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Retro-Games bei der Button Graz

Robert Glashüttner

Zeit zum Spielen

Das Spielkulturfestival Button in Graz drückt viele ludische Knöpfe. Brettspiele, Retro-Games, Indiespiele, Cosplay und diverse Turniere geben sich in einem erweiterten Wohnzimmer die Hand.

Von Robert Glashüttner

Es klingt seltsam, doch bei den typischen Videospielmessen und -shows wird verblüffend wenig gespielt. Entweder man wartet stundenlang, bis irgendein neues Game gerade mal zehn Minuten angespielt werden kann. Oder man labt sich am Rambazamba, das geboten wird: aufwendig gestaltete Messestände, Merchandising-Artikel, Gewinnspiele, Essen und Trinken, mit FreundInnen herumblödeln. Zum Spielen - worum es bei so einer Veranstaltung eigentlich geht - ist der Andrang meist zu groß und sind die Ablenkungen zu zahlreich.

In den letzten Jahren haben sich als Kontrast dazu Gamesfeste etabliert, die dem Rummel zugunsten einer entspannten Atmosphäre zurückschrauben: die Screenshake in Antwerpen etwa, die von FM4 seit Anfang an begleitete Amaze Berlin oder eben das Grazer Button Festival.

Im Gegensatz zu Festen, die sich (digitalen) Indie-Games widmen, ist die Bandbreite beim Button erfreulich breit angelegt: Hier wird Spielkultur sehr inklusiv verstanden. Das liegt daran, dass der veranstaltende Verein Ludovico aus der Brettspiel-Community kommt. Vor ein paar Jahren hat sich die selbsternannte „Steirische Landesludothek“ auch den digitalen Spielen geöffnet. Dafür war vorrangig Harald Koberg verantwortlich, der die Button 2015 ins Leben gerufen hat.

Brettspielen bei der Button Graz

Robert Glashüttner

Spielkultur, breit gefasst

Die Button ist als riesiges Wohnzimmer angelegt, das sich über drei Hallen in der Grazer Seifenfabrik erstreckt. Es stehen Couches und Spieltische herum. Retro-Games treffen auf Verkaufsbörse, zwischendurch spazieren CosplayerInnen an einem vorbei. Von den Decken hängen gebastelte Datenträgerdekos (so viele Disketten!), es gibt eine Bühne und einen umfangreichen Bereich für heimische GamesentwicklerInnen.

Ein DIY-Game, das mich besonders begeistert, stammt von einem Studenten der FH Joanneum (Interaction Design). Wolfgang Tschauko präsentiert bei der Button „Goliath VR“, ein Virtual-Reality-Spiel, wo immer zwei SpielerInnen auf eine geniale Weise zusammenarbeiten müssen. Eine Person steuert via VR-Headset sich selbst als Riesen und muss seinen Körper so bewegen, dass im Spiel damit temporäre Brücken und Wege gebaut werden. So kann die zweite Person am Computer mit einer kleinen Figur dann überall hinkommen, ohne in die Lava zu fliegen. Es ist nicht David gegen, sondern David mit Goliath.

"Goliath VR" bei der Button Graz

Robert Glashüttner

Styrian Game Award

„Goliath VR“ ist übrigens bei einem Wettbewerb für SpieleentwicklerInnen nominiert, der dieses Jahr zum ersten Mal im Rahmen des Button Festivals vergeben wird: der SAGA Award, der mit 1.000 Euro dotiert ist und eine internationale Jury vorweisen kann.

Das Button Festival in der Seifenfabrik Graz ist am Samstag (20.5.) noch bis 22 Uhr geöffnet.

Die Button schafft den Spagat zwischen halbprivatem Spielzimmer, EntwicklerInnenmesse und Showprogramm erstaunlich gut. Etwas nachbessern könnte man beim ersten Veranstaltungsabend, wo ab Mitternacht ein bisschen mehr Partystimmung gemacht werden könnte. Immerhin ist das Spielefest an diesem Tag bis um 3 Uhr Früh geöffnet! Langweilig wird einem hier aber so oder so nicht. Der größte Feind ist die Müdigkeit, wenn man nach stundenlangem Spielen, Entdecken, Zusehen, Plaudern und Herumstreunen zwischen den Hallen sich irgendwann doch der körperlichen Erschöpfung ergeben muss.

Drück’ weiterhin den guten Knopf, Button Festival! Du bist eine Bereicherung für die heimischen und wohl bald auch europäischen Spielkulturgemeinschaften.

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