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Elisabeth Scharang und Julia Strasser im Wald

Radio FM4 | Diana Köhler

FM4 Field Recordings: Eine neue Sendung an Feiertagen

20 Jahre Doppelzimmer: Schön war’s. Genug ist es.

Von Elisabeth Scharang

Es ist 20 Jahre her, dass ich gemeinsam mit Pamela Rußmann und später mit Claus Pirschner begonnen habe, bekannte und berühmte Menschen für ein Gespräch zu treffen, bei dem es nicht um ihre Arbeit oder ihr Werk, sondern um sie selbst ging. Um das, was sie beschäftigt, um das, was sie geprägt und beeinflusst hat. Ich wollte Menschen in das FM4 Universum holen, die entweder nicht auf der FM4 Gästeliste stehen, oder über die ich abseits ihrer Musik, die bei uns läuft, mehr wissen wollte.

Bei diesen zweistündigen Radiogesprächen habe ich Tonnen an eigenen Vorurteilen abgebaut. Klaus Maria Brandauer war altersmilde und nicht arrogant, Natascha Kampusch war lustig, Jochen Distelmeyer steif wie ein Stock, Maria Lassnig fragil, Josef Hader schlecht drauf und Martina Gedeck keine Diva. Die Beschäftigung mit diesen Menschen war jedes Mal ein Abtauchen in Biografien, die medial gut archiviert und beschrieben sind. Auf Nebenstraßen, abseits der üblichen Fragen, bin ich mit ihnen durch die Fragmente ihrer Erinnerungen gefahren, ohne Anspruch auf Vollständigkeit, ohne Anspruch, irgendetwas aufzudecken oder ihnen etwas entlocken zu wollen. Wir haben einfach geredet.

20 Jahre FM4 Doppelzimmer in Bildern

Ich werde das Gespräch mit Hansi Lang nie vergessen, mit Wim Wenders oder Jonathan Meese. Die Begegnung mit dem alten Aktionistenehepaar Anna und Günter Brus, den Besuch bei Christine Nöstlinger und das unvergessliche Gespräch mit Elfriede Jelinek, kurz nachdem sie den Literaturnobelpreis bekommen hat. In den letzten fünf Jahren waren es vor allem Frauen wie Yasmo, Marie Kreutzer, Doris Knecht oder Birgit Minichmayr, die im FM4 Doppelzimmer den Ton angegeben haben.

Und jetzt mache ich einen Punkt. Ab 1. November gibt es eine neue Sendung. Wieder an Feiertagen und noch immer von 13 bis 15 Uhr.

FM4 Field Recordings: Gespräche mitten im Geschehen

Was wissen wir über den Maschinenraum, der uns unter der Oberfläche unseres Alltags auf Hochtouren beliefert, versorgt, informiert, verwaltet, bespaßt und transportiert? In der neuen Radiosendung FM4 Field Recordings setze ich den Kopfhörer auf, nehme das Mikro treffe Menschen an ihren vielfältigen Arbeitsplätzen. Ich will verstehen, warum Lieferketten reißen und unter welchem Druck Polizist*innen arbeiten. Ich will wissen, warum der Job bei der Müllabfuhr so gut bezahlt ist und wie man Betreuer*in in einem Kinderheim wird. Gespräche mitten im Geschehen.

In Folge #1 grabe ich ein Grab und suche Hilfe. Nicht auf dem Friedhof, sondern im Wald. Ich treffe Julia. Sie ist gelernte Gärtnerin, hat in einem klassischen Bestattungsunternehmen gearbeitet, bevor sie vor ein paar Monaten zum Klosterwald gekommen ist, einem Friedhof im Wald nahe Stockerau. Rund um die großen Eichen und Buchen werden hier bis zu zehn Urnen vergraben; aus abbaubarem Material, damit am Ende Asche wie Urne Teil der Natur werden. Was ist das für eine Arbeit, bei der Tränen und Trauer Routine sind, auch wenn es dabei nicht um die eigenen Gefühle geht?

Gerhard hat die geeignete Schaufel dabei. Er ist Landwirt und setzt die Tradition seines Schwiegervaters fort, der ebenfalls im Zweitberuf Totengräber war. „Du kannst dir gar nicht vorstellen, wieviel Plastik da unten in den Gräbern liegt“, erzählt Gerhard. „Unsere Kunstfaserklamotten verrotten ja nicht. In den 70er Jahren haben sie auch die Leichen in Plastiksäcke eingegraben. Die sind da drinnen konserviert, da ist nichts mit Verwesung.“ Es ist eine schwere Arbeit, ein Grab auszuheben. Sechs bis acht Stunden schaufelt Gerhard an einem Grab, in das ein Sarg gelegt werden soll. Ein Urnengrab im Wald macht weniger Stress, sagt er. Im Klosterwald werden inzwischen mehr Menschen unter den Bäumen beigesetzt als in St. Pölten in einem Jahr. Naturverbundenheit, Kostengründe? Ist der klassische Friedhof ein aussterbendes Modell?

Bestatterin Julia Strasser im FM4 Field Recordings Interview im Wald

Diana Köhler

Elisabeth Scharang und Julia Strasser

Ich möchte in den nächsten Monaten in Großküchen, Lagerhallen und Kindergärten gehen, digitale und analoge Arbeitsplätze erkunden und mit den Menschen, die dort arbeiten, reden. Wenn du Sichtbarkeit willst für das, was du tust, wenn du etwas zu erzählen hast über deine Arbeit, dann schreib uns an fm4@orf.at.

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