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Drum’n’Bass goes Pop

Drum’n’Bass, der zappelige Dance-Sound der 1990er-Jahre, feiert außerhalb der unverwüstlichen Originalszene ein Comeback und fließt in immer mehr Pop-Produktionen ein. Eine kleine Auswahl.

Von Christian Lehner

Alle Jahrzehnte wieder! Wie ein Loop kommen epochale Pop-Stile zurück und erklingen doch nie im Original-Sound. So haben junge Musiker*innen wie Pink Pantheress und Piri im vergangenen Jahr mit dem Einsatz von alten Drum’n’Bass-Rhythmen auf TikTok einen kleinen Hype jenseits der etablierten Szene ausgelöst. Die Zoomer sind dabei äußerst kreativ (und auch ein bisschen respektlos) im Umgang mit dem kulturellen Erbe der 1990er – pop as pop can be.

Der Drum’n’Bass der 1990er fußte auf beschleunigten und zerstückelten Hip-Hop-Beats, Funk-und Soul-Samples und tief wummernden Basslines. Das berühmte Amen-Break war das Amen im Breakbeat-Gebet. Als Priester fungierten DJs, als Prediger die MCs. Die Tanzbeine verknoteten anfangs, bis man in den neuen Rhythmus fand. Drum’n’Bass und Jungle gab es in allen Geschmacksrichtungen – von zuckersüß bis hart und herb.

Drum’n’Bass als Subkultur ist mit einer vitalen Szene und erfolgreichen Produzenten wie Camo und Krooked auch in Österreich populär geblieben. Das allgemeine 90’s-Revival spült nun die mittlerweile klassischen Drum’n’Bass- und Jungle-Rhythmen in immer mehr Pop-Produktionen. Das klingt manchmal sehr gut, manchmal einfach nur bizarr.

The Orielles “The Room”

The Orielles sind eine Indie-Rock Band aus West Yorkshire in England. Es gibt sie seit über 10 Jahren. Auf ihrem neuen Album „Tableau“ wagt die Band ein paar Experimente in Richtung Jazz, Dub und Elektro. Die erste Single „The Room“ verknüpft Shuffle-Beats und angejazzte Basslines mit eingängigen Pop-Harmonien und Synth-Schlieren. Hübsch.

Herbert Grönemeyer „Es Ist Okay, Mensch feat. AceTee x Balbina x Ebo x Herbert“

Vor 20 Jahren erschien der Herbert Grönemeyer-Song „Mensch“. Kaum zu glauben, aber es war bis dahin erst sein erster Nummer 1-Hit in den deutschen Charts. Zum 20-jährigen Jubiläum veröffentlichte „Gröni“ im Sommer eine Remix-Version mit dem Titel „Es Ist Okay, Mensch“. Am Mikrofon die Rapperinnen Ace Tee und Ebow und die unkonventionelle Popsängerin Balbina. Das Ergebnis klingt etwas gewöhnungsbedürftig, aber gar nicht mal so schlecht. Es ist okay!

Eli Preiss „Simulation“

„Verdammt ich fühl mich, als wär ich in ’nem Loop“. Österreichs R&B- und Rap-Diva Eli Preiss hat für den Song „Simulation“ auf ihrem aktuellen Album „LVL Up“ einen sphärischen Drum’n‘Bass-Sound gewählt, wie man ihn von Acts wie LTJ Bukem, Calibre oder High Contrast kennt. Da tut sich nicht viel in der Dynamik, aber man kann sich schön treiben lassen.

Mercury „Mac 11“

Für die vielbeachtete Musikplattform Pitchfork ist sie ein Hip-Hop-Star der Zukunft. Die Skate-Rapperin Kennedy Malone aka Mercury aus Atlanta unterfüttert ihre Reime gern mit Hardcore und Jungle-Grooves aus dem Preset Lagerhaus der 1990er-Jahre. Das klingt entsprechend cheap, hat aber auch Lo-Fi-Charme.

Chloe Moriondo „Cdbaby“

Chloe Moriondo aus Michigan hat sich als Teenager auf YouTube mit Coverversionen und kleinen Songskizzen Millionen von Followern erspielt. Bald biederte sich ein Major-Label an und stiftete einen Plattenvertrag. Wie viele ihrer Generation wildert auch Moriondo in Genres wie Folk, Pop, R’n’B, Punk und Indie-Rock - jeder Sound der (TikTok) Stunde kommt in den Mix. Auf der ersten Single zu ihrem neuen Album „Suckerpunch“ greift sich die mal als nonbinär, mal als „just a girl“ bezeichnende Musikerin Liquid Drum’n’Bass Beats. Das Ergebnis klingt ein bisschen nach Billie Eilish auf der Shuffle-Rampe. Hitverdächtig.

Rico Nasty „Messy (feat. Teezo Touchdown & Bktherula)“

„Nu-Metal, Punk, MDMA, Spongebob und ins Absurde hochgepeitschter Hyperpop prägen den Sound von Rico Nasty, zu dem sie ihre Stimme bis in HNO-Ärzt*innen zur Verzweiflung bringende Heiserkeit strapaziert.“ So hat Kollegin Natalie Brunner den künstlerischen Ansatz von Rico Nasty zusammengefasst. Auf ihrem aktuellen Album „Las Ruinas“ taucht die Rapperin aus Maryland gleich in mehreren Tracks tief in die Welt des Drum’n’Bass ein. Auf „Messy feat. Teezo Touchdown & Bktherula“ zeigt sich Rico Nasty ungewöhnlich verletzlich und mellow. Das steht ihr gut.

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