Kurze Spiele für einen langen Atem
Von Daniel Grabner
Der Sport ist voll mit Geschichten sogenannter ExotInnen, die sich in einer Sportart versuchen, die weit abseits der Landestraditionen liegt: Michael Edwards etwa, alias „Eddie the Eagle“, der 1988 als erster Brite bei den Olympischen Winterspielen im Schispringen angetreten ist, oder eine bestimmte jamaikanische Bobmannschaft, die ebenfalls bei den Winterspielen 1988 Sportgeschichte geschrieben hat, als sie sich als erste ihres Landes in den Eiskanal warfen.
Es sind Geschichten von Hingabe und Sturheit, von Menschen, die Grenzen und Stereotype überwinden und Risiken eingehen. Das Narrativ des chancenlosen Außenseiters, der trotzdem nicht aufgibt ist sehr reizvoll.
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An solch einer Geschichte schreibt jetzt auch das erste österreichische Frauennationalteam im Unterwasserrugby. Frauen und Unterwasserrugby haben hierzulande kaum eine Vergangenheit. Die wenigen Frauen, die diesen Sport ausüben, spielten bisher in Männerteams mit, oder versuchten sich Frauenteams im nahen Ausland anzuschließen. So zumindest stellte sich die Situation für Psychologiestudent Jan Kindermann dar, als er vor ca. vier Jahren aus Deutschland nach Österreich gezogen ist. Der passionierte Unterwasserrugbyspieler und -trainer half den Frauen in Österreich, sich zu organisieren und begann, sie für den TSVÖ (Tauchsportverband Österreichs) zu trainieren.
Aus einigen wenigen Spielerinnen wurde bald ein buntes, rund 20-köpfiges Team, das aus Studentinnen, wie der 25jährigen Celia aus Graz, Berufstätigen, wie der 27jährigen Ökologin Magdalena, Müttern und sogar aus der Pensionistin Dido, der allerersten Unterwasserrugbyspielerin Österreichs, besteht.
Daniel Grabner / Radio FM4
Der Ausfall der Männer-Nationalmannschaft für die heurige EM und der rasante Fortschritt des noch jungen Damenteams haben dazu beigetragen, dass der TSVÖ nun zum ersten Mal ein österreichisches Frauen-Team (bestehen aus 15 Frauen) zu einer „Zonen-Meisterschaft“ schickt. Gegen die Favoritinnen aus Deutschland oder Norwegen rechnet man sich keine hohen Chancen aus, jedoch besteht die Möglichkeit, es bis ins Mittelfeld der Rangliste zu schaffen.
Um sich die Reise nach Helsinki, die Ausrüstung, Verpflegung und Unterkunft finanzieren zu können, hat das Team eine Crowdfunding-Kampagne gestartet. Auf Gofundme kann man die Frauen auf ihrer Reise zur EM unterstützen.
Publiziert am 31.05.2017