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Bleibt alles easy: Sharktank und ihr zweites Album „Acting Funny“

Sharktank bewahren sich auf ihrem zweiten Album „Acting Funny“ die Leichtfüßigkeit und Luftigkeit, die ihre Songs zu solchen Ohrwürmern machen, als würde man sie immer schon kennen.

Von Katharina Seidler

Vielleicht ist das fehlende Konzept der Schlüssel zu der Band Sharktank. Gegründet irgendwann 2020 als Hobbyprojekt der beiden Freunde Marco Kleebauer und Michael „Mile“ Lechner, bald ergänzt von Katrin Paucz, scheint alles bei diesem Trio seinen gänzlich natürlichen Lauf genommen zu haben. Ineinandergreifen der musikalischen Vorlieben aus Pop, Hiphop und Funk, eine Selbstverständlichkeit. Gemeinsames Texten und Songinhalte-Vereinbaren von Mile und Katrin, kein Problem. Erste Single „Washed up“, ein Hit. Er steht heute bei 10 Millionen Streams, das ist eine Zahl mit sieben Nullen.

Eine Pandemie und drei Jahre später halten wir nun das zweite Full-Lengh-Album von Sharktank in den Händen, eine prallgefüllte, bunte Wunderkiste aus zwölf Songs plus drei Mini-Interludes, und die dazugehörige, erste Headliner-Tour des Trios steht vor der Tür. Laut Eigenaussage sind die drei Bandmitglieder diesmal mit einem Hauch mehr Plan an das Schreiben und Aufnehmen herangegangen, aber die organische Leichtigkeit, die ihre Songs zu so selbstverständlichen Wegbegleitern (lies: Ohrwürmern) macht, als wären sie immer schon da gewesen, ist geblieben.

Im Zentrum des Sharktanks schlägt ein Herz aus Beats von Marco Kleebauer, auch wenn die nicht unbedingt am Beginn des Schreibprozesses stehen müssen – sie sind mit ihrer unaufgeregten Wärme und dem entspannten Funk jedenfalls absolut charakteristisch. Darüber, darunter und dazwischen schlängeln sich psychedelische Synthesizer-Motive und akustische Gitarren-Melodien, der Bass zupft sich seinen Weg bestimmt, aber ohne Eile. Katrin Paucz und Mile singen und sprechsingen dazu über kleine Lebenserkenntnisse und große Alltagssorgen: Die Erinnerung an einen Streit auf dem Schulhof („Shame“), ein Schlüsselmoment in der Beziehung, wenn man erkennt, dass zwei Menschen verschiedene Dinge wollen („Bubblegum“), die Gemütlichkeit des Sofas, wenn man eigentlich ausgehen wollte („Busy“).

“Das Ego bleibt aus dem Studio draußen.“

Ob zu Beginn eines Songs eine Rhythmusfigur, eine Textzeile oder ein Melodiefragment stand, verliert im Studio bei Sharktank schnell an Bedeutung, erzählen Katrin Paucz und Mile im Interview. „Meistens kommt jemand von uns mit einer bestimmten Stimmung in den Raum. Die beiden anderen denken sich dann in diese Stimmung hinein, und oft weiß man am Ende gar nicht mehr, wer die Grundidee hatte.“

Sharktank 2. Album Acting Funny Comic Cover

Sharktank / Humming Records via Neubau Music

„Acting Funny“ von Sharktank erscheint am 24.3.2023 bei Humming Records via Neubau Music / The Orchard

Diese Unmittelbarkeit in der gemeinsamen Studioarbeit – ein Song pro Tag sollte am Ende schon irgendwie rausschauen - hat etwas extrem Erfrischendes und sie ist zweifellos auch der Grund, warum Sharktank derzeit mit ihren psychedelischen Popsongs an der Tür des größeren Fame anklopfen (Amadeus Nominierung, NPR Session, Tour, Klicks). Der Gesamtvibe von „Acting funny“ ist einen Tick verwaschener, Tame Impala-mäßiger als bei Album Nummer Eins, es ist bei aller Leichtfüßigkeit durchzogen von einer leicht melancholischen Sehnsucht, wie die Schwermut mitten im Sommer, die schon ahnt, dass der Herbst vor der Tür steht. Mit „Busy“ enthält die Platte außerdem die bisher beste Nummer von Sharktank.

Überhaupt, „Busy“: “I’ve been wishing that I would be sitting here and not asking why“, heißt es in dieser Hymne ans Zuhausebleiben, und diese Selbstverständlichkeit im Umgang miteinander und mit der Musik – Stichwort: einfach machen – stehen programmatisch für die Spielwiese namens „Acting funny“, ein ausgeschlafenes, unverkrampftes, fröhlichmachendes Album für den Frühling.

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