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Fussball Match Frauen SKN St.Pölten versus FC Südburgenland

Tom Seiss

FM4 Auf laut

Der Frauenfußball nach der EM

Österreichs Fußballerinnen sind bei der europäischen Meisterschaft ins Halbfinale gekommen und wurden von mehr als einer Million Fans bejubelt. Was kommt danach? Ein Lokalaugenschein in St.Pölten.

Von Gersin Livia Paya

Auf dem Sportgelände in Radlberg bei St. Pölten spielt der SKN St. Pölten gegen den FC Südburgenland. Bei diesem Spiel stehen auch einige Spielerinnen des Nationalteams, die gerade durch die EM bekannt geworden sind, auf dem Platz. Trotzdem sind nur rund achtzig ZuseherInnen gekommen. Das ist er also, der österreichische Frauenfußball nach der EM. Beinahe unverändert.

Fussball Match Frauen SKN St.Pölten versus FC Südburgenland

Fabian Niku Paya

Die geringe Zuschauermenge tut dem Spiel aber keinen Abbruch. Es gibt schön gespielten Fußball zu sehen, dem man die Leidenschaft zum Spiel deutlich anmerkt. „Ich mag Frauenfußball lieber, da wird ehrlicher gespielt, man spürt das Herz das mitspielt“, beschreibt es Matthias Scherner, der Pressechef des SKN St. Pölten.

Die Frauen des SKN St. Pölten gewinnen das Sonntags-Match 6:0 und setzten somit eine Serie von ‚Zu-Null‘-Gewinnen fort. Kein Wunder, denn in St. Pölten ist das nationale Zentrum für Frauenfußball, das als Elite-Ausbildungszentrum gilt. Viele der Spielerinnen des erfolgreichen EM-Teams gehen oder gingen hier zur Schule und absolvierten eine fußballerische Ausbildung.

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Nadine Prohaska vor dem Spiel

Frauenfußball-Land Deutschland

Nadine Prohaska ist eine der besten Spielerinnen Österreichs, sie spielt beim SKN St. Pölten und ist im Kader des Nationalteams. Sie bringt außerdem internationale Spielerfahrung mit, durch ihre Spielzeit bei FC Bayern München.

Laut FIFA-Weltrangliste ist Deutschland im Frauenfußball weltweit auf dem zweiten Platz (Österreich liegt auf Platz 20). Nadine Prohaska kennt die Unterschiede zwischen dem deutschen und dem österreichischen Frauenfußball: „Die deutsche Liga ist viel ausgeglichener von der Leistung her. Es ist aber auch viel mehr Geld vorhanden. In Österreich müssen Spielerinnen schauen, ob sie sich überhaupt die Busfahrt zu einem Match leisten können.“

Fussball Match Frauen SKN St.Pölten versus FC Südburgenland

Tom Seiss

Zugleich sind Nadine Prohaska und Stefanie Enzinger, die auch ein EM-Tor geschossen hat, sehr glücklich darüber, dass ein EM-Spiel bei einem Public Viewing auf dem Wiener Rathausplatz übertragen wurde. Nur so wurde der Frauenfußball in Österreich bekannter.

„Wenn ich nicht im Frauenfußball wäre, würde ich auch nichts davon mitbekommen. Dass das EM-Halbfinal-Spiel live auf dem Wiener Rathausplatz übertragen wurde, war schon mal einen Schritt in die richtige Richtung“, sagt Nadine Prohaska.

Für Leidenschaft, nicht für Geld

Laut Matthias Scherner ist das Interesse am Frauenfußball seit der EM, mit ein paar wenigen Neuzugängen milde gestiegen. Zumindest für SKN St. Pölten wurde ein Sponsor gefunden. Die restlichen Frauen-Vereine in Österreich spielen aber „nur aus Leidenschaft zum Sport“, was heißen soll: ohne dass es etwas dafür gibt. Von einem kleinen Zuverdienst oder gar einem Beruf sind deren Spielerinnen weit entfernt.

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Fabian Niku Paya

Vielleicht ist das aber auch das Erfolgsrezept des Frauenfußballs. Herr Wienroither, ein ehemaliger Nachwuchstrainer, der im Publikum steht, sagt: „Bei den Männern, gerade bei den Profis, geht es immer mehr um Verträge, Laufzeiten, Werbung, Sponsoring, Einschaltquoten usw. Beim Frauenfußball geht es eher um die ehrliche Liebe zum Fußball." Außerdem, findet er: „Der Frauenfußball ist unterbewertet. Ich glaube aber nicht, dass der Männerfußball deswegen überbewertet ist. Man müsste sich wieder auf das Wesentliche besinnen: Kameradschaft, Vereins-Treue, Treue zur eigenen Mannschaft und nicht ständig zu besser bezahlten Vereinen wechseln.“

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Fabian Niku Paya

Celia Liese Brancao-Ribeiro ist die sportliche Leiterin des SKN St. Pölten und ist schon lange dabei. Sie erzählt, dass schon immer davon gesprochen wurde, dass sich bald alles verbessern werde. Passiert sei dann aber nichts. Jetzt ist immerhin zum ersten Mal ein so großer Erfolg von einer Frauen-Nationalmannschaft gefeiert worden. Ob es jetzt besser wird? „Abwarten", meint die Sporttrainerin.

Das nächste sportliche Ziel der St. Pöltner Wölfinnen ist jedenfalls die Women’s Champions-League. Ihr nächster Gegner: der Spitzenklub ‚Manchester City‘. Solche Spitzenspiele sollten live im Fernsehen übertragen werden. Denn 1,35 Millionen Zuseher beim EM-Halbfinale haben gezeigt: Interesse am Frauenfußball gibt es. Der authentische Randsport verdient durchaus mehr Aufmerksamkeit.

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Fabian Niku Paya

Am Dienstag, 12.9. in FM4 Auf Laut

Am Dienstag, 12.9. ab 21 Uhr bei FM4 Auf Laut diskutieren wird zum Thema Gleichstellung im Sport: Was bringt der Erfolg des österreichischen Frauenfußballs?

Was hat die Kickerinnen heuer derart groß werden lassen? Was bedeutet dies für den vorher noch oft belächelten Frauenfußball in Österreich? Was bewirkt diese Sensation für die Gleichstellung von Frauen und Männern im Sport auch in anderen Disziplinen und was ist dafür noch zu tun?
Claus Pirschner diskutiert darüber mit Fußballerinnen, mit der Sportjournalistin Karoline Zobernig und mit AnruferInnen. Du kannst mitreden unter 0800 226 996.

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