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Screenshot aus dem Computerspiel "Cult of the Lamb"

Massive Monster / Devolver Digital

In „Cult of the Lamb“ gründen wir als niedliches Schaf einen Kult

Wer zuerst geopfert wird, dann aber eine zweite Chance bekommt, lässt nichts anbrennen: In einem Hybrid aus Action- und Management-Game werden wir als Schaf zum Anführer eines kuriosen Kultes.

Von Robert Glashüttner

Zuerst eine Katze, dann ein Bär, und nun ein Schaf. Die Tiere sind gerade los in der Gameskultur, und wie wir alle wissen, funktionieren Tiere immer. Das ist Fluch und Segen gleichzeitig: Einerseits ist es selbstverständlich völlig okay, wenn ein Game spielerisch bloß solide ist und seinen Mehrwert aus niedlich-lustigem Getier bezieht. Andererseits lässt sich hinter der Fassade einer entzückenden Fauna auch ein unterdurchschnittliches Spielerlebnis verstecken. Das ist genau das, was bei „Cult of the Lamb“ passiert ist, obwohl das Game auf den ersten Blick und auch nach dem ersten Anspielen durchaus erfreulich ist.

Dieses Spiel ist Kult! Aber nicht so, wie ihr denkt ...

Wir starten zu Beginn des Spiels einen Kult, aber nicht als Mensch, sondern als Opferlamm. Klingt alles ziemlich kurios, sieht dabei aber sehr niedlich und fast unschuldig aus. Ein Team aus vier alten Göttern hat uns geopfert, und ein fünfter Gott, der verbannt wurde und seine Chance wittert, hat uns wiederbelebt. In seinem Namen sollen wir nun einen Schafskult gründen. Das ist eigentlich gar nicht schwer: Wir nehmen all unseren Mut zusammen, kämpfen mit Waffen und Magie gegen diverse Bösewichte und befreien danach verängstigte Dorfbewohner*innen. Labil und eingeschüchtert lassen die sich sehr einfach für unsere Sache rekrutieren.

Screenshot aus dem Computerspiel "Cult of the Lamb"

Massive Monster / Devolver Digital

„Cult of the Lamb“, entwickelt von Massive Monster, ist im Vertrieb von Devolver Digital für Windows, MacOS, Playstation, Xbox und Switch erschienen.

„Cult of the Lamb“ ist eine Mischung aus Farming- und Managementspiel auf der einen, und Action-Game auf der anderen Seite. Von unseren Beutezügen bringen wir neue Ressourcen, Anhänger*innen und Erfahrungspunkte aus dem Düsterwald in unser Lager mit heim. Dort bauen wir zunächst die ersten Schlafplätze, eine Schafstatue zum Anbeten und einen Tempel, in dem wir unsere Dogmen verkünden und Predigten abhalten. Unsere getreuen Untertanen sind uns allerdings nicht in alle Ewigkeit verbunden: Sie wollen beschäftigt, genährt und mitunter auch unterhalten werden, um nicht abtrünnig zu werden.

Außen wollig, innen geschoren

In erster Linie besticht „Cult of the Lamb“ mit seinem niedlichen, aber gleichzeitig leicht irren Comic-Look. In zweiter Linie begeistert das Game durch das skurrile Setting, wo ein Schaf düstere Monster erlegt und einen Kult um sich aufbaut. Das Problem an der Sache ist, dass das Spiel selbst weder Fisch noch Fleisch ist.

Die Action-Passagen sind recht oberflächlich und bestehen im Wesentlichen aus normalen Schlägen, aus schnellem Ausweichen und der sporadischen Sonderattacke. Der Kern des Spiels ist somit das seit ein paar Jahren bei Games allgemein sehr beliebte Farming und Management, das in diesem Fall allerdings kleinteilig und mitunter mühsam ausgefallen ist: jeden Tag eine Predigt, jeden Tag die Anhänger*innen segnen, die Felder gießen, frische Gerichte kochen und so weiter, außerdem neue – oft kaum relevante – Features freischalten und prinzipiell mit sehr vielen Zahlen, Werten und Upgrade-Stufen jonglieren, die mitunter verwirren.

Screenshot aus dem Computerspiel "Cult of the Lamb"

Massive Monster / Devolver Digital

Diese Schwerpunktsetzung ist auch deshalb ärgerlich, weil sich das Spiel vordergründig als flottes Action-Game inszeniert, was es allerdings nur geringfügig ist. „Cult of the Lamb“ als Mogelpackung zu bezeichnen, wäre übertrieben; ein empfehlenswertes Spiel ist es aber leider auch nicht.

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