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Ariel Pink, Berlin

Christian Lehner

„I’m not a nerd, I am a dork!“

Ariel Pink hat uns das Geheimnis seines Erfolges verraten.

Von Christian Lehner

Ariel darf nicht rauchen, sagt das Hotel. Also klettert Ariel auf das Fensterbrett, öffnet die Fenster und balanciert zwischen Abgrund und Minizimmer. Er steckt sich eine Camel an und lässt den Blick schweifen. Vor ihm eine gigantische Kulisse. Dutzende Kräne ragen in den Himmel. Ariel inspiziert eine der größten Baustellen Berlins. Die Kräne drehen sich, ziehen hoch, lassen herab. Überall überdimensionierte Mercedes-Sterne. Unter dem Banner des Autoherstellers entsteht hier an der Warschauer Straße ein riesiger Entertainmentkomplex.

Neue Single „Another Weekend“

Ariel Pink lässt die Geräuschkulisse auf sich wirken. Er ist sichtlich beeindruckt. Ich steige zu ihm hoch und wir sprechen über das neue Album „Dedicated to Bobby Jameson“. Stellt man dem ungekrönten König des modernen Lo-Fi-Pop eine Frage, so beginnt ein Train of Thoughts zu rattern, der die abenteuerlichsten Strecken zurücklegt.

Mehr zu Ariel Pink und dem neuen Album „Dedicated To Bobby Jameson“ im Spätsommer. Das Album erscheitn am 15. September.

Wir unterhalten uns über das Spektakel, das sich vor unseren Augen abspielt, über Kriegslust und Bauwut, deutsche Dialekte und ihr Faschismuspotential („You Austrians are the worst!“). Wir sprechen über seine Heimatstadt L.A., die nicht zuletzt durch sein Schaffen erneut zu einem Hub für interessante Popmusik wurde, über seine Anfangstage im Stadtteil Echo Park, wo er Ende der Neunzigerjahre hunderte, extrem komprimierte Songs auf Musikkassette aufgenommen hatte. Und wo er den Grundstein legte für Trends wie Lo-Fi und Chillwave und eine ganze Generation von Musikern beeinflusste - vom Animal Collective über John Maus bis zu Neon Indian und Washed Out.

Und wir sprechen über die Aufwertung des Nerds zum kreativen Maestro unserer Tage („I’m not a nerd, I am a dork!“) und warum sich Mr. Pink immer wieder als Mentor für verdiente Außenseiter des Pop und Entertainments stark macht. Darunter finden sich Star-Darstellerin Angelyne, Bedroom-Eklektiker R. Stevie Moore und ein gewisser Bobby Jameson, dem Ariel nun ein ganzes Album gewidmet hat. Das bereut er mittlerweile allerdings: „’Cause now I have to talk about him in every damn interview all the time.“

Kongeniales Paar: Ariel Pink und Weyes Blood

Das liest sich hier jetzt alles so schön aufgedröselt und geordnet, entspringt aber einem mäandernden Gedankenstrom, der nur wenige Punkte und Beistriche kennt. Ich komme nicht einmal dazu, Ariel auf die Glückswimper aufmerksam zu machen, die das gesamte Interview über auf seiner Wange klebt. Irgendwann vergesse ich sie einfach. Auch bemerkenswert: Ariel hält stets den Blick fest auf die Baustelle gerichtet. Erst beim Fotografieren kann ich in seine Augen sehen.

Aus den frühen Jahren, des Autors absoluter Lieblingsariel mit einer Hommage an Frau Bush.

Was aber ist nun das Geheimnis seines Erfolges, die magische Formel seiner Musik, deren Auflösung ich Euch in der Überschrift versprochen hatte? Es ist eine schlagende, herrliche und zugleich ernüchternde Erkenntnis, die irgendwann einmal in einem Nebensatz Gestalt annahm:

„I have no clue, what I’m doing, when I make music. I don’t know exactly, what it is, It’s a form of discovery for me!”

Wer sich nun um seine wertvolle Zeit betrogen fühlt, oder um einen brauchbaren Satz für das eigene Schaffen, der oder die greife sich bitte an die Stirn und lasse des Ariels Weisheit tief sinken! Dort in der Tiefe möge sie Wunder tun und zu hervorragenden Ergebnissen führen. Das neue Album „Dedicated To Bobby Jameson“ erscheint am 15. September.

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