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Das Team von Fashion Revolution Austria: Astrid Aschenbrenner, Sabinna Rachimova, Romy Graves , Nadine Schratzberger

Tessa Viktoria Kutsam

Wir brauchen eine Fashion Revolution!

Das Rana Plaza Textilfabrik Unglück jährt sich heuer zum 10. Mal. Die gesetzlichen Vorgaben vor Ort sind weiterhin unzureichend. Das will Fashion Revolution Austria ändern.

Von Sophie Liebhart

Vor 10 Jahren ist die Textilfabrik Rana Plaza in Savar in Bangladesh eingestürzt. Dabei sind mehr als tausend Menschen ums Leben gekommen. Sie haben Kleidung für europäische Modefirmen wie Primark, Mango, KiK oder C&A produziert. Es war das weltweit größte Unglück in der Geschichte der Textilindustrie. Danach wurden verstärkt Forderungen nach fairen Produktionsbedingungen in der Branche laut und es hat sich die Initiative Fashion Revolution Global gegründet. Jetzt - 10 Jahre später - gibt es davon auch einen österreichischen Hub. Vier junge Frauen haben sich zu Fashion Revolution Austria zusammengeschlossen.

Es gibt viel zu tun

„Es tut uns leid, dass es so lange gedauert hat, aber jetzt sind wir da und wir meinen es richtig ernst“, sagt Sabinna Rachimova, eine der Gründerinnen von Fashion Revolution Austria. Sie betreibt so wie zwei andere Teammitglieder ihr eigenes Modelabel. Die vierte im Bunde kümmert sich vor allem um Presse- und Kommunikationsarbeit. Außerdem in ihrer gemeinsamen Skills-Liste: Geschäftsfrau, Aktivistin, Uni-Lektorin u.v.m.

„Es war von Anfang an klar, dass wir ein Team sein wollen, keine One-Man- oder One-Woman-Show. Und uns war wichtig, dass wir von unseren Qualifikationen her vielfältig aufgestellt sind“, sagt Sabinna Rachimova. „Und ich denke, das ist uns mit diesem Team gelungen.“

Das Team von Fashion Revolution Austria: Astrid Aschenbrenner, Sabinna Rachimova, Romy Graves , Nadine Schratzberger

Tessa Viktoria Kutsam

Das Team von Fashion Revolution Austria (v.l.n.r.): Astrid Aschenbrenner, Sabinna Rachimova, Nadine Schratzberger, Romy Graves

„Die Modebranche vereint viele Probleme und deshalb muss da ganz viel passieren.“

Die Modebranche - so wie sie aktuell funktioniert - ist für die vier auf vielen Ebenen problematisch. Daher sind sowohl Umweltschutz, also auch Menschenrechte ein wichtiges Thema in ihrer Arbeit, weil „die ganze Produktions- und Lieferkette so viele Leben so furchtbar beeinflusst, dass das ein Menschenrechts-Problem ist. Und gleichzeitig wird durch die Chemikalien, die Überproduktion, die Natur ausgesaugt. Es ist also auch ein Klimaproblem. Und das für Textilien – die dann oft nicht einmal verkauft, sondern vernichtet werden“, sagt Astrid Aschenbrenner.

Verantwortung der Konsument:innen

Das Rana Plaza Unglück war damals so etwas wie ein Weckruf. „Da ist Konsument:innen im Westen bewusst geworden, dass für ihre billige Kleidung jemand anderer entlang der Lieferkette bezahlen muss“, sagt Sabinna Rachimova.

Vor allem auf der Konsument:innenseite hat sich im Bewusstsein in den letzten Jahren schon viel getan, da ist sich das Team von Fashion Revolution Austria einig. Reduce, Reuse, Recycle ist in den Köpfen von vielen Konsument:innen schon angekommen, sagt Romy Graves: „Dass man gar nicht immer unbedingt was Neues kaufen muss, sondern etwas reparieren kann oder auf Second Hand zurückgreift.“

Fashion Revolution Austria hat es sich zur Aufgabe gemacht, einerseits trotzdem weiterhin Konsument:innen auffordern, Fragen zu stellen: Wo und wie wurde meine Kleidung hergestellt? und diesbezüglich aufzuklären. Aber hier stellt sich auch rasch die Frage der Verantwortung - und diese können und müssen Konsument:innen nur bis zu einem gewissen Grad tragen, so Fashion Revolution Austria. Dann müssen Großkonzerne und in letzter Konsequenz die Politik übernehmen. Deshalb geht es den vieren darüber hinaus vor allem darum, auch den Prozess des Policy Makings zu beeinflussen. „Wir wollen mit am Tisch sitzen, wenn Gesetze gemacht werden“, sagt Sabinna Rachimova. Denn oft fühlt sie sich weder als Unternehmerin noch als Konsumentin in den gesetzlichen Regelungen repräsentiert.

„Wir sollten weniger über die Menschen entlang der Lieferkette reden, sondern mehr mit ihnen.“

Aktuell will Fashion Revolution unter anderem die Durchsetzung des Lieferkettengesetzes pushen. Und auch die Europäische Kampagne „Good Clothes Fair Pay“ unterstützen die vier Frauen und nützen etwa Social Media Kanäle, aber auch Events, um darauf aufmerksam zu machen. Die Petition fordert gesetzliche Rahmenbedingungen für existenzsichernde Löhne von Textilarbeiter:innen. Dafür werden bis Juli eine Million Unterschriften von EU-Bürger:innen benötigt, bisher haben knapp 125.000 Menschen unterschrieben.

Fashion Revolution Week

Mit dem 10. Jahrestag des Rana Plaza Unglücks startet am 24.4.2023 auch die Fashion Revolution Week. „Da kann man eigentlich nicht arbeiten gehen, wenn man sich für Fair Fashion interessiert, weil es so viele tolle Veranstaltungen gibt“, sagt Nadine Schratzberger von Fashion Revolution Austria. Green Fashion Walks durch Wien, Kundgebungen, Podiumsdiskussionen, Kleidertausch & Reparaturwerkstatt u.v.m. Das ganze Programm gibt’s hier. Und wer dann noch Zeit übrig hat, soll bitte die eben genannte Petition unterschreiben, wenn es nach dem Fashion Revolution Austria Team geht. „Es dauert nur zwei Minuten, versprochen“, sagt Nadine Schratzberger.

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