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Grizzly Bear

Grizzly Bear

Der Song zum Sonntag

Vorauseilende Trennungsangst

Der Song zum Sonntag: Grizzly Bear - „Three Rings“

von Philipp L’heritier

Grizzly Bear – so würde sich ja heute auch keine Band mehr nennen. Außer vielleicht eine langweilige aus England. Die lieben, lieben Tierchen, verzwirbelte Wald- und Wiesenmusik, Zauselbärte und Zauberfolk, an solche Sachen muss man da denken.

Mitte der Nuller-Jahre sind Grizzly Bear mit musikalisch anders gelagerten, dabei wesensverwandten Gruppen wie dem Animal Collective oder den Dirty Projectors im Zuge des guten Brooklyn-Hypes zu einiger Indie-Berühmtheit gelangt.

Bisweilen hat man sie auch an den Außenrändern des Booms von verschrobenem Weirdo-Folk wahrgenommen. Bei Grizzly Bear war aber immer mehr Pop und Zucker und Beach Boys als spinnerte Weirdness.

Grizzly Bear sind eine Band von beatles-hafter Ideal-Ausformung. Vier Typen, von denen nicht einer bloß halt eben der Bassist ist. Ed Droste, Christopher Bear, Daniel Rossen, Chris Taylor. Jeder ist gut und kann und macht viel.

Nach dem 2012 erschienen vierten Album „Shields“ ist es lange still gewesen um Grizzly Bear, demnächst soll eine neue Platte erscheinen, der Single-Vorbote überrascht zunächst schon einmal ein bisschen.

Bislang hat man Grizzly Bear als feinst gedrechselte Barock-Popband gekannt, mit filigran geschnitzten Lieder mit hundert Ebenen und sorgfältig eingepasstem Zierrat auf allen Kanälen.

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  • Auch der geschätzte Wissenschafts- und Popjournalist Thomas Kramar macht sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song seine Gedanken.

Der Song „Three Rings“ beginnt gut stumpf, mit schrottig rumpelnder Drum-Machine mit synthetischem Bass, elektronisch, fast schon schmutzig, discoid. Man wartet bloß noch auf Thom Yorke.

Es wird aber anders. Eine Gitarre zieht zärtliche Spiralen. Es kommen mehrstimmige Chöre, wie durch blauen Nebel, drüben vom anderen Hügel, dringen sie an unser Ohr.

Es gibt im Mittelteil eine lange instrumental gehaltene Passage. Regentropfen, Plätschern, Hauchen, Blubbern, Sehnsucht.

Frontmann Ed Droste singt uns ein rätselhaftes Liebeslied. Und sich selbst. Und einer anderen Person, die im zu entgleiten droht: „Don’t you be so reasoned / Don’t you know that I can make it better? Don’t you ever leave me“, wiederholt er. Ja, ja, du kannst es besser machen? Sicher?

Grizzly Bear

Grizzly Bear

Refrain gibt es keinen, die titelspenden „Three Rings“ kommen im Song nicht vor. Stehen sie für Auswahlmöglichkeiten, wie in „Nathan der Weise“?

Grizzly Bear bleiben kryptisch, bleiben in diesem opulent ausgekleideten und detailreich ausproduzierten Stück doch unaufdringlich und schüchtern. Der Schmerz ist schön.

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