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FM4 Schnitzelbeats #21- Die Ankunft des Punk in Österreich, zweiter Teil

Trash Rock Archives

Schnitzelbeats

Die Ankunft des Punk in Österreich, zweiter Teil

40 Jahre „Never mind the bollocks“. Aus gegebenem Anlass widmen sich die FM4 Schnitzelbeats (wieder) drei heimischen Bands der ersten Punk-Generation.

Von Al Bird Sputnik

Das hyperaktive Salzburger Vinyl-Label Bachelor Records ist unter Connaisseuren zeitgenössischer Garagen Rock-Musik längst ein household name: Zahlreiche 7“- und LP-Tonträger von einschlägigen Genre-Größen (wie etwa den Black Lips, Hunx, Quintron, the Pharmacy oder Peach Kelli Pop), die in den letzten 10 Jahren ihre Platten in der verträumten 3500-Seelen-Gemeinde Adnet im Bezirk Hallein veröffentlicht haben, sprechen für sich. Seit 2013 existiert zudem eine Tochter-Unternehmung mit dem klingenden Namen Bachelor Archives, die sich ganz der Wiederzugänglichmachung seltener und kostspieliger Singles aus den 1980er-Jahren verschrieben hat. Unter anderem sind dort drei Pionierwerke Wiener Punk-Geschichte neu aufgelegt worden, für die man im Original wohl dreistellige Summen hinlegen müsste und die wir heute in chronologischer Reihenfolge vorstellen.

Hey! Ho! Let’s go!

FM4 Schnitzelbeats- Die Ankunft des Punk (2)

Trash Rock Archives

Mit heutigen Ohren klingen die Outputs der Mordbuben AG wie eine zugedröhnte Vermengung aus 70er-Hard Rock und 80er-Power Pop. Dass die Band einst dennoch zu den Fixstartern der heimischen Punk-Szene gezählt hat, lässt sich wohl am treffendsten mit ihrem harten Live-Sound und einem unmanierlichen Böse-Buben-Auftreten in Button-übersähten Lederjacken illustrieren.

FM4 Schnitzelbeats- Die Ankunft des Punk (2)

Bachelor Archives

Ihre ausgeklügelten Arrangements räumten der Amateurhaftigkeit des Punk tatsächlich kaum Platz ein, strichen allerdings dessen New Yorker CBGBs- und Rock-N-Roll-Wurzeln deutlich hervor und liessen die Mordbuben AG gewissermassen als die New York Dolls von Wien erstrahlen. Bevor sich die unangepasste Formation Anfang der 1980er-Jahre in Richtung Berlin verabschiedete, hinterliess sie dem heimischen Publikum im Jahr 1979 einen Beitrag am inzwischen legendären „Wiener Blutrausch“-Sampler sowie eine äußerst gelungene Debut-Single: Wir spielen die A-Seite, “Komm Gib Mir Deine Hand”, die ruppige Dialekt-Version einer weltbekannten Nummer.

"Hearst, komm,
Komm zu mir,
Du nimmst mir den Verstand.
Hearst, komm,
Komm zu mir,
Komm gib mir Deine Hand,
Komm gib mir Deine Hand,
Komm gib mir Deine Hand.
"
(Auszug aus dem Songtext)

FM4 Schnitzelbeats- Die Ankunft des Punk (2)

Trash Rock Archives

Die Böslinge wurden im Dezember 1979 gegründet und spielten ihre ersten Gigs im Amerlinghaus, in der Arena und im Jugendzentrum Gassergasse. Band-Leader Erwin Bösling war als Herausgeber des DIY-Fanzines „Es is zum Scheiss’n“ in der lokalen Punk-Szene bestens vernetzt und konnte sogar Kontakt zu einem grossen Presswerk herstellen, das im Jahr 1981 rund 200 Exemplare einer selbstproduzierten Böslinge-7”-EP anfertigte.

FM4 Schnitzelbeats- Die Ankunft des Punk (2)

Bachelor Archives

Der Song „Scheiß Kibarei“ erzählt Geschichten vom provinziellen Wien damaliger Tage, in dem nahezu alles verboten ist und behandelt reale Begegnungen der Punkszene mit der Exekutive. Uns erwarten ordinäre Texte auf Wienerisch, ein scheppernder Live-im-Studio-Sound und ein hingerotztes Songwriting, dessen spontaner Charakter selbst heute noch überrascht. Äußerst charmanter Stoff!

Gestern triff I mi mit an Freind,
Ohne Absicht auf an Streit.
Plötzlich kummt die Kibarei
Und zu zehnt drischt’s auf uns ei’.
Scheiß Kibarei!
Scheiß Kibarei!
Scheiß Kibarei!
Scheiß Kibarei!
"
(Auszug aus dem Songtext)

FM4 Schnitzelbeats- Die Ankunft des Punk (2)

Trash Rock Archives

Schund kamen aus dem Umfeld der Gaga, einem autonomen Jugendzentrum im 5. Wiener Gemeindebezirk, wo die Band Ende 1981 – live im Proberaum - vier Songs einer limitierten 7”-EP aufnahm. Der kompakte Sound war nicht gerade filigran und glich einer ungebremsten Kollisionsfahrt. Schund-Songs waren in der Regel zweiminütige Krach-Orgien und bestanden nur aus wenigen schnörkellosen Riffs ohne Refrain-Teil. Gleichzeitig bleiben die überspitzt subversiven Song-Texte in Erinnerung, liebevoll erdacht und charismatisch vorgetragen von Leadsängerin Doris: Zeitlose Punk-Poesie über Totalverweigerung, Häuserbesetzen und das Ende der Welt. Die polizeiliche Räumung der Gaga im Juni 1983 besiegelte schließlich das Ende der unkonventionellen Band.

FM4 Schnitzelbeats- Die Ankunft des Punk (2)

Bachelor Archives

Wir sind der Abschaum dieser Stadt
Und haben die Gesellschaft satt.
Der Alltag macht uns müde und schlapp
Und bringt uns alle noch ins Grab.
Wir scheissen auf Spiesser, Bullenschweine.
Am liebsten werfen wir Mollies und Steine.
Brecht den Scheissern das Genick,
Aufstand in der Republik.
Schund ist gesund
Und bringt uns in den Abgrund.
Schund ist gesund
Und bringt uns in den Abgrund.

(Auszug aus dem Songtext)

Die FM4 Schnitzelbeats bedanken sich für die Aufmerksamkeit! (Der erste Teil der Ankunft des Punk in Österreich findet sich übrigens hier.)

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