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FM4 Frequency Festival 2022

APA/FLORIAN WIESER

FM4 Frequency

FM4 Frequency Veranstalter Harry Jenner über sein Resümee, das Wetter und steigende Ticketpreise

Das FM4 Frequency 2022 ist vorbei, und schon stehen mit Kraftklub, K.I.Z, Brennan Heart und noch ein paar weiteren die ersten Acts für nächstes Jahr fest. Nach dem Frequency ist eben vor dem Frequency. Wir haben mit Veranstalter Harry Jenner am Samstag über diese - und auch schon über die kommende - Ausgabe des FM4 Frequency gesprochen.

Radio FM4: Es ist quasi vollbracht, die erste Post-Corona-Festival-Ausgabe. Harry Jenner, wie geht es dir? Wie ist das Frequency 2022 gelaufen?

Harry Jenner: Es war eine spannende Ausgabe des FM4 Frequency Festivals. Es war sehr viel Arbeit, mehr als usual. Ich mach das jetzt auch schon seit 30 Jahren, aber dieses war sicherlich eines, wenn nicht das most challenging year ever. Aber es war geil, es war fett, es hat gekracht, es hat gelasert, es hat geschossen, es hat gebrannt, die Traisen hat gebebt. Wir haben durchgearbeitet, drei Wochen lang gefühlt und freuen uns schon auf Frequency 2023.

Radio FM4: Was waren deine Highlights?

Harry Jenner: Mein Highlight war auf jeden Fall die neue Hauptbühne. Die wurde sehr viel gelobt. Da haben wir wohl einiges richtig gemacht mit über 800m² LED und mit acht 12-Meter-Rocket-Blow-Ups. Natürlich gibt es das ein oder andere Wehwehchen, wir haben jetzt schon eine lange Liste, was wir nächstes Jahr besser machen wollen und hoffentlich auch werden. Sonst war es ein sehr entspanntes und ruhiges Festival.

Radio FM4: Wir müssen trotzdem übers Wetter reden, auch wenn du sagst es war ein entspanntes Festival. In Teilen Österreichs gab es Unwetter, historische Regenfälle, Winde, die eigentlich ein Alptraum für jeden Veranstalter sind - du hast das ja selber auf der Bühne ansagen müssen, während Kummer abgebrochen wurde. Wetter wird einfach das dominante Thema der Branche in den nächsten Jahren sein, die Zeit der „Normalsommer“ scheint irgendwie vorbei zu sein. Vor welchen Herausforderungen stehst du da als Veranstalter? Hoffen, beten, warten - wie kann man sich auf Wetter noch besser vorbereiten?

Harry Jenner: Die Challenge war immer schon da. Also ich mach das Frequency jetzt zum 22. Mal. Achtmal waren wir glaub ich in Salzburg am Salzburgring und davon hat es sieben Jahre gefühlt durchgerechnet. Deswegen habe ich dann auch mal gesagt: So, jetzt reicht’s mit dem Regen, wir gehen mal woanders hin. Wir haben bis jetzt eigentlich in St. Pölten immer Wetterglück gehabt, wie auch jetzt. Weil, wie du richtig sagst, es ist da woanders zugegangen. Wir hatten ja hier eigentlich unter Anführungszeichen eine Ruh, vor dem großen Blödsinn zumindest.

Radio FM4: Eine Stunde Unterbrechung...

Harry Jenner: Ja, aber da war ja nur eine Sicherheitsmaßnahme, das Unwetter ist ja nicht gekommen und wir haben dann gleich wieder aufsperren können. Wir müssen räumen, wenn es eine 100kmh-Warnung gibt, da brauch ich nicht lang überlegen. Rückblickend wäre es nicht notwendig gewesen, aber das weiß man ja nicht. Deswegen wiederhole ich mich auch da: Safety first. Es bringt mir nichts, wenn ich nicht räume, weil es vielleicht ja doch nicht kommen könnte und dann kommt’s und dann habe ich Tote. Das wird vermieden.

Radio FM4: Die Frage stellen wir auch ein bisschen im Hinblick auf die nächsten zehn Jahre und mit Blick auf so was Langweiliges wie Versicherungen. Quasi jede Band, die auf ein Festival kommt, schaut als aller erstes: Wie wird das Wetter und werden wir überhaupt spielen können? Was hast du da für Zukunftsszenarien in puncto wie werden Bands in zehn Jahren überhaupt touren wollen oder können in so einem unsicheren Klima?

Harry Jenner: Das sehe ich jetzt noch nicht so schlimm, die werden weiter touren. Die Touren die du ansprichst sind zu 90 Prozent in der Halle, und die Halle ist hoffentlich zu 100 Prozent wetterfest. Da sehe ich jetzt nicht so die Krise und auch der Festivalsommer ist weit weg davon, dass sich da etwas ändert. Im Gegenteil, es sind ja immer mehr Bands auf Tournee im Sommer, weil es auch eine nachhaltige und gute Einnahmequelle für sie ist. Und das sehe ich jetzt keine Changes kommen die nächsten zehn Jahre.

Radio FM4: Lass uns kurz über das reden, was nach dem Festival kommt, nämlich das Aufräumen. Für euch ist das Festival ja auch noch nicht vorbei, wenn der oder die letzte das Zelt gepackt hat.

Harry Jenner: Wir sind jetzt schon seit drei, manche seit vier Wochen vor Ort und haben jetzt mindestens noch eine Woche vor uns, eher eineinhalb bis zwei Wochen zum Abbauen. Ich vergleiche das immer mit einer wilden Party in deinem 20 Quadratmeter großen Wohnzimmer. Da waren 15 Gäste und ihr habt Party gemacht bis vier in der Früh. Und dann waren alle zu faul zum Wegräumen und haben sich schon hingelegt, die Gäste gehen heim. Du wachst am nächsten Tag alleine oder maximal mit deinem Freund auf, schaust ins Wohnzimmer und denkst: Holy Moly. Warum ist da nichts weggeräumt? Wo kommt der ganze Müll her? Und warum hat irgendwer auch noch ins Eck gespieben? Bei uns ist es dasselbe, es sind halt nicht 20 Besucher, sondern es sind 50.000 pro Tag. Und dann räumen wir hinter denen weg, weil viele meinen, sie müssen da jetzt nicht wegräumen und es ist eh scheißegal, was ich mache. Das haben wir dann meistens so in vier, fünf Tagen erledigt. Dann schicken wir noch ein paar Neoprentaucher in die Traisen und ziehen da teilweise sogar die vollen Dosen raus. Das verstehe ich bis heute nicht. Es reden zwar immer alle viel von Nachhaltigkeit und alles, aber wenn ich mir das jetzt teilweise so anschaue, was am Campingplatz abgeht... Da gibt es dann Fotos, wo die Sachen dann direkt neben der halbleeren Mülltonne liegen. Dann frage ich mich schon ein bisschen. Aber ja, wir räumen das weg.

Radio FM4: Sollen wir eine kurze Herbst-Prognose noch machen in Bezug auf das schöne Thema Inflation, das in aller Munde ist? Man hört oder man sieht es ja auch am eigenen Verhalten: Das Geld wird knapp, alles wird teurer, alle warten auf eine Stromrechnung, die um keine Ahnung wie viel Prozent höher wird. Also: Konzertsaison im Herbst: Bist du entspannt?

Harry Jenner: Ja, da bin ich sehr entspannt. Weil ich glaube, nur weil alles teurer wird, wird man jetzt nicht keinen Spaß mehr haben wollen. Vielleicht wird genauer ausgesucht, wo man Spaß hat. Das Early Bird Ticket fürs Frequency 2023 wird das letzte Ticket ever sein, das unter 200 € kostet. Wir waren ja heuer schon bei 199. Ich hasse Ticketpreiserhöhungen, eh klar. Es ist aber wirklich so, dass hier alles massiv teurer geworden ist. Ich rede nicht nur vom Preis vom Diesel in den Aggregaten, der sich hier verdoppelt hat, sondern von allem: Bühne, Ton, Licht, Personal. Das wurde alles massiv teurer. Eigentlich hätte man das Festival so wirtschaftlich gar nicht durchführen dürfen. Wir hatten ja die Ticketpreise noch von 2019 auf 2020 kalkuliert und haben aber Kosten von 2022, und zwar massive Kosten. Das ist nicht schön und es wird auch nicht einfacher werden, das Ganze zu produzieren. Daher empfehle ich wirklich das Early Bird Ticket.

Radio FM4: Um wie viel wird es dann teurer werden, wisst ihr das schon?

Harry Jenner: Ich muss es mir noch durchrechnen. Es ändern sich sämtliche Produktions- und Lieferantenpreise gefühlt minütlich und das macht es wirklich schwer, zu kalkulieren. Das wird ein echtes Problem. Es wird auf jeden Fall ein Zweier vorne stehen.

Radio FM4: Du bist die letzten Tage sicherlich über das Gelände marschiert und hast dir gedacht: Das mache ich besser, das muss ich noch erfinden. Kannst du uns ein bisschen eine Vorschau geben auf 2023? Was steht ganz oben bei dir auf der Liste der Neuerungen?

Harry Jenner: Die Liste ist lang, wie gesagt. Wir werden versuchen, im Kerngelände bei der Hauptbühne mehr Toilettenanlagen zu installieren. Nicht einfach, weil: Wo viele Leute sind, ist wenig Platz und umgekehrt. Aber nachdem das Gelände eh sehr gut aufgestellt ist und man trotz 50.000 Leuten gut überall hinkommt, werden wir daran als erstes feilen. Beim Early Camping gab es heuer ein Missverständnis, wir haben Early Camping ja schon seit 2017 am Start und es ist einfach für die Leute, die schon am Dienstag kommen wollen, wo wir ja eigentlich noch nicht fertig waren. Wir hatten da aber ein bisschen ein Missverständnis mit dem Prequency. Viele dachten sich, sie haben sich ein Prequency Ticket gekauft, aber es war ein Early-Camping-Ticket, da muss ich die Kommunikation noch schärfen. Ich weiß noch nicht einmal, ob wir Prequency wieder haben werden oder nicht. Aber Early Camping wird es definitiv wieder geben in seiner ursprünglichen, reinen Form. Wir werden schauen, dass wir teilweise auch Security-technisch Personal aufstocken, was aber schwierig ist, aktuell zumindest. Man sieht ja dass überall Leute gesucht werden. Gefühlt ist die Population auf dem Planeten geschrumpft, wo die alle hin sind, weiß ich auch nicht. Das wird hoffentlich nächstes Jahr wieder besser.

FM4 Frequency Festival 2023

Das FM4 Frequency Festival 2023 wird von 17.-19. August stattfinden!

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