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FM4 Schnitzelbeats- Funky Souljazz from the 1970s

EMI Columbia

FM4 Schnitzelbeats

Austrian Soul-Jazz From The 1970s

Hedonistisch veranlagt, wie die FM4 Schnitzelbeats nun einmal sind, unternehmen wir wieder eine Zeitreise in die 1970er-Jahre und gehen inmitten greller Sound-Kulissen aus souligem Jazz und jazzigem Soul auf Jagd nach elektrisierender Tanzmusik.

Von Al Bird Sputnik

Zum Geleit: Soul-Jazz, manchmal auch als ‘Souljazz’ verschriftlicht, war in seiner bekanntesten Ausführung ein Genre-Amalgam, bei dem entfernte, man ist geneigt zu sagen diametrale Lager der zeitgenössischen afroamerikanischen Unterhaltungsmusik - Soul und Jazz - auf wundersame Weise miteinander verknüpft wurden. Mit gewisser Skepsis der einschlägigen Fachpresse beäugt, begannen Mitte der 1960er-Jahre etablierte Show-Größen wie Ray Charles, Ella Fitzgerald oder der Pianist Ramsey Lewis, moderne Pop- und Beat-Hits der Hitparade zu verjazzen. Im Sinne des Bildungsauftrags seien hier ein paar relevante Chart-Erfolge angeführt: „The In-Crowd“ (ursprünglich von Dobie Gray/gecovert von Ramsey Lewis), „Hang on Sloopy“ (The McCoys/Ramsey Lewis), „Eleanor Rigby“ (Beatles/Ray Charles) oder „Sunshine of your love“ (Cream/Ella Fitzgerald). Weitere Möglichkeiten der facettenreihen Strömung wurden durch die instrumentalen Werke von Cannonball Adderly, Herbie Hancock und Jimmy Smith aufgezeigt, die auch ihrerseits nachhaltige (teilweise auch unfreiwillige) Arbeit zur Popularisierung des Genre-Bastards leisteten.

Perfektes Futter für anspruchsvolle Dancings

Soul-Jazz wurde als leicht konsumierbare, daher streitbare Spielart des Jazz berüchtigt, meist funky und beschwingt, gleichzeitig von einem Schleier der Progressivität geschützt. In anderen Worten, perfektes Futter für die Tanzflächen anspruchsvoller Dancings und Diskotheken damaliger Tage. Oder etwas weniger wohlwollend formuliert: Afroamerikanische Tanzmusik für ein weißes Publikum. Weitestgehend ohne ideologische Grabenkämpfe konnte der Soul-Jazz-Sound in den späten 1960er-Jahren seinen Siegeszug auch in europäischen Aufnahmestudios fortsetzen. Nach Pop- und Beat-Produktionen, bahnte sich das Genre letztlich sogar Wege zum kommerziellen Schlager und Werbefilm damaliger Tage.

In unserer ersten Auseinandersetzung mit dem österreichischen Soul-Jazz widmen wir uns zunächst Big Band-Orchestern, die mit modernen Subkulturen experimentierten und machen auch einen Abstecher in die Untiefen des heimischen Underground. Unser Erkundungs-Trip entpuppt sich jedoch als kostspieliger Spaß, da wir hier nicht die Ersten sind: Die drei Trophäen, die wir heute ins Licht rücken, stammen zwar aus heimischen Produktionsstätten, sind aber inzwischen längst in einen must have-artigen Kanon weltweit ansässiger Plattensammler und Diskjockeys (mit einem Faible fürs Extraordinäre) eingemeindet. Groovende Hammond-Orgeln, trippige Fuzz-Gitarren und harte Drum-Breaks sprechen eben eine recht internationale Sprache. Der österreichische Soul-Jazz der 70er Jahre ist ein luststrotzendes Sample-Eldorado. Let’s go trippin’!

FM4 Schnitzelbeats- Funky Souljazz from the 1970s

EMI Columbia

Die gebürtige Wienerin Marianne Krupicka alias Marianne Mendt hatte schon Ende der 60er Jahre als Jazz-Chanteuse erste Erfolge feiern können, als sie mit renommierten Tanzbands wie dem Richard Österreicher-Quartett oder Jerry’s Internationals durch die Nachtclubs des Landes getingelt war. Ihre glockenhelle Stimme hatte hohen Wiedererkennungswert, gleichzeitig verzauberte sie mit einer urigen und uneitlen Art das Publikum: Marianne Mendt wirkte stets down to earth und hatte gleichzeitig das Charisma einer renommierten Show-Diva. Eine glückliche und seltene Kombination.

Bereits mit ihrer ersten Single als Solistin wurde Marianne Mendt schlagartig zum Darling des heimischen Feuilletons: Es war das Jahr 1970, als der exzentrische Entertainer Gerhard Bronner die junge Sängerin mit seiner ausgekochten Soul-Jazz-Nummer “Wie a Glock’n...” auf die große Bühne einer Hauptabendprogramm-TV-Sendung beförderte. Bekanntermaßen würde Mendts Auftritt einen entscheidenden Baustein zur Popularisierung der sogenannten “Dialektwelle” darstellen. “Wie a Glock’n...” entwickelte sich zum beachtlichen Verkaufserfolg, ebenso das gleichnamige Album, das noch im selben Jahr in den Handel kam und mit einigen weiteren gelungenen Nummern überzeugen konnte, die den Brückenschlag von internationalem Pop (mit Soul- und Jazz-Anleihen) mit lokaler Mundart vollzogen.

Austrian Soul-Jazz in Perfektion

Insbesondere der Opening Track, “Jeder hat an andern Schmäh“, hat es uns angetan: Geschrieben vom kongenialen Songwriter-Duo Hans Salomon/Gerhard Bronner und fulminant in Szene gesetzt vom Orchester Johannes Fehring, einem direkten Vorläufer der ORF Big Band, ist den Beteiligten hier ein kleines Meisterwerk geglückt. Sehr viel besser wird’s nimmer: Das, meine Damen und Herren, ist Austrian Soul-Jazz in perfection!

FM4 Schnitzelbeats- Funky Souljazz from the 1970s

ORF

Dass sich große Rundfunkanstalten professionelle, oftmals opulente Orchester leisteten, um ihre Sendungen und Beiträge qualitativ hochwertig zu vertonen, war in den 1960er und 70er-Jahren durchaus keine Seltenheit. Die Namen der Musiker, die beispielsweise als Ensemble-Mitglieder der ORF Big Band arbeiteten, lesen sich aus heutiger Sicht wie ein Who-is-Who österreichischer Jazzgeschichte: Bachträgel, Kleinschuster, Pauer, Pepl, Drewo, Demmer, Politzer, Meerwald und noch einige mehr.

Die Stücke wurden gemeinschaftlich erarbeitet, wobei erfahrenen Band-Leadern wie etwa Johannes Fehring, Karel Krautgartner, Ernst Kugler oder Richard Österreicher die Aufnahmeleitung übertragen wurde. Im Rahmen einer einzelnen Recording Session entstanden zumeist 3 bis 4 Stücke, die für den hausinternen Gebrauch auf sogenannten Arbeitsplatten verewigt wurden, etwa das Stück „Safari“ aus dem Jahr 1972, orchestriert vom umtriebigen Ernst Kugler, das uns auf eine Abenteuer-Rallye in exotische Gegenden dieser Welt mitnimmt.

FM4 Schnitzelbeats- Funky Souljazz from the 1970s

Bellaphon

Unter dem Einfluss von US-amerikanischen Fusion-Bands wie Blood Sweat & Tears oder Chicago nahmen in den 1970er-Jahren auch heimische Amateur-Formationen den Brückenschlag zwischen Jazz und zeitgenössischer Popmusik beherzt in Angriff. Die Band Atlas war sowas wie ein All-Star-Projekt des Wiener Rock-Undergrounds, das sich 1975 zusammengefunden hatte, um einen eigenständigen Jazz-Funk-Sound aus der Traufe zu heben. Gründungsmitglied Helmut Pichler wirkte zeitgleich auch als Bassist in W. Ambros’ Begleitband, einige andere Atlas-Musiker hatten zuvor schon bei der erfolgreichen Prog-Band Ostinato Bühnenluft geschnuppert. 1977 hinterließen Atlas der Nachwelt ihr selbstbetiteltes Debüt-Album, das als Wiener Melange aus progressivem Rock, Jazz und Funk überzeugen konnte und sich über die Jahre zu einem begehrten Sammlerobjekt entwickelt hat. Mit demgemäß groovenden Klängen findet die heutige Ausgabe der „FM4 Schnitzelbeats zu einem würdigen Ende.

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Der Ausflug in die Welt des Soul-Jazz wird bald schon fortgesetzt... Die FM4 Schnitzelbeats bedanken sich einmal mehr für die Aufmerksamkeit!

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