Das illustrierte „Tomorrow“ spannt den Bogen von Sci-Fi zur Gegenwart

Ein neues Multimedia-Buch widmet sich der Zukunft in all ihren Facetten: Es ist eine detailliert illustrierte Sammlung an Kurztexten, deren dazugehörige Bilder man mit dem Smartphone zum Leben erweckt.

Von Robert Glashüttner

„Tomorrow“ ist ein illustriertes Buch der österreichischen Künstlerin und Autorin Michaela Konrad. Sie hat zahlreiche Werke gestaltet, die ein bisschen so aussehen wie Covers von Zeitschriften aus den 1950er Jahren. Diese sind allerdings gespickt mit zeitgenössischen gesellschaftspolitischen Themen und Inhalten. Wenn man eine spezielle App lädt, kann man diese Kunstwerke mit dem Smartphone sogar zum Leben erwecken.

Das Buch ist aber auch abseits der Illustrationen super, denn es beschäftigt sich mit den drängenden Fragen unserer Zeit: Klimawandel, Künstliche Intelligenz, Data Mining, Gesundheit, Kriegsführung und vieles mehr.

Vorhersagen und Visionen der letzten 100 Jahre

„Die breite Mehrheit gerät in eine immer stärkere Abhängigkeit einer kleinen Elite, die hinter dieser Machtkonzentration steht. Die wachsende Bevölkerung wird durch Werbung manipuliert, abgelenkt und zum Konsum animiert.“

Michaela Konrad beginnt ihre Reise durch die technologisch-gesellschaftlich-politischen Veränderungen der letzten circa 100 Jahre der Menschheit mit einem Standardwerk der Science-Fiction: „Brave New World“ von Aldous Huxley, 1932 erschienen. Viele Prognosen von ihm und anderen klugen Denker*innen von damals sind heute schon Realität oder nur noch wenige Jahre oder Jahrzehnte von ihrer Umsetzung entfernt. Im Zentrum des Buches steht die große Dissonanz zwischen der galoppierenden technologischen Entwicklung einerseits und der sozialen und ethischen Überforderung der Menschen damit andererseits.

„All unsere Ideen, Meinungen und Lebenssituationen werden in den riesigen Serverfarmen der Tech-Giganten und Geheimdienste für die Zukunft gespeichert – egal wie gerne wir manches davon vergessen würden.“

Bewegtbilder im Buch

Jede Doppelseite in „Tomorrow“ besteht links aus Text und rechts einer Illustration. Michaela Konrad orientiert sich bei ihren Werken an der Ästhetik von Pulp- und Comic-Magazinen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bis circa in die 1960er Jahre. Man sieht Roboterbienen, die Blüten bestäuben, Altenpflege mit künstlichen Helfern oder ein tauchendes Pärchen umringt von Atommüll.

Mit der Gratisapp Artivive können viele dieser Bilder mit Hilfe von Augmented Reality zum Leben erweckt werden – in dem man einfach die Smartphone-Kamera über das jeweilige Bild hält. Dann bewegen sich etwa die Taucher leicht im Wasser hin und her, und man hört eine dazu passende Musik.

Guter Einstieg in die Themen unserer Zeit

Wer sich regelmäßig mit Netz-, Medien- und Gesellschaftspolitik beschäftigt, wird in „Tomorrow“ inhaltlich wenig Neues finden. Das Buch bietet vielmehr einen kurzen, aber dennoch reichhaltigen Überblick über vor vielen Jahrzehnten beschriebene Utopien und Dystopien der Vergangenheit und was davon unsere heutige Gegenwart und nahe Zukunft tatsächlich prägt und prägen wird. Als Einstieg in die vielen virulenten Themen unserer Zeit ist es ideal geeignet, und auch als Geschenk und Überraschung für Besucher*innen zuhause macht „Tomorrow“ eine gute Figur.