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Fink

Tommy N Lance

Akustischer Trip-Pop mit Seele

Mit dem Album „Resurgam“ kehren die Briten Fink nicht nur zu ihren Wurzeln zurück, sondern haben sich schlicht selbst übertroffen. Ein Werk woller dunkler Schönheit.

von Andreas Gsettner-Brugger

Zart hört man einen Schlagzeugbesen den Rhythmus vorgeben. Dann setzt ein tiefer, unterschwellig wuchtiger Bass ein, der in die Magengrube drückt, während die Glockenklänge einer kurzen Melodie am Fender Rhodes durch den Raum schweben. Etwas dunkel und bedrohlich wirkt der achtminütige Titelsong der neuen Fink Platte. „Resurgam“, was so viel wie „Auferstehung“ bedeutet ist der perfekte Einstieg, der nicht nur die musikalische Reise vorgibt, sondern auch alle Prinzipien des neuen Meisterwerks der Briten beinhaltet.

Jeder Moment kann der große Moment sein

Der vormals DJ, später Singer/Songwriter und dann Fink-Bandleader Fin Greenall kennt diese Momente, in denen einfach alles passt. In denen die Konzentration, das Wissen und Können, das Gefühl und die Stimmung sich zu einer einzigartigen Magie verdichten.

Bisher hat er versucht, mit seiner Band diese Momente mit einem gewissen Perfektionismus auf ein Album zu bannen. Für das neue Album hat der legendäre Produzent Flood (U2, PJ Harvey, Foals, The Killers) einige Regeln aufgestellt. Die wichtigste war, dass es keine „Demos“ gibt, also keine Aufnahmen die nur Vorabversuche sind, wie Fin erklärt:

„Alles hat das Potential, schon der endgültige Song zu sein. Es gibt keine Demos. Das sind alles verschiedene Versionen. Und wenn die erste Version die Beste ist, dann ist das schon der fertige Song. Das bringt dich in eine ganz andere Stimmung. Du bereitest dich nicht auf den endgültigen Take oder Moment vor, denn jeder take, jeder Moment könnte schon der finale Song sein.“

Fink Albumcover

Fink / R'Coup'D Records

So klingt der Song „Resurgam“ nach einem großen breiten Fluß, in dessen Stromschnellen die dunkle Trip Hop Stimmung von Fins Heimatstadt Bristol immer wieder auftaucht. Knöchern, oragnisch und extrem reduziert baut sich der Song auch soundtechnisch zu einem räumlichen Stereoerlebnis auf, wobei Flood gegen Ende hin das Klangbild wieder ganz zusammenfallen und intim werden lässt.

Auch Fins Ausflug in den Blues, den er mit seinem Anfang des Jahres erschienen Album „Fink’s Sunday Night Blues Club Vol. 1“ unternommen hat, spiegelt sich in dem Song und auch am Rest der Platte wider.

Fin: "Ich habe viel daüber gelernt, wie man einen Song gut präsentiert. Und wie man in ein paar wenigen Zeilen das Gewicht eines ganzen Songs legen kann. Denn im Blues verwendet man nicht viel Wörter, um die Aussage und das Gefühl zu transportieren. Das hat sich auch auf „‚Resurgam‘ niedergeschlagen. Denn ich wollte sehr emotionale Dinge sagen, wollte aber keine langen Texte, um mich auszudrücken.“

Zwischen Therapeutikum und Selbstoffenbarung

Einer der stärksten Songs des Album, die wundervolle Ballade „Not Everything Was Better In The Past“, ist eine träumerische, sehr berührende und selbstreflektierende Offenbarung von Fins Gedanken und Seelenwelt. Denn als er mit seinem hippen Bart und einem richtigen Buch ganz „old school“ in der Berliner U-Bahn unter den ganzen in ihre Smartphones starrenden Menschen sitzt, stellt sich der zurückhaltende Musiker die Frage, ob er denn wirklich so vintage sei, wie er aussieht. Eigentlich ist er nur er selbst, mit seinen Vorlieben für Bücher, Schallplatten und eben Bärte, ohne auch nur auf die Idee zu kommen, dass die ihm gegebene Zuschreibung eines zeitgeistigen Hippster stimmen könnte.

Er ist einfach Fin Greenall, ein Musiker mit einer unglaublich berührenden Stimme und einem ebenso unglaublichem Gefühl für Songs und Harmonien. Und er ist auch ein Mensch mit Schrammen und Verletzungen, mit Brüchen und Narben in seinem Inneren. Die Single „Cracks Appear“ macht auch das transparent.

Fin: „Die großen Probleme beginnen meist in uns selbst und zeigen sich dann auß im Außen. Gleichzeitig rede ich auch in dem Song davon, dass es keinen Grund gibt, das zu verbergen. Deine inneren Brüche, deine begangenen Fehler und deine Verletzungen sind ja genau das, was dich ausmacht. Und in dem Song geht es auch darum, damit seinen Frieden zu schließen. Es ist okay, sin Innerstes und seine Gefühle zu zeigen. Insofern ist es auch ein sehr therapeutisches Lied für mich gewesen.“

„Resurgam“ ist jedoch nicht durch und durch ein analytisches Therapeuthikum. Es gibt auch Songs, die nach vorne gehen, die einen richtigen drive haben und sogar das Tanzbein zum Zucken bringen. Da wäre zum Beispiel „Determined Cut“, das mit seinem percussiven Fender-Sounds und dem trockenen Schlagzeug eine unglaubliche Dringlichkeit vermittelt. Oder das große Stadio-Rock-Liebeslied „There’s Just Something About You“, das einen ganz charmant in die 1970er Jahre zurückkatapultiert. Obwohl das soulige „Day 22“ einbisschen schleppend daherkommt, hat es einen bestechende Groove und einen hypnotischen Sound.

Fink live in ÖSterreich:

  • 19.9. Radiokulturhaus Wien, FM4 Radiosession
  • 15.10. Museumsquartier Halle E, Wien
  • 20.10. Conrad Sohm, Dornbirn
  • 23.10. Posthof, Linz
  • 24.10. Rockhouse, Salzburg
  • 25.10. Treibhaus, Innsbruck

Und dann wäre da natürlich noch eines der Highlights, das federleichte und clever arrangierte „Godhead“. Mit Vampire Weekend-mäßigen angestoppten Gitarrenriffs, einer sommerlichen Rhythmik und wundervoll sehnsuchtsvollen Pianoakkorden. Auch inhaltlich ist es einer der positivsten Songs des ALbums.

Fin: „In Godhead geht es darum, die Dinge endlich in Angriff zu nehmen. Raunze nicht herum, steh auf und tu etwas. Es ist ein mutmachender Song. Flood hat ein ‚FOMO‘ Ende kreiert, das heißt ‚fear of missing out‘. Denn gegen Schluß klingt es wir bei einer großen Party und wenn es immer leiser wird uns sich entfernt entsteht das Gefühl: ‚Och, geht nicht weg, wie gerne wäre ich jetzt auch auf dieser Party‘.“

Mit „Resurgam“ sind Fink einerseits zu ihren organischen Wurzeln zurückgekehrt, zu dieser magischen Intimität ihrer Songs. Andererseits zeigt das Album Fin auch von einer anderen, neuen Seite, wenn er am Klavier und Fender Rhodes sitzt und dadurch seine großartige Stimme von den gezupften Gitarrensaiten entkoppelt. Darüber hinaus ist die neue Fink Platte das wohl stimmigste, gereifteste und vielleict auch berührendste Werk der Englänger geworden. Eine musikalisch wahrlich göttliche Auferstehung.

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