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Screenshot aus dem Film "Medusa"

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„Medusa“ zeichnet ein dystopisch realitätsnahes Bild Brasiliens

In ihrem diese Woche im Kino anlaufenden Film „Medusa“ zeichnet die Regisseurin Anita Rocha de Silveira ein düsteres Bild der brasilianischen Gesellschaft.

Von Natalie Brunner

Bolsonaro ist zwar abgewählt, aber es war sehr knapp. Rund 49 Prozent der brasilianischen Bevölkerung haben dem Politiker trotz seiner frauenfeindlichen, homophoben und rassistischen Aussagen ihre Stimme gegeben.

Das dystopische Brasilien, in das uns „Medusa“ führt, ist ein faschistischer Staat, der Selbstjustiz toleriert, wenn nicht sogar fördert. Die jungen Frauen, um die sich der Film dreht, sind hübsch standardisierte Instagrammerinnen, die tagsüber keusch den Lehren von evangelikalen Predigern folgen. Gleichzeitig haben sie es sich zur Aufgabe gemacht, nachts andere junge Frauen, die sie als „unrein“, und „pervers“ bezeichnen, zu verprügeln und zu demütigen. Mit Gewalt erzwungene Schuldeingeständnisse werden dann auf Instagram gepostet.

Ein albtraumhaftes Mobbing-Szenario, das aber gar nicht so weit von der Realität entfernt ist, wie man als europäische Kinobesucherin glauben mag, erklärt mir Regisseurin Anita Rocha de Silveira. Rechts-konservative Tele-Evangelisten kontrollieren die Gesellschaft. Sie besitzen Medienkonglomerate, besetzen politische Ämter und ihre jungen männlichen Anhänger bilden Milizen, die sich die „Armee Gottes“ nennen.

Screenshot aus dem Film "Medusa"

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Am Beginn von „Medusa“ sieht man maskierte Frauen, die nachts durch die Straßen patrouillieren, um andere Frauen zu bestrafen, indem sie ihnen das Gesicht mit Rasierklingen zerschneiden. Was nach dem Szenario eines dystopischen Horrorfilms klingt, hat die Regisseurin des Films Anita Rocha da Silveira einer Zeitungsnotiz entnommen.

„Medusa“ ist voll von weiblichen Charakteren, die gegen ihre eigenen Interessen handeln. Auch das habe die Regisseurin Anita Rocha da Silveira in der der Realität beobachten können. Wie in einer machistischen, sexistischen und sich auf vermeintliche moralische Instanzen berufenden Gesellschaft Frauen Gewalt und Kontrolle über andere Frauen ausüben, und was Social Media dabei für eine Rolle spielen. Für die aus Rio de Janeiro stammende Regisseurin schließen diese Zusammenhänge den Kreis zu der aus der griechischen Mythologie stammenden Geschichte der Medusa.

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