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Oscar-Statuen

APA/AFP/Valerie MACON

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11 Nominierungen für „EEAAO“

Elf Nominierungen für „Everything everywhere all at once“, das heißt auch: Erstmals ein richtiger Hipsterfilm bei den Oscars. Neun Nominierungen für „The Banshees of Inisherin“ und „Im Westen nichts Neues“. Größte Überraschung: Nominierung für Ana de Armas („Blonde“) und Paul Mescal („Aftersun“).

Von Pia Reiser

Dass der Filmtitel „Everything Everywhere All at Once“ heute bei der Bekanntgabe der Oscarnominierungen mehrmals fallen würde, war bereits vorher klar. Elf Mal ist der hyperaktive Multiverse-Film über eine Asian-American Familie nominiert worden. Neunmal ist aber auch ein Filmtitel gefallen, der im Grunde das Gegenteil zum schnellen, ironischen und durchaus auch hipsterischen Kino des Regie-Duos The Daniels ist und eine ganz andere Art von Kino bemüht, sich - im Gegensatz zu „EEAOO“ auf etablierte Filmwelten beruft: Das deutsche Antikriegsepos „Im Westen nichts Neues“ mit Felix Kammerer hat schneller, als man „Netflix“ sagen konnte, den Dünkel eines Streamingfilms abgeschüttelt und ist zum Vorzeige-Prestigefilm geworden. Übrigens ist bereits 1930 eine Adaption von „All Quiet on the Western Front“ als Bester Film ausgezeichnet worden.

Neunmal nominiert ist auch Martin McDonaghs „The Banshees of Inisherin“, eine tragikomische Erzählung über eine Männerfreundschaft, und für Baz Luhrmans „Elvis“ gab es acht Nominierungen. Beide sind auch als „Best Picture“ nominiert, genau wie „Tar“, „The Fablemans“, „Triangle of Sadness“, „Top gun: Maverick“ und „Avatar: The Way of Water“.

Szene aus Everything Everywhere All At Once

filmcoopi

„Everything Everywhere All at Once“. Representation, Zerschmetterung von Stereotypen und alles andere als ein nach Schema F gestricktes Drama

Üblicherweise gewinnt „Best Picture“ ein Film, der auch in der Kategorie „Best Achievement in Directing“ nominiert ist, in dieser Kategorie sind Martin McDonagh („The Banshess of Inisherin“), The Daniels („EEAAO“), Steven Spielberg („The Fablemans“), Todd Field („Tar“) und Ruben Östlund („Triangle of Sadness“) nominiert.

Mit den Nominierungen in der Königskategorie und in den sogenannten technischen Kategorien für „Top Gun: Maverick“ und „Avatar: The Way of Water“ kann man der Academy zumindest nicht mehr vorwerfen, in einem Elfenbeinturm zu sitzen und die Interessen des Kinopublikums zu ignorieren, beide Filme sind die größten Blockbuster des letzten Jahres - „Avatar: The Way of Water“ hat weltweit inzwischen zwei Milliarden Dollar eingespielt.

„Corsage“ ist nicht in der Kategorie „Best International Feature Film“ nominiert. Ob das mit dem Fall Florian Teichtmeister zu tun hat, kann man nur orakeln. Fakt ist, dass die Berichterstattung zu Teichtmeister in den USA quasi nicht vorhanden war. Am 15. Jänner gab es einen Artikel im „Hollywood Reporter“, am 17. Jänner war bereits Abgabeschluss für die Stimmberechtigten. Nominiert in der Kategorie sind „Im Westen nichts Neues“ (Deutschland), „Close“ (Belgien), „The Quiet Girl“ (Irland) und „EO“ (Polen).

Kleiner Exkurs zu dieser Kategorie: Wie viele in der Kategorie „Best International Feature Film“ ihre Stimme abgeben, ist schwer zu sagen: Nachdem ein eigenes Komitee die Filme sichtet, die sich qualifiziert haben, wird eine Liste der Top 15 erstellt. Danach kann eigentlich jedes Mitglied der Academy seine Stimme in der Kategorie abgeben, vorausgesetzt, dass sie nachweisen können, sich alle nominierten fünf Filme angesehen zu haben. Erleichtert worden ist das Vorhaben immerhin mit der Einrichtung einer eigenen Streaming-Plattform, dennoch ist es gut möglich, dass manche aus Mangel an Zeit/Interesse hier auf die Möglichkeit, ihre Stimme abzugeben, verzichten.

Im Westen nicht Neues

Reiner Bajo | Netflix

Felix Kammerer in „Im Westen nichts Neues“

Mit der Nominierung von Angela Bassett in der Kategorie „Best Supporting Actress“ in „Black Panther: Wakanda Forever“ ist erstmals ein Marvelfilm in einer Schauspielkategorie zu finden, gemeinsam mit Bassett nominiert sind Hong Chao für „The Whale“, Kerry Condon für „The Banshees of Inisherin“ und Jamie Lee Curtis und Stephanie Hsu für „EEAAO“. Gemeinsam mit Michelle Yeoh („Best Actress in a Leading Role“) und Ke Huy Quan („Best Supporting Actor“, beide für „EEAAO“) befinden sich vier Asian-American SchauspielerInnen unter den Nominierten. Dass Ke Huy Quan sich schon an die Dankesrede setzen kann, gilt als ziemlich sicher, seine Konkurrenten in dieser Kategorie sind Brendan Gleeson und Barry Keoghan („The Banshees of Inisherin“), Brian Tyree Henry („Causeaway“) und Judd Hirsch („The Fablemans“).

Filmstill aus "Blonde"

Netflix

Ana de Armas in „Blonde“

Cate Blanchett gilt als Favoritin in der Kategorie „Best Actress in a Leading Role“ für ihre Darstellung einer Dirigentin in „Tar“, ebenfalls nominiert sind hier die schon erwähnte Michelle Yeoh ("EEAAO), Michelle Williams („The Fablemans“) und - das ist überraschend - Andrea Risebourough für „To Leslie“ (für deren Nominierung sich in den letzten Wochen A-List-SchauspielerInnen wie Kate Winslet und Edward Norton eingesetzt haben) sowie Ana de Armas für „Blonde“, ein Film, der ja seit seines Erscheinens sowohl vom Großteil des Publikums als auch der Presse hauptsächlich zerfetzt worden ist.

Ana de Armas Nominierung ist wie jene von Brendan Fraser in „The Whale“ die Academy’sche Wertschätzung von Transformation (und schon auch: Darstellung von Leid), die auch dann honoriert wird, wenn eine einzelne Performance über den Film hinausstrahlt. Im Fall von Brendan Fraser (wie auch bei Ke Huy Quan) hat die Academy immer noch einen Narren gefressen an Comeback-Stories. Neben Brendan Fraser sind in der Kategorie „Best Actor“ auch noch Austin Butler („Elvis“), Bill Nighy („Living“), Colin Farrell („The Banshees of Inisherin“) - und Überraschung: Paul Mescal für „Aftersun“, dem Regiedebüt von Charlotte Wells (und wie „EEAAO“ aus dem Hause A24), nominiert.

Größter Skandal: Der fantastische Song „New Body Rhumba“ von LCD Soundsystem aus „White Noise“ ist nicht nominiert, dafür die wirklich greislige Lady-Gaga-Ballade „Hold My Hand“ aus „Top Gun: Maverick“.

Mein lautester Freudenschrei heute: Die österreichische Cutterin Monika Willi ist für „Best Achievement in Editing“ für ihre Arbeit an Todd Fields „Tar“ nominiert.

Die Oscarverleihung findet am 12. März 2023 statt, Jimmy Kimmel wird moderieren und in einem writer’s room zerknüllt man wohl grade Ideen und hingekritzelte Pointen, wie man mit der letztjährigen Ohrfeige, die Will Smith Chris Rock während der Verleihung verpasst hat, umgeht.

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