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Von Jesse James bis „Blonde“: Andrew Dominik im FM4 Film Podcast

Von Nick Cave über Outlaws und Killer zu Marilyn Monroe: Der australische Filmemacher liebt intensive Themen.

Von Christian Fuchs

FM4 Film Podcast #147 Blonde, Jesse James & Andrew Dominik

Von dunklem Rock’n’Roll über Outlaws und Killer zu Marilyn Monroe: Der australische Regisseur liebt intensive Themen. Pia Reiser und Christian Fuchs diskutieren das Schaffen von Andrew Dominik am Beispiel seiner Filme „Blonde“ und „The Assassination of Jesse James by The Coward Robert Ford“. Nick Cave und Brad Pitt haben dabei Gastauftritte.

Am Montag, 3.10.2022, um Mitternacht auf FM4, im 7-Tage-Player und überall, wo’s Podcasts gibt.

„Apocalypse Now“, „Badlands“, „Barry Lyndon“, „Blue Velvet“, „Marnie“, „Mulholland Drive“, „The Night Of The Hunter“, „Raging Bull“, „Sunset Boulevard“ und „Der Mieter“: Man soll nicht immer von den Lieblingsfilmen eines Regisseurs auf dessen eigenes Schaffen schließen. Aber im Fall von Andrew Dominik sind seine zehn Alltime-Favourites schon recht aussagekräftig. Der 54-jährige Australier steht für ein Kino, in dem perfektes Genrehandwerk und hochkünstlerische Ambition verschmelzen. Ein Kino der eindringlichen Bilder, der extremen Emotionen und durchgeknallten Antiheld*innen.

Im Jahr 2000 versucht sich der Filmstudent aus Melbourne erstmals seinen Idolen wie Martin Scorsese oder Stanley Kubrick anzunähern. Mit einem brachialen Erstlingswerk, das wie ein Faustschlag in die Magengrube wirkt. Dominik rollt den Fall des Schwerverbrechers Mark „Chopper“ Read auf, der in der Einzelhaft eine Autobiografie verfasste.

Für die Hauptrolle holt sich der Regisseur einen australischen Komiker, dem niemand damals eine solche Rolle zutraut. Eric Bana spielt seinen Part beklemmend bravourös und startet eine beeindruckende Hollywoodkarriere. Aber auch der Mann, der bei „Chopper“ im Regiesessel sitzt, wird plötzlich von amerikanischen Produzenten kontaktiert.

"The Assassination of Jesse James by The Coward Robert Ford"

Warner Bros

„The assassination of Jesse James by the coward Robert Ford“

Psychodrama einer Outlaw-Legende

Andrew Dominik schlägt alle Blockbusterangebote ab und entscheidet sich für ein schwierigeres Projekt. „The Assassination of Jesse James by The Coward Robert Ford“ heißt der Neo-Western, der die Kritiker begeistert, aber an den Kinokassen floppt. Leider, muss man sagen, denn der Film erweist sich als außergewöhnliches Psychodrama einer Outlaw-Legende. In bedächtigen, hypnotischen Szenen dringt „The Assassination of Jesse James“ unter die Oberfläche der amerikanischen Mythenwelt. Casey Affleck und Brad Pitt faszinieren als ungleiche Gegenspieler.

Auch wenn der breite Erfolg ausbleibt, Andrew Dominik profitiert in einem Punkt ganz besonders von seiner Western-Erfahrung. Die Freundschaft mit dem Hauptdarsteller und Produzenten Brad Pitt sichert ihm seinen nächsten Film. Auch in „Killing Them Softly“ schlüpft der Superstar in die gleichen Funktionen.

Grimmige Visagen, Lederjacken, zurückgeklatschte Frisuren. „Killing Them Softly“ hätte einer dieser übercoolen Gangsterfilme werden können, im Gefolge von Tarantino oder Guy Ritchie. Aber der Ausnahmeregisseur Andrew Dominik hat größere Ambitionen. Er benutzt die Stilistik des Genrekinos für eine hypnotisch langsame Meditation über den Kapitalismus. Ein Film über Geld, über schmutzige Geschäfte, korrupte Transaktionen und fatale Krisen.

"Killing Them Softly" Filmstill

Thimfilm Verleih

„Killing Them Softly“

Noch einmal, aber bitte mit Gefühl

Neben Brad Pitt gibt es einen anderen entscheidenden Kollaborateur und Freund, der maßgeblich zur Karriere von Andrew Dominik gehört. Seit dem Jesse-James-Biopic sorgt Nick Cave, zusammen mit seinem Musikpartner Warren Ellis, für die Soundtracks des Regisseurs.

Die Zusammenarbeit wird aber noch intimer. „One More Time with Feeling“ heißt der berührende Dokumentarfilm von Dominik, der Cave in einer besonders schlimmen Phase begleitet. Mitten in den Aufnahmen zu einem neuen Album stürzte 2015 sein Sohn Arthur in Brighton von einer Klippe. Die schwarzweißen Bilder in diesem Film rahmen die bestürzende Trauer auf berührende Weise ein.

Sechs Jahre später holt Andrew Dominik den dunklen Musikstar wieder vor die Kamera. „This Much I Know To Be True“ heißt die Doku, die von der kreativen Beziehung von Nick Cave und Warren Ellis handelt. Die beiden spielen in einer leerstehenden Lagerhalle die Schlüsselsongs ihrer Alben „Ghosteen“ und „Carnage“. Um die Ambient-Balladen filmisch zum Leben zu erwecken, lässt sich Dominik Einiges einfallen. Elegante Kamerafahrten, hypnotische Lichteffekte, Gastmusikerinnen wie die Ikone Marianne Faithful.

"This Much I Know To Be True" Filmstill Nick Cave am Mikrophon

Bad Seed Ltd Film/Polyfilm

„This Much I Know To Be True“

Über Andrew Dominiks kontroversen neuen Film „Blonde“, der unlängst via Netflix veröffentlicht wurde, könnt ihr an dieser Stelle eine kleine Lobpreisung nachlesen. Anlässlich des irrlichternden Portraits von Marilyn Monroe plaudern Pia Reiser und meine Wenigkeit im neuen FM4 Film Podcast über den australischen Regisseur - am Montag, 3.10.2022, um Mitternacht auf FM4, im 7-Tage-Player und überall, wo’s Podcasts gibt.

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