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HipHop-Kampagne für Wahlbeteiligung

Mit Rap-Musik und Street Art will der britische Fotograf Josh Cole die Wahlbeteiligung in Österreich verbessern.

von Christoph Weiss

Österreichs Erstwählerinnen und Erstwähler nutzen ihr Wahlrecht deutlich seltener als Ältere - und sie geben in Umfragen an, dass sie sich durch die Politik nicht gut vertreten fühlen. Der britische Fotograf und Filmregisseur Josh Cole will das ändern.

Cole ist Werbefotograf und bekannt für seine Arbeit mit HipHop-Musikern und Street-Art-Künstlern aus aller Welt. Aufsehen erregt hat er dieses Jahr auch mit „Rize up and represent“, einer Kampagne im Vorfeld der britischen Parlamentswahlen. Dutzende Artists wie z.B. Kannan x Bucky, Lilly Allen und Rudimental unterstützten das Projekt, einige von ihnen produzierten Songs und Videos dafür.

Die Wahlbeteiligung in Großbritannien war dann tatsächlich etwas höher als bei Urnengängen in den Jahren zuvor. Ob „Rize Up“ mit ein Grund dafür war, lässt sich schwer feststellen. Sicher ist aber, dass Musik, Videos, Street Art und Postings in Social Media in den Wochen vor der Wahl viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen haben.

Josh Cole sagt, er wolle Bewusstsein dafür schaffen, dass bei einer Wahl jede Stimme zählt, und es gehe ihm um mehr: „Über das Wählen hinaus finde ich es noch wichtiger, dass sich möglichst viele Menschen an politischen Prozessen beteiligen und ein Bewusstsein dafür entwickeln, was in ihrem Land vorgeht.“

o5

Christoph Weiss

Michael Schwarz, Josh Cole

Derzeit ist Josh Cole also in Österreich unterwegs – seit drei Wochen bereits, weil er Ähnliches hier vorhat. Die österreichische Variante der „Rize Up“-Kampagne heißt: „O5 - Represent yourself“. Wieder trommelt der HipHop-Fotograf und Filmregisseur Künstlerinnen und Künstler zusammen, die zu der Kampagne beitragen wollen. Der erste war HipHop-MC Michael Schwarz a.k.a. Der Schwarzfahrer. Er arbeitet mit Cole an Konzepten für Videos und Aktionen, und von Schwarz stammen auch Logo und Designs für Plakate, Aufkleber und Flyer. Viele andere Musiker hätten nun bereits zugesagt, sagt Schwarz: „Mit an Bord sind schon Ankathie Koi, Brenk Sinatra, Def Ill, Demolux, Skero, Soia, Svaba Ortak, Wolfgang Schlögl, Yasmo und viele andere.“

Neben einem offiziellen O5-Song, der gerade entsteht, werden auch Tracks und Videos, die von Artists eingeschickt werden, verwendet. "Das können auch kurze Shout Outs, Handyvideos oder einfach Support auf Social Media sein. Außerdem wird es auch grafftimäßig ein bisschen was zu sehen geben“, sagt Michael Schwarz.

O5 gibt keine Vorgaben hinsichtlich der Beiträge von Künstlerinnen und Künstlern - und auch keine konkrete Wahlempfehlung, sondern eben die Empfehlung, wählen zu gehen. Ganz parteiunabhängig ist die Kampagne allerdings nicht: Josh Cole ist nämlich auf Einladung von SPÖ-Jugendorganisationen (SJ, AKS, FSG Jugend, Kinderfreunde, VSStÖ, JG, Rote Falken) in Österreich. Im Abschnitt „Über uns“ auf der Website wird O5 als „Verein Initiative O5 – für ein linkes Österreich“ bezeichnet.

Auch der Name O5 ist ein Hinweis darauf, dass es nicht nur um den Aufruf zur Beteiligung an der Wahl geht. Historisch steht O5 für eine überparteiliche Widerstandsgruppe gegen den Nationalsozialismus, initiiert durch bürgerlich-konservative Kräfte. Die Ziffer 5 stand in der Nazizeit für den fünften Buchstaben im Alphabet E, O5 also für Österreich. Auf der Website der jetzigen Kampagne heißt es dazu: „Der Widerstand der Initiative O5 richtet sich auch 2017 gegen Hass und Diskriminierung in der Politik.“

Neben den roten Jugendorganisationen zählen auch einige parteiunabhängige Vereine zu den Unterstützern, etwa Bock auf Kultur oder Bassena Stuwerviertel. Josh Cole sagt, er habe zugesagt, weil ihm völlige Freiheit und Nichteinmischung bei der Durchführung der Kampagne zugesichert wurde: „Die Basis sind die Musiker, die Musik und die Kunst.“

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