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Aktueller Musiktitel:

Little Element

Chris Reichl

Soundpark act des monats

Little Element liebt das Meer, Surfrock und Massive Attack

Die sanfte Rebellion und die Musik, die dazu passt. Little Element ist unser Soundpark Act im Juli.

Von Lisa Schneider

„Under The Bridge“ von Red Hot Chili Peppers. Das ist der Song, den Lisa Aumaier, die hinter Little Element steckt, ihrer damaligen Volksschulklasse vorgetragen hat. „Englisch konnte ich da noch nicht, aber ich hab halt mal so getan, als ob“. Das war vor gut zwanzig Jahren, als die meisten in ihrem Alter ein liebliches „Vater unser“ oder diverse Kinderschnulzen zum Besten gegeben haben.

Lisa nicht, Rebell yell.

Von Schnee und Wasser

Dabei hat es trotz früher Ambitionen lange gedauert, bis Lisa beschlossen hat, selbst Musik zu machen. Aufgewachsen in Innsbruck schnappte sie sich mit 17 Jahren heimlich die Gitarre ihrer Mama und fuhr los. Nach Frankreich, ans Meer. Sich selbst bezeichnet sie als „Meeresmenschen“, auch, wenn sie die Alpen fast genauso liebt. Im Winter am Snowboard, im Sommer eben am Surfbrett.

Nachdem sie in den Dünen Frankreichs ihre ersten Songs geschrieben und das als so existenzielle Erfahrung wahrgenommen hat, konnte sie nicht mehr aufhören. Sie hat die Schule abgebrochen und so lange diverse Nebenjobs erledigt, bis eben das Equipment fürs Homestudio leistbar wurde. „Das kam alles aus eigener Kraft. Ich habe mir alles, was ich habe, selbst erarbeitet - ob das meine Produktionsskills sind oder eben die Technik, mit der ich mir jetzt mein Schlafzimmer teile.“

Und tatsächlich, lieber hat Lisa ihr Bett verkleinert, als auf ein Device zu verzichten.

Little Element

Chris Reichl

Mamas Gitarre war wichtig, ebenso aber die leidenschaftlich gepflegte Plattensammlung ihres Vaters: zuhause auf dem Teller lag da Afro- bzw. Cosmomusik, Funk, Hiphop. Ein „Jein“ von Fettes Brot“, ein „Mit dir steht die Zeit still“ von Max Herre waren da zu hören, genauso aber Groove Armada oder Cypress Hill. Mit ihrer Mama, erzählt Lisa, hat sie früher am liebsten zu Macy Gray oder Alanis Morisette getanzt. Wenn sie nicht gerade in den Baggy-Pants ihres Vaters Kurt Cobain nachgeahmt hat.

Musik ganz ohne Noten

Zwar hat Lisa Aumaier die Musikhauptschule besucht, Noten lesen könne sie aber trotzdem nicht, erzählt sie grinsend. Damals war sie eher auf dem Anti-Alles-Kurs – jetzt ärgert sie sich ab und zu darüber, weil es schon hilfreich wäre, die Partituren zu kennen.

Die Musikerin schreibt ihre Songs nach Gehör und Gefühl, hat in der Schule Gitarrespielen gelernt, obwohl sie sich lieber an die Drums gesetzt hätte. Dafür war schließlich die Wohnung zu klein und hellhörig, und mittlerweile vertieft Lisa sich eher in elektronisch produzierte Beats als Begleitung ihrer Songs.

Die Leidenschaft, weit weg zu fahren und das Extrem am Wasser zu suchen, blinzelt nicht nur zwischen den Noten, im smoothen Sound ihrer Songs durch. Gerade ist ihre Debut EP „Water“ erschienen, und die Songs tragen etwa klingende Namen wie „Salt“, „The Beach“, „Pirates“.

Die Kraft, Energie und Inspiration, die sie während ihrer immer ausgedehnteren Reisen vor allem nach Portugal findet, packt Lisa in ihre Songs. Sie preschen mit einer Ehrlichkeit nach vorne, die genauso offen und sympathisch sind, wie die Frau, die hinter den Zeilen steht.

Little Element im FM4 Studio

Chris Reichl

Zweimal Lisa im Studio: Little Element zu Gast im FM4 Soundpark

Who drove you...?

„Inspiriert haben mich damals, als ich meine ersten Songs geschrieben hab, vor allem Warpaint. Aber auch Surfmusik wie Sashamon, The Beautiful Girls, José Gonzalez. Und vor allem Grimes, weil die auch alles selbst produziert.“

Schnappt man sich jetzt schnell Lisas aktuelle Playlist mit Lieblingssongs, findet man da neben Blue Boy etwa Massive Attack, und genau diese Band ist es auch, die für ihre erste Single „Birds Leave“ Pate gestanden hat. Ein schwerer Dreampop-Song, geschmückt mit schwer tropfenden Beats und Triphop-Passagen, trockenem Spoken Word.

Dass Musik als Therapieform herhalten soll und muss, ist ein abgedroschenes Klischee, und trotzdem ist es gut, dass es sich wieder und wieder bestätigt. „Meistens greife ich zur Gitarre, wenn es mir nicht so gut geht, fange zu spielen an – und wenn die Inspiration da ist, dann geht es oft sehr schnell.“ Zack-zack, Song produziert, und auch, wenn das bedeutet, das Studio zwölf Stunden lang nicht zu verlassen. „Es geht mir dann auch besser, wenn ein Song fertig ist, wenn ich ihn abschließen kann. Ich verarbeite meine persönlichen Konflikte, meine Beziehungen, meine positiven und negativen Gedanken sehr direkt in meinen Songs. Natürlich immer mit dem Wunsch und Gedanken, niemanden zu kränken oder anzugreifen, aber das ist es, wofür ich Musik mache. Es ist für mich die stärkstmögliche Ausdrucksform."

Birds Leave

Im gerade erschienenen Video zur Single „Birds Leave“ ist Lisa Aumaier mit schwarzer Maske verkleidet zu sehen. Erst am Schluss befreit sie sich davon, und damit von allen Fesseln: sich wiegen und winden, und drehen und vergessen.

Es ist ein Song über das Loslassen- oder das Nichtloslassenkönnen, die fehlgeschlagene Selbstüberzeugung, das Hadern und doch Weitermachen müssen.

Being, change, falling, flying, birds they leave.

Eigentlich wollte Lisa immer eine richtige Girlband gründen, und dabei muss ich ein bisschen an HAIM denken. Ohne die passenden Bandkolleginnen wurde das Projekt aber zum Soloprojekt, und das zuest Ungewollte entwickelt sich jetzt mehr und mehr zur Freiheit, sich niemandem anpassen zu müssen.

Am 28. Juli wird es ein EP-Releasekonzert von Little Element in Innsbruck geben.

Alle folgenden Tourdaten findet ihr auf ihrer Facebook-Seite.

Im Sommer wird eine kleine Herbsttour vorbereitet – auf der Bühne holt Lisa sich aber Verstärkung dazu. „Ich hab da echt ein großes Projekt im Kopf, und das schon ewig. Ich würde gerne mit meinem Laptop auf der Bühne stehen, mit einer Loop-Station, meiner E-Gitarre, einem Synthesizer und verschiedenen Controllern. Und am liebsten würde ich sowieso mit einem alten VW-Bus durch die Gegend fahren, einfach da, wo es mir passt, mein Zelt aufschlagen und für die Leute spielen“.

Wir stehen im Studio und imaginieren kurz gemeinsam das perfekte Little Element-Toursetting: ein hippieesker Bandbus, mit Blumen, in Pastellfarben, Lagerfeuer davor, den besten Freunden im Arm und dem Sonnenuntergang am Horizont. So hört man die Songs von Little Element am besten, auf Reisen, zum Träumen, zum Traum vom Reisen und zum bitteren Fernweh. Da ist genug Platz für Nostalgie und Weh, und für Hoffnung und Optimismus.

Und wenn gar nichts hilft, dann fahren wir ans Meer.

Little Element

Chris Reichl

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