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Szene aus "After Blue": Schauspielerin Paula-Luna neben anderer Frau mit Loch im Gesicht.

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„After Blue“ ist Unfug aus Prinzip

Bertrand Mandicos neuer Kinofilm „After Blue“ könnte ein Western mit Frauen auf einem fernen Planeten sein. Noch mehr aber ist er ein farbig ausgeleuchetetes Moodboard.

Von Maria Motter

„There is no planet B“, lautet einer der bekanntesten Slogans der Klimabewegung. Längst wird die Aussage auf T-Shirts und Schaufenster gedruckt. Der französische Regisseur Bertrand Mandico hat sich jetzt aber für seinen neuen Film „After Blue“ einen Planeten ausgedacht, auf den Menschen übersiedeln. „After Blue“ ist alles andere als eine schöne Zukunftsvision, vielmehr eine Anstrengung. Die Waffen im Film tragen die Namen teurer Marken und ein Androide ist ein „Louis Vuitton“. Denn "After Blue“ übernimmt klassische Westernmotive und spielt in einer dystopischen Welt.

Kate Bush heißt die gesuchte Verbrecherin im Film, also genau so wie die britische Sängerin. Das tut aber nichts zur Sache, weil Regisseur Betrand Mandico sich mit der Filmproduzentin und Regisseurin Katrín Ólafsdóttir einem eigenen Manifest verschrieben hat: Es ist Kino, das auf Zusammenhanglosigkeit setzt, doch durchaus ironisch, aber nicht zynisch sein will. Frei erzählt, romantisch, gestört und traumhaft will Mandico seine Filme erzählen.

Szene aus "After Blue": Schauspielerin Paula-Luna

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„After Blue (Verschmutztes Paradies)“

Bertrand Mandicos Manifest der Zusammenhanglosigkeit

Zwölf Punkte umfasst das Manifest. Ein Punkt ist, dass Special Effects nur beim Dreh eingesetzt werden dürfen. Gedreht wird ausschließlich auf abgelaufenem Filmmaterial, lautet ein anderer Punkt. Und jeder Film soll eine Mischung aus mindestens zwei Genres sein.

„After Blue“ ist jetzt im Stadtkino Wien, im Leokino in Innsbruck und im Moviemento in Linz zu sehen.

Die Kate Bush in „After Blue“ steckt also bis auf den Kopf im Sand: Andere Frauen haben sie lebendig begraben. Nur die junge Roxy (Paula-Luna Breitenfelder) in Strickweste und Lederhose kommt der Ausgestoßenen zu Hilfe und ist sofort erregt. Da blinkt ein drittes Auge auf dem Venushügel von Kate Bush. Das könnte lustig sein. Aber „After Blue“ ist eine altbackene Männerfantasie, bunt ausgeleuchtet und reich an Überblendungen.

„After Blue“ präsentiert eine junge Frau als triebgesteuertes, naives Wesen. Roxy masturbiert vor sich hin, mal mit einer Pistole, dann mit einem molchartigen Ding, und wilde Tagträume verwirren sie. Das ist wenig verwunderlich, mitunter sind es kannibalistische Fantasien. Es bleibt beim kurz aufflackernden Gedanken. Die meisten Frauen im Film begehren einander bei Zufallsbegegnungen binnen Sekunden. Für Männer hat sich der Planet „After Blue“ als vernichtend erwiesen, erfährt das Publikum: Den Männern sind im Leibesinneren Haare gewachsen.

Szene aus "After Blue": junge Frau und Baummensch

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Von wegen Sci-Fi: Auf „After Blue“ ist Technologie verboten. Dafür gibt es molchartige Slime-Dinge und Baumwesen.

Glitzerpuder und Bergkristall, Theaterkulissen und Dünen

Roxy hat weißblondes Struwwelpeter-Haar, ganz unpassend zu ihrer Mutter, einer Frisörin mit dickem Rapunzelzopf. Beide werden verstoßen, weil Roxy sich mit Kate Bush eingelassen hat, die Tod und Verderben gebracht hätte. So ziehen Mutter und Tochter mit einem Pferd durch Wind und Wetter, durch Theaterkulissen und über einen Strand, bis sie auf eine Malerin und deren Androiden stoßen.

Da trabt die Geschichte wieder etwas vom Fleck, aber noch vor dem Showdown lahmt das Pferd. Wer durchhält, bekommt noch eine Art Auflösung. „After Blue“ ist ein Unfug aus Prinzip, mit weit weniger Einfallsreichtum als die Filmstills vermuten ließen. Es sind zwei Märchenstunden im fernen Matriarchat. Mit Schauwert für manche - der Preis der internationalen Filmkritik (Fipresci) ging beim Filmfestival in Locarno an „After Blue“-, schlicht ein Schmarrn für andere.

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