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The Dark Tower

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Turmhohes Scheitern

„The Dark Tower“ schrumpft Stephen Kings monumentale Fantasy-Saga zu einem unterdurchschnittlichen Sommer-Blockbuster zusammen.

Von Christian Fuchs

Kann man mehr als 4000 Buchseiten in einen 95-minütigen Film komprimieren? Die simple Antwort lautet: Nein. Schon klar, Literaturliebhaber jammern nahezu chronisch über Adaptionen ihrer Lieblingsschmöker und langsam nervt das auch. Aber “The Dark Tower”, eine 8-teilige Buchreihe, die der manische Vielschreiber Stephen King über einen Zeitraum von 22 Jahren veröffentlichte, ist schon noch einmal ein spezieller Fall. Man muss sich nur sämtliche „Herr-der-Ringe“-Romane verkürzt zu einem Einzelspielfilm vorstellen.

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Dabei zeigt ein Blick in die jüngere Filmgeschichte, dass sich schon die Umsetzung simpelster King-Kurzgeschichten, in denen es wahlweise um Killer-LKWs, Rasenmäher-Männer oder gespenstische Kinder in Maisfeldern geht, als diffizile Angelegenheit erweist. Jahrzehnte lang galt die Faustregel, dass gerade mal eine von zehn Stephen-King-Verfilmungen eine Sichtung wert ist, vor allem die epischen Schlüsselwerke des „Master of Horror“ wie „IT“ oder „The Stand“ wurden von drittklassigen (TV-)Regisseuren lieblos verwurstet.

Kinostart: 11. August 2017

„Der dunkle Turm“ ist allerdings, in seinen eigenen Worten, tatsächlich das Opus Magnum von Stephen King, sogar seine dicksten Wälzer verblassen gegen die Komplexität der von JRR Tolkien und Sergio Leone gleichermaßen inspirierten Endzeit-Saga. Kein Wunder also, dass diverse Versuche den Stoff auf die Leinwand (oder auch ins Fernsehen) zu bringen, bereits im Vorfeld scheiterten. Ausgerechnet der nahezu unbekannte dänische Regisseur Nikolaj Arcel bekam allerdings den Zuschlag und legt nun mit dem Spielfilm „The Dark Tower“ sein Hollywood-Debüt vor.

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Biblischer Kampf zwischen Gut und Böse

Übrigens, der Autor dieser Zeilen hat zwar etliche Bücher von Stephen King verschlungen, aber als Fantasy-Literatur-Allergiker den „Dunklen Turm“ bislang gemieden. Man darf aber Anhängern des Buchs und diversen Recherchen vertrauen, die von einem mythischen Märchen sprechen, verpackt in einen wüsten Mix aus Fantasy, Horror, Science-Fiction und vor allem Italo-Western-Referenzen. Die Hauptfigur des last gunslinger Roland Deschain scheint eindeutig von Clint Eastwoods wortkargen Antihelden inspiriert.

In der Filmversion folgen wir Idris Elba, der kurz ja auch als afroamerikanischer James Bond im Gespräch war, als letztem Revolvermann durch die rauen Landschaften in einer Paralleldimension. Roland ist auf der Suche nach dem Mann in Schwarz (Matthew McConaughey), mit dem er sich eine ewige Schlacht liefert. Der finstere Bösewicht, der in verschiedenen Inkarnationen durch Stephen Kings Schaffen geistert, will den Dunklen Turm zerstören, der das Gleichgewicht im Universum zusammenhält.

Regisseur Arcel zeigt diesen biblisch anmutenden Kampf zwischen Gut und Böse aber durch den Blickwinkel von Jake (Tom Taylor), einem jungen Außenseiter aus Manhattan, der in Rolands Welt gesaugt wird. Das fühlt sich wie eine beliebige Young-Adult-Franchise an und nicht wie ein multi-dimensionales, wahnwitziges Spaghetti-Western-Fantasy-Epos.

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Eingefleischte King-Fans werden ohnehin Höllenqualen leiden, weil diese langerwartete Adaption essentielle Handlungsstränge einfach nebenbei abhakt oder ganz ausspart. Neulinge im „Dark Tower“ Universum dürfte wiederum der gehetzte Marathon durch den Buchplot gleich ganz kaltlassen. Bedanken dürfen sich alle bei Akiva Goldsman, einem wahren Garanten für besonders verheerende Drehbücher, siehe auch „Batman & Robin“, „I Am Legend“ oder „Transformers: The Last Knight“.

Aber bieten die Abenteuer von Revolvermann Roland wenigstens spektakuläre Schauwerte? Sieht das Ganze eventuell wie ein Mix aus Steven Spielberg, Quentin Tarantino, Sergio Leone und Peter Jackson aus? Leider nicht, das Set Design langweilt, die Effekte wirken cheesy und die Action ist schwach inszeniert und geschnitten. Am schlimmsten, schrieb aber ein Kritiker über „The Dark Tower“, ist wohl aber, dass ein Blockbuster mit saucoolen Typen wie Idris Elba und Matthew McConaughey so gar keinen Biss hat.

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