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BesucherInnen auf der Gamescom 2017 beim Ubisoft-Stand

Gamescom.de / Koelnmesse

Die Mitte der Gesellschaft

Die weltweit größte Gamesmesse ruft nun auch hohe PolitikerInnen auf den Plan. Inhaltlich schindet die Gamescom zwar viel Eindruck, präsentiert aber wenig wirklich Neues.

Von Robert Glashüttner

Ich bin dieses Jahr zum ersten Mal nicht bei der Gamescom in Köln vor Ort. Das hat zwei Gründe: Weil es sich zeitlich nur schwer bis eigentlich gar nicht ausgegangen wäre, und weil ich mal das Experiment probieren wollte, wie es ist, die weltweit größte Gamesmesse aus der Distanz mitzuverfolgen.

Das Ergebnis war so, wie ich es mir erhofft habe: Die üblichen Verdächtigen (Aussendungen und Games-Websites) liefern die News von Pressekonferenzen und Messeständen bequem in die Inbox und den Browser, und bereits die Eröffnungsrede der deutschen Bundeskanzlerin am Dienstag war problemlos im Livestream zu sehen.

#Merkelcom

Dass Angela Merkel zum ersten Mal die Gamescom eröffnen würde, hat im Vorfeld erwartungsgemäß für viel Aufmerksamkeit und auch für das eine oder andere überhebliche Grinsen in Fachkreisen gesorgt. Die Kanzlerin war jedoch erstaunlich souverän und hat sich nicht nur auf ihr Briefing verlassen, sondern immer wieder mal mehr oder weniger frei gesprochene Anmerkungen gemacht.

Dennoch sieht Merkel die Gamesbranche in erster Linie als Sprungbrett und Einstiegsmöglichkeit in die IT und digitale Industrie. Außerdem ist ihr Besuch nicht uneigennützig, weil ja derzeit auch in Deutschland Bundeswahlkampf ist. Macht nichts, lustig bis kurios ist der Rundgang durch die Gamescom mit ihr so oder so. A propos Wahlkampf: Am Tag nach der Messeeröffnung hat der Gamescom Congress ein PolitikerInnen-Panel zum Thema „Potenziale von Computerspielen“ abgehalten, moderiert von einer All-Male-Geekbro-Runde, bestehend aus Colin Gäbel (Rocket Beans, links im Bild) und den Youtubern Pietsmiet (Mitte) und LeFloid (rechts).

Moderatoren auf dem Gamescom Congress

Gamescom Congress

Indie versus Triple A

Höher, schneller, weiter: Bei der Gamescom geht es alles andere als bescheiden zu. Die Messe ist seit Mittwoch fürs Publikum geöffnet, und das bedeutet jede Menge Rambazamba, lange Schlangen vor den Spielständen und allgemein mit neugierigen Spielemenschen vollgestopfte Messehallen.

Große Games-Verlage bzw. -Entwicklerfirmen mieten sich teils sogar ein Viertel bis zur Hälfte einer riesigen Messehalle. Haben da kleinere Indie-EntwicklerInnen überhaupt eine Chance, gegen diesen Gigantismus anzukommen? Es ist nicht einfach, aber es gibt einen Trick. Seit ein paar Jahren schon schließen sich Indies zusammen und betreiben gemeinsam einen umfangreichen Stand. Da ist man dann in der Gruppe fast so groß wie die protzigen Messestände bei den bekannten Verlagen. Die „Indie Arena Booth“ etwa feiert bei dieser Gamescom ihr fünfjähriges Bestehen. Dieses Mal werden dort unglaubliche 80 Indie-Games aus 26 Ländern vorgestellt.



Viel Getöse, wenig Neues

Obwohl die Gamescom mit Umfang und Präsentation viel Eindruck schindet, ist sie traditionell nicht jene Messe, bei der viele verblüffende Ankündigungen seitens der großen Verlage und Konzerne vollzogen werden. Dieses Jahr ist keine Ausnahme: Dass die Xbox One X kommt, wussten wir schon, und auch die meisten Spiele, die gezeigt werden, waren davor bereits bekannt. Ein paar interessante Neuigkeiten gab es aber dann doch - die folgenden drei sind mir besonders ins Auge gestochen:

„Gwent“ kommt mit Storykampagne

Das Sammelkartenspiel von CD Projekt Red, das im „The Witcher“-Universum spielt, ist immer noch in der Open Beta und schon jetzt ein Fixstern am Esport-Himmel. Ob „Gwent“ der „Hearthstone“-Killer werden wird, ist zwar noch nicht klar, aber die EntwicklerInnen machen definitiv einen weiteren Schritt in diese Richtung und versuchen sich nun auch hinsichtlich Zielgruppe zu verbreitern. Auf der Gamescom wurde bekannt gegeben, dass es auch eine Singleplayer-Kampagne namens „Thronebreaker“ geben wird. Blizzard Entertainment setzt derweil bei „Hearthstone“ (wie schon zuvor bei „Overwatch“) auf kitschige Animated Shorts à la Disney. Wem’s gefällt.



Kulturauftrag mit „Anno 1800“

Nach Jahren des Games-Historizismus mit „Assassin’s Creed“, das weitgehend in Nordamerika entwickelt wird, besinnt sich Ubisoft wieder seines altehrwürdigen, deutschen Entwicklerstudio Blue Byte. „Anno 1800“ wird zwar erst 2018 erscheinen, doch die Anmutung des Aufbaustrategiespiels zu Beginn des Industriezeitalters wirkt schon jetzt auffallend europäisch.



Playstation-Spiele-Streaming vorerst nur in Deutschland

Anlässlich der Gamescom hat Sony in Deutschland nun seinen Spiele-Streaming-Dienst Playstation Now gestartet. Vorausschauend hat Sony ja bereits 2012 das Streaming-Unternehmen Gaikai aufgekauft und setzt dessen Technologie seither in den entsprechenden Playstation-Services um. Playstation Now ist ein weiterer kleiner Schritt zur Einzementierung der Marktführerschaft gegenüber Microsoft/Xbox. Weil das mit den Rechten und Vergütungen aber immer so eine schwierige Sache ist und sich für kleinere Länder nicht so bezahlt macht, gibt es bislang keine Bestrebungen, das Service nach Österreich zu bringen. Shame!

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