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Bach im Wald

CC0 via Pixabay

Wenn es bedrohlich wird: Marcus Fischers Debütroman „Die Rotte“

Eine junge Frau, zuhause in der Einöde, kriegt es mit der Angst zu tun: Dass ein Heimatroman sehr spannend sein kann, beweist Marcus Fischers „Die Rotte“.

Von Maria Motter

„Die Rotte“ beginnt mit einem Tod, der Rätsel aufgibt. Der Vater der 26-jährigen Hauptfigur Elfriede, kurz und von allen nur Elfi genannt, ist eine Nacht nicht nach Hause gekommen. Das ist nicht unüblich, weil er als Trinker einen Ruf hat, aber dann hat ihn ein anderer tot im Bach liegen gesehen, doch wenig später war die Leiche weg. Elfis Mutter reagiert nur harsch.

Das Cover zu Marcus Fischers Roman "Die Rotte" mit der Zeichnung eines Wildbachs.

Leykam

„Die Rotte“ ist im Leykam-Verlag erschienen.

Die Spannung zieht sich durch den Debütroman von Marcus Fischer. Doch „Die Rotte“ ist kein Steirerkrimi, sondern ein fein gefertigter Heimatroman mit einer oft unheimlichen Atmosphäre. Beeindruckend wechselt die Erzählung zwischen intensiven Beschreibungen von Elfis Innenleben und den Geschehnissen in und um die Rotte. Unter Rotte ist eine Gruppe von Menschen, die eine lose Gemeinschaft bildet, zu verstehen oder auch eine Wohnsiedlung aus wenigen Gebäuden. Doch auch hier, in dieser kleinen Ansammlung, wirken gewaltige Dynamiken von Abhängigkeit und Macht. Wer sich mit wem auf ein Packl haut, ist auf den ersten Blick so wenig zu erkennen, wie Geäst unter der Eisdecke eines zugefrorenen Sees auszumachen ist.

Ländliches Sittenbild im Plauderton

Marcus Fischer bedient sich eines stilistischen Tricks, der seinen Debütroman sehr geschmeidig macht. Im Plauderton tut sich ein ländliches Sittenbild um die 26-jährige Elfi auf. Der Roman „Die Rotte“ liest sich, als ob man ihn von jemandem mündlich erzählt bekäme. Die Handlung spielt Anfang der 70er Jahre, und nur wenige Höfe stehen unweit von Wald und See, zu Fuß braucht man eine halbe Stunde nach Anger. Die Grundstücke um den See sind begehrt. Elfis Zuhause nennen andere zwar den „Armeleutehof“, doch jemand droht, die junge Frau um ihre Existenz zu bringen.

Autor Marcus Fischer, 2015 hat er den FM4 Kurzgeschichtenwettbewerb Wortlaut gewonnen.

Minitta Kandlbauer

In seiner Biografie kommt auch FM4 vor, denn Marcus Fischer hat 2015 den FM4 Kurzgeschichtenwettbewerb Wortlaut mit seinem „Wild campen“ gewonnen. Und jetzt hat er seinen ersten Roman veröffentlicht: „Die Rotte“ ist 2022 bei Leykam erschienen.

Autor Marcus Fischer unterhält seine Leser*innen mit „Die Rotte“ vorzüglich, indem er die Machenschaften seiner Romanfiguren erst nach und nach preisgibt. Die junge Frau selbst bekommt dabei ein ordentliches Profil, auch wenn sie die Nachbarn nur als „verhuscht“ bezeichnen. Wechselvolle Zeiten stehen an, als der Mechaniker Franz Kehrtegger ihr den Hof macht. Die Überforderung einer Kleinbäuerin wird hier körperlich und um Atem ringend geschildert, die Tiere schreien um Versorgung. Was auf diesem Hof vor sich geht und vor allem, wer dafür verantwortlich ist, erzählt Marcus Fischer auf 289 Seiten mit Verve.

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