armutsgefährdet. Was sind da eure Forderungen in Bezug auf die Inflation?

Sabrina Prochaska: Jedes fünfte Kind ist armutsgefährdet oder lebt in Armut. Wir sitzen im Expert*innenbeirat zur Beobachtung und Analyse der Inflationsentwicklung und schauen darauf, dass die Maßnahmen auch den Kindern und Jugendlichen gerecht werden. Wenn Kinder in Armut leben, dann hat das nicht nur ein Effekt auf ihr jetziges Leben, sondern auch auf ihr zukünftiges Leben. Sei es bei der Bildung, sei es bei der Gesundheit. Da müssen wir in Österreich gegensteuern.

Radio FM4: Wie kann die Regierung da konkret gegensteuern?

Sabrina Prochaska: Beispielsweise könnte man die Familien mehr unterstützen. Diese Einmalzahlungen sind ein Schritt in die richtige Richtung, aber am Ende des Tages braucht es eine langfristige Lösung. Für junge Menschen sollten beispielsweise die Mieten reduziert werden, damit sie am Anfang nicht so viel von ihrem Gehalt dafür ausgeben müssen.

Radio FM4: Welche Mittel hat die Bundesjugendvertretung konkret zur Hand, um den jungen Menschen in Österreich Gehör zu verschaffen bei jenen, die die Gesetze machen, die junge Menschen in der Zukunft betreffen.

Sabrina Prochaska: Wir treffen uns mit Politiker*innen und haben viel Kontakt zu den Ministerien. Andererseits wollen wir Mitbestimmung fördern und führen zum Beispiel den Klimajugendrat durch. Der EU-Jugenddialog ist auch in der Bundesjugendvertretung angesiedelt, das landet auf EU-Ebene. Wir kriegen viel von verschiedenen Organisationen mit und tragen das dann an die Politiker*innen weiter. Wir schauen, wo braucht es noch etwas, wo ist Handlungsspielraum. Außerdem gibt es die österreichische Jugendkonferenz. Die war heuer im Burgenland. Da gibt es einen direkten Austausch mit den Landesjugendrät*innen.

Radio FM4: Wie ist die Bundesjugendvertretung eigentlich aufgebaut? Was legitimiert euch, die gesamte Jugend in Österreich zu vertreten? Wie kann jemand eigentlich selber bei der Bundesjugendvertretung aktiv werden?

Sabrina Prochaska: Die Bundesjugendvertretung setzt sich zusammen aus Mitgliedsorganisationen, das sind rund 60 Kinder- und Jugendorganisationen aus Österreich. Seit 2001 sind wir gesetzlich verankert, damit haben wir sozialpartnerschaftlichen Status der Regierung gegenüber. Wir haben einen Vorstand, das sind zwölf gewählte Personen, und vier daraus sind im Vorsitz und übernehmen die Vertretungsarbeit. Wenn ich aktiv werden möchte, ist der erste Zugang zum Beispiel ein Klimajugendrat, wo ich teilnehmen kann, oder auch die österreichische Jugendkonferenz. So kann man sich einbringen und uns einfach ansprechen.

mehr Aischa Sane:

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