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Die besten zehn Indietronics-Alben

Wir wissen es: Musikgenre-Bezeichnungen sind blöd. Die Münchner Band Lali Puna veröffentlicht ihr fünftes Album, aus diesem Grunde dennoch: eine Liste mit sehr guten Alben, die die Begegnung von Elektronik und Indiepop feiern.

von Philipp L’heritier

Valerie Trebeljahr mag den Begriff “Indietronics” nicht leiden, sagt sie im Interview anlässlich von “Two Windows”, dem neuen Album ihrer Gruppe Lali Puna. Indietronics heißt vielleicht: Indie trifft Elektronik trifft gern eine gewisse Niedlichkeit. Leute, die vielleicht eher von der Gitarre kommen, entdecken den Laptop.

Schubladen sind nicht so schön. Man muss die Kategorien ja nicht so bierenst sehen, aber als lose Orientierungshilfen, wie so oft, sind Genrelabels nicht gar so schlecht. Lali Puna gelten als bescheidenes Flaggschiff. Aus diesem Anlass: Es folgen die zehn besten Alben der Kategorie “Indietronics”. Musik, die vornehmlich mit den späten Neunziger- und frühen Nuller-Jahren in Verbindung gebracht wird.

10: múm - Finally we are no one (2002)

Der Entwurf “Island”: Die Gruppe aus Reykjavik webt Melodica, Kinderspielzeug und ätherisch-entrückte Gesänge ins Geschehen. Das zweite ist das beste Album von múm, danach wurde ihr Sound zu sehr zur Formel, die Band begann, es mit der Putzigkeit zu übertreiben.

9: Illuminati - The Pastels Remixes (1998)

Die schottische Gruppe The Pastels ist seit den frühen Achtzigern Anhängeschild von freundlich in die Welt geschrammeltem Gitarrenindie. 1998 haben sich solch gute Leute wie Stereolab, Cornelius, Mouse on Mars oder John McEntire daran gemacht, die Musik der Pastels für ein Compilation-Album mit Remixen zu bedenken und ins elektronische Kostüm zu stecken. Vielfältig, aufregend, lieb, passt nur bestens.

8: Toro y Moi - Causers of this (2010)

Läuft ja eigentlich unter “Chillwave”. Auch so ein schönes Wort. Bevor Chaz Bundick sich mit seinem Projekt Toro y Moi verstärkt handgespielter Disco und Softfunk zu widmen begann, interessierte er sich noch deutlich für vertrackte Beat-Lehre und angejazzten Experimental-HipHop aus dem Umfeld von Flying Lotus und kombinierte das mit Achtziger- und Sonnenaufgangs-Nostalgie. Nach dem Hype und dem Verbrennen des Hypes hat man fast vergessen, wie gut diese Platte ist.

7: Various Artists - Blue skied an’ clear - A Morr Music Compilation (2002)

Die richtige Kombination. Auch wenn dort noch so einiges anderes geschieht - das Berliner Label Morr Music gilt als inoffizielle Hauptzentrale der komischen Musik namens “Indietronics”. Auf diesem Doppel-Compilation-Album widmen sich Acts und Freunde des Hauses Coverversionen der englischen Shoegaze-Band Slowdive. Und zwar zu einer Zeit, als diese Band nicht gerade hoch im Kurs gestanden ist. Mit dabei sind B. Fleischmann & MS. John Soda, das englische Duo ISAN, Lali Puna, Ulrich Schnauss und einige mehr. Die zweite CD bringt eigene Stücke der Künstler.

6: Lali Puna - Tridecoder (1999)

Schon das Debütalbum zeigt die Münchner Gruppe mit perfekt ausformuliertem Sounddesign. Richtig echte Songs und Krautpop, echte Drums, Synthesizer, Knistern und Knattern, Repetition, Abwechslung, ein Hauchen, Hypnose. Ein frühes Denkmal.

5: Khonnor - Handwriting (2004)

“Handwriting” passt schon ganz gut als Titel für das einzige Album dieses kaum bekannten jungen Mannes aus Vermont. Es sind kleine, hingekritzelte, skizzenhafte Stücke, die er da versammelt hat. Khonnor überlagert jugend-melancholischen Lagerfeuer-Folk mit dem Rauschen, Zischen und Fauchen von Fennesz und My Bloody Valentine. Er hat diese wunderliche und wunderbare Platte im Alter von 16 Jahren aufgenommen und sich danach recht schnell für immer vom Musikmachen verabschiedet.

4: Erlend Øye - Unrest (2003)

Der norwegische Alleskönner und Luftikus Øye geht für sein erstes Quasi-Soloalbum in die Disco. Für die Aufnahmen zu “Unrest” hat er die Welt bereist und in verschiedenen Städten mit unterschiedlichen Produzenten jeweils ein Stück produziert. Mit dabei sind unter anderem Morgan Geist aus New York, Jolly Music aus Rom und Prefuse 73 in Barcelona. Heraus kommt ein zarter Blumenstrauß: geschmeidiger Vocal-House, Synthie-Pop, Abstract-HipHop mit Säuselgesang.

3: Caribou - Swim (2010)

Der große Konsens-Hit. Bevor der kanadische Produzent und Musiker Dan Snaith unter dem Projektnamen Daphni endgültig die Weiten des Dancefloors erkunden sollte, musste noch mit seinem Alter Ego Caribou diese kunterbunte Platte zusammengetackert werden. Alles hat Platz und verschmilzt zu einer eigenen Note. Discopop, House, Techno, avantgardistische Klangschalen-Experimente, Krautrock, Psychedelik. Explosion im Kaleidoskop.

2: Lali Puna - Scary World Theory (2001)

Eine Band auf der Höhe ihrer Kunst. Die Ideen des Debüts sind auf dem zweiten Album verfeinert. Hits, Hits und Geräusche. Texte über Politik und das seltsame Leben. Eine ausgefuchste Klanganordnung, Schichtung und Überlagerung. Tanzen zu Architektur.

1: Dntel - Life is full of possibilities (2001)

Der amerikanische Produzent Jimmy Tamborello erprobt als Dntel die US-Amerikanische Variante. Alles hier ist glatter, cremiger, poppiger. Dabei voller Hooks und Melodien, merkwürdiger Klänge, Lieder, Nicht-Lieder und Irrwege. Dabei nie banal. Mit einem Stück gemeinsam mit Sänger Ben Gibbard von Death Cab for Cutie enthält diese Platte auch die Erfindung von The Postal Service, die etwas später diesen Sound komplett in den Mainstream führen sollten. Dieser Platte hier aber kann nichts mehr passieren.

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