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Ein Mann und eine Frau sitzen nebeneinander, Szene aus "Ninjababy".

Motlys A/S

Wenn das „Ninjababy“ tritt

Nach dem viel geliebten „The Worst Person in the World“ kommt zum Ende dieses Kinojahres noch ein Film aus Norwegen, der aus dem Leben einer jungen Frau sehr unterhaltsam und realistisch erzählt. „Ninjababy“ ist herzig und herzlich.

Von Maria Motter

Die norwegische Regisseurin Yngvild Sve Flikke liebt es, eine Erwartungshaltung des Publikums zu wecken und dann gleich die andere Richtung einzuschlagen. Ihr Kinofilm „Ninjababy“ handelt von einer lang unbemerkten Schwangerschaft und bringt einen liebenswerten Charakter nach dem anderen im heutigen Norwegen ins Spiel.

Da sitzt die Hauptfigur in ihren ausgeleierten Jogginghosen in ihrem „Trash-o-rama“, wie sie ihr WG-Zimmer nennt, an 1.000 unfertigen Projekten und zeichnet. Rakel ist 23. Hinter ihr liegt ein abgebrochenes Studium in Grafikdesign, vor ihr die vage Idee einer Zukunft als Comiczeichnerin. Auf den ersten Blick wirkt sie wie ein schüchterner Schussel, doch Klischees sind da, um fröhlich gebrochen zu werden. Rakel hat wenig Geld und eine beste Freundin, die auf die gemeinsame Wohnung und auf Rakel schaut.

”Ninjababy” läuft jetzt in den Kinos. Weitere Empfehlungen und dazu Vorfreude auf Kommendes gibt’s im FM4 Filmflimmern" von Pia Reiser.

Und Ingrid bemerkt auch Rakels Schwangerschaftsbrüste im Umkleideraum, als die beiden Aikido probieren wollen. Selbstverteidigung ist das, der Begriff Kampfsport sei vorbelastet, erklärt der Trainer. Rakel erkennt ihn von einem One-Night-Stand wieder. Der Mann ist einer der gutmütigsten Charaktere in diesem Kinojahr. Sein „Ja, ja, ja“ klingt im norwegischen Original so lieb, dass es auch kaum überrascht, dass er wenig später mit Rakel bei einem Termin für einen selbstbestimmten Schwangerschaftsabbruch sitzt und sich als Kindsvater begreift.

Eine junge Frau schreit und die Männer hinter ihr johlen ebenso vor Begeisterung. Szene aus "Ninjababy".

Motlys A/S

„Ninjababy“-Hauptdarstellerin Kristine Kujath Thorp nimmt man all ihre Überlegungen und Gefühle ab.

Bis das Ultraschallbild zu Rakels Entsetzen einen Fötus im sechsten Monat zeigt. Ihr „Ninjababy“ hat sie so lang nicht bemerkt. Und bis das „Ninjababy“ sie endlich tritt, wird es auch noch dauern. Aber jetzt ist es da: auf einem Blatt Papier auf Rakels Schreibtisch, mit Augenmaske und es meldet sich zu Wort. Mit einer Stimme, die auch zu einem Kobold passen würde, protestiert es gegen Adoptionsgedanken und wenn Rakel Sex hat.

Pimmeljesus will das „Ninjababy“

Eine junge Frau sitz in Jogginghose auf einem Drehstuhl in ihrem unordentlichen WG-Zimmer und schaut nachdenklich, Szene aus "Ninjababy".

Motlys A/S

Als nur noch ein Mann mit dem bezeichnenden Spitznamen Pimmeljesus als Vater von Rakels ungeborenem Kindes infrage kommt, wird es turbulent. Weil Pimmeljesus das Kind will. Für ihr Leben kann Rakel sich Vieles vorstellen, nur als Mutter sieht sie sich nicht. Sie wollte das Sperma nur nicht im Gesicht. Ihre Gedankenwelt ist im Film zu sehen, auch als gezeichnete Animation.

In dem sorgsamen Einsatz der Animationen liegt auch ein Zauber von „Ninjababy“. Der Film basiert auf der Graphic Novel „Fallteknikk“ von Inga Saetre, die noch nicht auf Deutsch erschienen ist. Wie bei der Kampfsportart Aikido geht es darum, eine Situation, in der man hinfällt, in etwas Anmutiges zu verwandeln.

Regisseurin Yngvild Sve Flikke hat mit der Künstlerin Inga Saetre den Film entwickelt und Saetre hat die Animationen gezeichnet. Einzelne gezeichnete Striche etwa sprühen wie Funken über einer Aufnahme, die Dialoge sind vielfach lustiger Schlagabtausch. Schnipp-schnapp, er soll sich sterilisieren lassen, befieht Rakel Pimmeljesus weit mehr, als dass es noch als Empfehlung durchgehen würde. Hauptdarstellerin Kristine Kujath Thorp kann aber auch einfach ihr Gesicht sprechen lassen. „Ninjababy“ gelingt die Balance zwischen Gags und Ernsthaftigkeit. Es ist ein herziger und herzlicher Film.

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