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Get Even

Farm51

Geheimtipp für Freunde experimenteller Thriller

Im Spiel „Get Even“ müssen wir nicht nur eine Verschwörung aufklären, sondern uns darüber klar werden, was überhaupt real ist - Schreckmomente inklusive.

Von Rainer Sigl

Dass die Grenzen zwischen Realität und Traumwelt verschwimmen, kennt man aus vielen Videospielen, nur selten jedoch wird man so gründlich verwirrt wie in „Get Even“. Im ziemlich einzigartigen Genremix ist nämlich alles unsicher, und die Frage, was real, was Traum und was künstliche Realität ist, steht im Zentrum.

Was zu Beginn nach einer Menge altbekannter Klischees aussieht, entpuppt sich als Thriller mit mehr als doppeltem Boden und einer ganzen Menge an What the fuck-Momenten. Ein unheimliches, verlassenes Sanatorium ist der Ausgangspunkt für eine in Rückblenden und Visionen erzählte Geschichte rund um den Söldner Black, durch dessen Augen wir hier die Welt sehen. Oder besser: Viele Welten, denn Black, so erzählt unser mysteriöse Auftraggeber, ist Teil eines Virtual-Reality-Experiments, in dem er aus digital rekonstruierten Erinnerungen Beweise für eine Verschwörung sammeln soll.

„Stop acting like you’re in some stupid videogame!“

Das Sanatorium dient zugleich als Startpunkt für unsere Reisen in Szenen aus der Vergangenheit. In diesen Missionen müssen wir nicht nur Beweise finden und auswerten, sondern uns auch vor Wachen in Acht nehmen. Dabei ist vor allem Schleichen angesagt, denn wenn wir zu gewaltsam vorgehen, wird die Simulation instabil - ein netter Trick, um uns an allzu brutalem Vorgehen zu hindern. Unser mysteriöser Auftraggeber warnt uns grantig, wenn wir über die Stränge schlagen: „What do you think you’re doing?!? Stop acting like you’re in some stupid videogame!“

Stück für Stück setzt sich die anfangs verworrene Hintergrundgeschichte um Industriespionage, Mord und Entführung zusammen - und auch die Vergangenheit unserer Hauptfigur wird schließlich enträtselt.

In Sachen Präsentation ist „Get Even“ eher durchwachsen; während die (meist desolate) Umgebung zum Teil fast hyperrealistisch gelungen ist, wackeln die Gegner eher altbacken durch die Gegend. Akustisch ist das Spiel dafür ein wirkliches Erlebnis, denn für besondere Spannung und Gänsehaut sorgt im ganzen Spiel ein wirklich außergewöhnlich gut gelungenes Sounddesign. Wie sich Hintergrundmusik und atmosphärische Effekte hier verbinden, ist wirklich meisterhaft.

Get Even

Farm51

Erzählerisch experimentell, spielerisch altbacken

„Get Even“ sieht auf den ersten Blick aus wie ein ziemlich generisches Action-Spiel, ist aber eigentlich etwas weitaus Ambitionierteres - ein erzählerisches Experiment irgendwo zwischen Horror, Science-Fiction und Krimi, das zumindest zur Hälfte überzeugen kann.

Erschienen für PS4, Xbox One und Windows.

Sowohl die komplexe Geschichte als auch die Art, wie wiederholt mit der verunsicherten Realität gespielt wird, sind spannend und originell; von den spielerischen Passagen, in denen wir schleichend und schießend unterwegs sind, kann man das leider nicht unbedingt sagen. Zum Glück machen diese nicht den Großteil des Spiels aus.

Die faszinierende Erzählweise, so manche Überraschung und das selten zu erlebende Gefühl, wirklich im Dunkel einem Rätsel hinterherzujagen, machen „Get Even“ trotzdem zum Geheimtipp für Freunde experimenteller Thriller.

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