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Leftovers geben der Generation Zukunftsangst eine Stimme

Mit ihren energiegeladenen Songs bringen sie die Grunge-Ästhetik der Neunziger in die Gegenwart und sprechen der geplagten Jugend direkt aus der Seele. Leftovers sind im Finale um den FM4 Award.

Von Alica Ouschan

Vor ziemlich genau einem Jahr sind die Leftovers mit vollem Karacho in unsere Ohren und Herzen gebrettert. Im Cybergrunge-Brett „Kinderzimmer“ verpacken die vier Anfang 20er spielerisch und mit ganz viel Wut im Bauch das Lebensgefühl vom Erwachsenwerden mit Zukunftsangst.

„Die Wut auf die Gesellschaft, die dir das Gefühl gibt, als wärst du vergessen“, steckt in jeder Zeile, alles, was Leftovers tun, entsteht aus einem „Grundbedürfnis zu rebellieren“. Und das tun sie lautstark, im Radio als FM4 Soundpark Act im November 2022, am diesjährigen FM4 Geburtstagsfest und mit ihrem Debütalbum „Krach“.

Es war das Jahr des Senkrechtsstarts einer Band, die davor keiner auf dem Schirm hatte. Nicht zuletzt, weil gute Gitarrenmusik mit punkiger Attitude in der österreichischen Musiklandschaft in den letzten Jahren ein schwindendes Gut geworden ist. Das hat sich 2022 schlagartig geändert. Leftovers sind derzeit federführend für eine ganze neue Generation von jungem Punk, die Verzweiflung an der Perspektivenlosigkeit zu ihrem Hauptmotiv macht.

Rebellieren, aber wie?

„Es gibt so viele Krisen auf der Welt, woher sollen wir da wissen, wogegen wir überhaupt rebellieren sollen“, fragten die Leftovers vergangenes Jahr. Kraft und Lebensfreude schöpfen Leonid, Anna, Alex und Leon aus dem gemeinsamen Songschreiben, Proben und vor allem aber aus dem Publikum bei ihren Konzerten.

„Wenn wir vier zusammen auf der Bühne stehen, haben wir immer eine gute Zeit“, und das obwohl sich in ihren Texten nur wenig von der positiven Attitude widerspiegelt, mit der die Band ansonsten durchs Leben geht. Leftovers sitzen niemals still, können nicht anders als durchgehend laut zu sein.

Leftovers Bandfoto

Kasper Hiroshi Langeder

Generation Scheidungskinder

Dafür lieben ihre Fans die Band radikal. Die Konzerte sind ein einziger Blut und Tränen schwitzender Moshpit von Gleichgesinnten. Die Generation Scheidungskinder trifft sich, um den Frust rauszulassen, sich in der gemeinsamen Verzweiflung verbunden zu fühlen.

„Gefühle durch Musik zu vermitteln, ist uns sehr wichtig“, sagt Sänger Leonid. „Wir sind eine Band zum Mitspringen.“ Als Leftovers 2019 ihre erste (damals noch englischsprachige) EP mit dem exzentrischen Titel „If I Had A Mood Ring It Would Be Black Fuck You Mom Its Not A Phase“ veröffentlicht haben, ahnte noch keiner, wie selbsterfüllend die im Titel enthaltene Prophezeiung sein würde.

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Der Vibe war tatsächlich keine Phase und hat vom Angry-Teenager-Charme keinen Millimeter eingebüßt. Mit den deutschen Texten, die poetisch klingen und gleichzeitig ohne Pathos auskommen, hat die Band ihre Stimme gefunden, mit der sie ihre Botschaften so senden, dass sie direkt in den Herzen ihrer Zuhörer*innen landen. Ihre musikalischen Inspirationen speisen sich aus ebenfalls energetischen Gitarrensongs und ikonischen Punkhymnen, auf Englisch wie auch auf Deutsch. Von Falco über Nina Hagen und Tokio Hotel bis hin zu - natürlich - Nirvana ist die Musik, die die Leftovers privat hören, so laut, rebellisch und flippig wie die Band selbst.

Grunge statt Punk

Obwohl an der Ästhetik und den Texten der Leftovers alles nach „Punk!“ schreit, ist es der Band wichtig, dass sie musikalisch richtig eingeordnet werden. „Wir probieren sehr viel aus und wollen uns auf kein Genre festlegen - aber wenn, dann ist es Grunge“, stellen Leftovers klar. Gleichzeitig strecken sie ihre Fühler weiter aus. Im März gehen sie beispielsweise mit Wanda auf Deutschlandtour und werden dort vermutlich auf ein ganz anderes Publikum treffen, als sie es von ihren eigenen Shows gewohnt sind. Das tut der Vorfreude aber keinen Abbruch: „Wir sind nett und gut drauf.“

Ihre aktuelle Single haben die Leftovers bereits einige Wochen vor Release in einer erstklassigen FM4 Session vorgestellt. Mit „Marmelade und Himbeereis“ covern sie nicht nur Alex’ absolute Lieblingsband Grauzone, sondern auch das für ihn „schönste Liebeslied, das es gibt“. Große Gefühle, steile Outfits, chaotische Interviews, energetische Bühnenshows: Dafür können die Leftovers garantieren. Und: „Wenn wir gewinnen, dann werden wir das Volkstheater zerlegen.“

Wer den FM4 Award gewinnt, darf nämlich bei der Amadeus Verleihung im Wiener Volkstheater performen. Das Wahlversprechen, dort das Wildeste hinzulegen, was das Hauptabendprogramm des ORF je gesehen hat, nimmt man ihnen ab. Denn authentisch sind sie, in allem, was sie tun, ob sie beim FM4 Besuch aus Langeweile mehrstimmig „Amazing Grace“ covern oder mit pinken Scootern durch die Gänge cruisen.

Hauptsache laut

Diese jungen Hupfer (literally, weil sie immer rumhüpfen und nie still sitzen können) überzeugen nicht nur mit ihrem Zugang zu ernsten Themen und ihrem omnipräsenten, selbstironischen Humor sondern auch damit, dass sie die Grunge-Ästhetik der Neunziger in die Gegenwart bringen und mit ihren Songs der von Zukunftsängsten geplagten Jugend direkt aus der Seele sprechen. Die Stimme ihrer Generation will gehört werden und muss dementsprechend auch richtig schön laut sein.

„Ganz früher hatten wie mal eine Lärmbelästigungsanzeige wegen ‚lautem Trommeln und Rockmusik‘“, erzählt Anna. Wem ihre Musik zu viel nach Krach klingt, den wollen die Leftovers auch gar nicht erreichen: „Wir wollen den Leuten, die das Gefühl haben, sie stehen alleine vor einer riesigen Wand, das Gefühl geben, dass sie mit ihrer Verzweiflung und ihren Ängsten nicht alleine sind.“ Jetzt müssen nur noch diejenigen, denen Leftovers eine Stimme geben, im Gegenzug ihnen ihre Stimme beim Voting geben.

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