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Danielle Ponder

Robert Gertler

Song zum Sonntag

Song zum Sonntag: Danielle Ponder - Roll the Credits

Es gibt Artists, die beschäftigen sich in ihrer Musik gerne mit dem großen Ganzen. Die US-amerikanische Soul-Sängerin Danielle Ponder ist eine davon.

von Michaela Pichler

Es ist ein Aufbäumen, das Danielle Ponder in ihrem neuen Song „Roll the Credits“ besingt. Wenn sie davon träumt, sich in Regen zu verwandeln, um das herumwütende Feuer auf unserem Planeten auszulöschen. Dieser Wille zum Widerstand kommt nicht von ungefähr, in Ponders Leben hat er immer wieder eine große Rolle gespielt.

Zum Beispiel als ihr Bruder zu 20 Jahren Haft verurteilt wurde. Sein Urteil ist damals wegen des „Three-Strikes-Law“ besonders hart ausgefallen - ein umstrittenes Strafgesetz, das Wiederholungstäter*innen beim dritten Mal mit einer Haftstrafe bis zu Lebenslänglich verurteilt, auch wenn es sich dabei um minderschwere Vergehen handelt wie etwa Ladendiebstahl. Damals ist Danielle Ponder noch eine Teenagerin und beschließt, als Schwarze junge Frau eine Karriere als Pflichtverteidigerin zu starten und so ihrem Bruder zu helfen.

In ihrer Jugend hat der anstrebenden Juristin vor allem eines geholfen: Musik zu machen. Im selben Jahr, in dem Ponders Bruder ins Gefängnis muss, bekommt sie von ihrem Vater eine Gitarre geschenkt. Erst vor wenigen Jahren hat Ponder entdeckt, dass sie ihre Stimme nicht nur im Gerichtssaal, sondern auch auf der Bühne für Gerechtigkeit einsetzen kann.

And if there’s smoke, then I’ll be water / If there’s fire, I’ll be rain

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  • Auch die geschätzten Wissenschafts- und Popjournalist*innen Thomas Kramar und Heide Rampetzreiter machen sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song ihre Gedanken.

Es ist ein mächtiger Sound, der sich in „Roll the Credits“ langsam aufbaut. Er speist sich aus all den Einflüssen, mit denen Danielle Ponder in Rochester, New York, aufgewachsen ist: Von 90er Jahre East-Coast-Hip-Hop über Blues, von Aretha Franklin bis Portishead. Ein ebenbürtiger Sound, der sich Ponders Stimme perfekt anpasst. Für ihren Gesang wurde sie bereits letztes Jahr mit Ikonen wie Nina Simone verglichen.

Damals ist ihr gefeiertes Debütalbum „Some Of Us Are Brave” erschienen. Der Titel der Platte stammt von einem Sammelband, der Ponder während ihres Studiums sehr beeinflussen hat: „All the Women are White, All the Blacks are Men: But Some of Us Are Brave“ aus dem Jahre 1982 ist mittlerweile ein Klassiker in den Black Women’s Studies. Danielle Ponder ist eine von den Tapferen, oder wie sie es im Song ausdrückt: „We were lost but we weren’t stranded / We were dreamers on the run / I gave my all, it was commanding“.

Warum Danielle Ponder diesen Track „Roll the Credits“ genannt hat? Vielleicht, weil es der perfekte Soundtrack für das Ende eines Filmes ist, wenn die Credits ablaufen, die Kino-Held*innen endlich gewonnen haben und die Gerechtigkeit siegt. Zumindest auf der Leinwand.

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