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Bibiza im Konzerhaus

Radio FM4 / Franz Reiterer

Amadeus Austrian Music Awards

How to Popstar, Bibiza Edition

Bibiza ist einer der fünf Nominierten für den FM4 Award beim Amadeus 2023. Wen soll’s wundern.

Von Lisa Schneider

Wie wird man jetzt also Popstar? Das, was vor unseren Augen und Ohren passiert, das wirkt alles immer gut schnelllebig, am Parkett von einem Tag auf den anderen und schon oben in den Charts. Bilderbuch haben „Maschin“ doch eh in einer Nacht geschrieben und vorher halt wie wir alle anderen gegessen, geschlafen, bisschen gelernt und gelebt? Nicht ganz. Auch Bilderbuch waren schon Schülerband, lange bevor sie von gelben Autos, gelben Handschuhen und gelber Schönbrunn-Live-Kulisse geträumt haben. Stichwort: dranbleiben, ausharren, es machen müssen, auch, wenn vielleicht gar kein anderes Ergebnis dabei rausschaut als der Beisatz von Mama auf Familienfesten „Ja, bissl Musik machen sie auch nebenbei“.

Wer soll den FM4 Award beim Amadeus 2023 gewinnen?

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Bibiza hat auch ausgeharrt, und dabei ist das Wort für seine Version der Geschichte viel zu hart und struppig. Wenn Bibiza eines nicht ist, dann der Typ der try-hard-Sorte. Er hängt im Studiosessel genauso da wie in der Hängematte, „hallo hallooooo“, „letsssss goooo“ und all die anderen schönen, sanften Begrüßungsformeln fallen ihm über die eigentlich immer grinsenden Lippen. Franz Bibiza ist ein sehr angenehmer Zeitgenosse, sich selbst beschreibt er zusätzlich noch als „sehr zufrieden“. Da war ja mal der Spruch von Ruhe und Kraft.

Vor gut fünf Jahren hat Bibiza begonnen, erste Singles zu veröffentlichen, im Schlepptau immer die guten Freund*innen der später zum Swift Circle umbenannten Wiener Hipmusik-Gruppe (ihrer angehörig u.a. Eli Preiss, liebcozy, prodbypengg; Vorlieben: baggy pants, Coolness, schnelle Brillen und mellow Beats). Bibiza hat zuallererst bei FM4 Tribe Vibes und dann zu vielen weiteren Interviews reingeschaut, hat uns ein FM4 Geburtstagsset im Studio gespielt, er hat Eli Preiss und dann auch Slav bei deren jeweiliger FM4 Blockparty im ORF Radiokulturhaus unterstützt.

Gerade da war er immer die schon ernstzunehmende, vor allem aber auffällig traumwandlerische Figur am Rande. Nach dem Gig mit Slav etwa erzählt er, zwei Zöpfe baumeln ihm links und rechts vom Kopf, dass er einen neuen Song geschrieben hat. Er nennt ihn: „Ich steige aus der Dusche fühl mich frisch“. Wen haben wir denn da entdeckt.

Nachdem Bibiza uns diverse Lockdown-Lieder dagelassen hat („So bei mir“ - noch immer bester Hypnoseakt seit Erfindung der Langeweile) kam dann wenig erwartet 2021 das Album „Lebe wie ein Hippie“ raus. Indie-Bibi ist ein Titel, den er sich da gern und passend (Gitarren!) geben lässt, dabei bedeutet Indie ja noch mehr als das musikalische Erbe von The Strokes und Arctic Monkeys. Vor allem: unabhängig sein.

Das ist ja also fast wie bei Mavi Phoenix, auch mit ihm war Bibiza schon im Studio. Mal Hiphop, dann straighte Mitsing-Gitarre, gerne auch inklusive Lagerfeuerknisterromantik. Während Mavi sich musikalisch aktuell wieder back to his roots bewegt, macht Bibiza aber nochmal ein ganz neues musikalisches Kapitel auf. Er dürfte Falco gehört haben.

FM4 Frequency, 2022. Bibiza springt kurzerhand ein, die Green Stage (die zweitgrößte am Gelände) zu bespielen. Es ist später Nachmittag, die beste Zeit auf jedem Festival. Blau sind die Leute hier höchstens von Bibizas gleichnamigem Lied, vor allem aber warten sie auf „Opernring Blues“, das Lied, das zu diesem Zeitpunkt TikTok-Wellen geschlagen hat. Kokain und das Öffentlich-Rechtliche gehen leider nicht ganz so gut zusammen, aber die Kraft und vor allem Stringenz der Musik lassen einen schon mal kurz blinzeln. Das ist der Schmäh einer überzuckerten Mittzwanziger-Generation, deren Protagonist*innen zumindest so tun, als würden sie es aus dem offenen Taxifenster streuen. Ob’s stimmt oder nicht, ist egal, und diese wortlose Übereinkunft ist so befreiend wie wenig anderes. Der Look dazu sitzt schäbig und schick, am weißen Unterleibchen glitzern die Strasssteine, den Merch dazu hängen wir gleich entlang des Wiener Rings an die Straßenlaternen. Sorgenfreie Prahlerei im exklusiven Club, das Schöne dran: man darf mitmachen, sofern man die Codes versteht.

Früher schon hat Bibiza Songs mit Titeln wie „Pilgramgasse“ veröffentlicht, diese dann bei Auftritten in kleinen, schwitzigen Clubs, mit Backing-Track und eher spontan vorgeführt. Die jetzt bald kommenden Lieder heißen „Stadtpark Insomnia“, „Ode an Wien“ oder eben, schon raus, „Opernring Blues“ und sind nichts weniger als die neue, musikalische Vereinnahmung einer Stadt, die mal wieder nur so drum bettelt, durchs Klischeewasser gezogen zu werden. Natürlich gibt’s hier also Michi Häupl-Zitate zu hören, natürlich die Beschreibung (prä-)monarchistischer Bauwerke, an denen man betrunken um vier Uhr früh vorbeirauscht, natürlich die Garnierung mit ur-wienerischen Wörtern von „deppert“ bis „ma“ (für „wir“).

Kein Bologna, kein Tulln, sondern das, was für Bibiza in seiner ganzen Bandbreite vor der Nase liegt, einem Kind der Stadt, wenn auch früher mal aus Tirol angereist. Das ist Musik für die Generation an neuen Menschen, denen Wanda - und Falco sowieso - schon viel zu altbacken sind. Wer jung ist, will den Trend, weil das von früher kann man ja immer auch noch später mögen.

Das gute Leben, seufzt-lächelt Bibiza beim letzten FM4-Interview, und tut dabei das, was er macht, selbst zu sehr ab, wenn er sagt: „Ich hab’ nix zu tun außer Musikmachen“. Seine Fans sind loyal und folgen ihm von Genre zu Genre, von Festivalbühne ins Konzerthaus. Ihre Hingabe hat er sich erarbeitet, da gibt’s nämlich ein weiteres, schönes Wienerwort, mit dem Bibiza sich gut auskennt, es heißt: „reinhackeln“.

Noch zwei gute Infos am Schluss: im Mai erscheint das neue Bibiza-Album „Wiener Schickeria“. Und wenn er dieses Jahr den FM4 Award bekommen sollte, würde er die Trophy am WC abstellen.

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Ihr alleine entscheidest, wer heuer den begehrten FM4 Award bekommen soll! Im Finale stehen Bibiza, Leftovers, Oskar Haag, RAHEL und Verifiziert. Hier geht’s zum Voting!

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