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Bad Sisters: 5 Frauen und 1 Todesfall

Gutaussehende Frauen, die in schönen Häusern am Meer wohnen und sich verbünden; ein misogyner Mistkerl, der bekommt, was er verdient. „Bad Sisters“ hat ein bisschen „Big Little Lies“-Vibes, ist aber weniger glamourös und dafür witziger, man könnte sagen: irischer.

Von Jenny Blochberger

Er nennt seine mausige Frau “Mammy“, schleimt sich mit ihrem Schokokuchen beim Chef ein und macht gemeine Witze über seine Schwägerin, weil die keine Kinder bekommen kann. Das ist nur ein Bruchteil der Bösartigkeiten, die John Paul Williams (Claes Bang) sich im Minutentakt so leistet. Das Gaslighting, das er bei seiner Frau Grace (Anne-Marie Duff) betreibt, hat sie psychisch in völlige Abhängigkeit von ihm getrieben. Ihre vier Schwestern müssen betroffen dabei zusehen, wie sie immer unsicherer, blasser und zurückgezogener wird. Grace vergöttert ihren Mann und macht sofort alle Schotten dicht, wenn ihre Schwestern versuchen, ihr zu helfen.

Eva Garvey (Sharon Horgan) ist die älteste der fünf, sie hat ihre Schwestern nach dem Unfalltod der Eltern großgezogen. Sie ist kinderlos und äußerst erfolgreich in ihrem Job; leider arbeitet John Paul in derselben Firma und beschließt natürlich, sich für dieselbe Führungsposition zu bewerben wie sie. Bibi (Sarah Greene) ist ziemlich ruppig, hasst John Paul mit brennender Intensität und trägt Augenklappe. Wie könnte es anders sein: die beiden letzteren Dinge hängen eng zusammen.

Ursula (Eva Birthistle) ist Krankenpflegerin, dreifache Mutter und mit einem Rettungsfahrer verheiratet. Sie hat ein Geheimnis, auf das John Paul zu seinem Entzücken zufällig stößt. Becka (Eve Hewson) ist das Nesthäkchen, charmant und unstetig; anders als ihre Schwestern wohnt sie nicht in einem großen Haus, sondern in einer kleinen Einzimmerwohnung und ist ständig knapp bei Kasse. Ihr Traum ist es, ein Massagestudio zu eröffnen. Und der einzige in der Familie, der sie dabei finanziell unterstützen könnte, ist John Paul.

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Nicht so ganz verwunderlich also, dass in der ersten Folge John Pauls Begräbnis im Mittelpunkt steht. Wir wissen noch nicht, auf welche Weise er umgekommen ist – aber dass es genug Menschen gibt, die ihn auf den Tod nicht ausstehen können, wird sehr schnell klar.

Es treten auf: Zwei schwindlige Versicherungsvertreter, die die unfassbar hohe Summe aus John Pauls Lebensversicherung lieber nicht auszahlen möchten – weil sie das gar nicht können. Also müssen sie versuchen, zu beweisen, dass er keines natürlichen Todes gestorben ist, und beginnen im Leben der Garvey-Schwestern herumzuschnüffeln. Spaß macht das auch deswegen, weil wir Zuschauer*innen das Rätsel um John Pauls Tod zwar erst nach und nach entschlüsseln, aber gegenüber dem patscherten Versicherungsvertreter-Duo immer einen Wissensvorsprung haben.

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„Bad Sisters“ läuft in 10 Folgen ab 19.08.2022 auf Apple TV+

Die in zwei Zeitebenen erzählte Geschichte – vor und nach John Pauls Tod – lebt von der vielschichtigen Geschwisterdynamik (auch die Versicherungsvertreter sind ein Geschwisterpaar) und dem trockenen irischen Humor. Die Garvey-Schwestern sind sehr eng miteinander und nehmen sich gerade deswegen oft kein Blatt vor den Mund. Nur aus Rücksicht auf Grace sind sie noch nicht gemeinsam über John Paul hergefallen wie eine Horde wilder Banshees. Das würde man sich als Zuschauer*in jedenfalls sehr wünschen – die Serie lässt die sonst so goscherten Schwestern aber immer extrem schmähstad ihm gegenüber sein, selbst bevor er etwas gegen sie in der Hand hat.

Das ist etwas enttäuschend; wir wüssten auch so, was für ein mieser Typ John Paul ist, selbst wenn er nicht in jeder einzelnen Situation maliziös lächelnd die Oberhand behielte. Auch, dass er so gar keine positiven Eigenschaften zu haben scheint, macht die Figur zwar leicht zu hassen, aber im Endeffekt auch ein wenig flach. Dass man ihm trotzdem gerne zuschaut, ist Claes Bang zu verdanken. Der aus „The Square“ bekannte dänische Schauspieler taucht mit Gusto in die dunkle Seele des toxischen John Paul (von seiner Frau liebevoll JP genannt) ein, man möchte ihn ständig abwatschen und hat in manchen Momenten auch so richtig Angst vor ihm.

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Die irische Comedian Sharon Horgan, die Eva Garvey spielt, hat „Bad Sisters” erfunden, basierend auf der flämischen Serie „Clan“. Horgans komisches Talent als Schauspielerin wie als Schreiberin macht „Bad Sisters“ richtig unterhaltsam. Dabei lässt sie auch ihre Co-Stars glänzen: Eve Hewson (übrigens Bonos Tochter), Sarah Greene, Eva Birthistle und Anne-Marie Duff als leidende Grace würden sich jede eine eigene Serie verdienen, in der ihre Figur im Mittelpunkt steht. Wenn man die Garvey-Schwestern erst mal kennengelernt hat, wird einem eine einzige Staffel wohl nicht reichen.

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