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Marlene Svazek

APA/BARBARA GINDL

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Marlene Svazek ist die weibliche Zukunftshoffnung der FPÖ

Als vierte auf der FPÖ-Bundesliste hat die Landesobfrau der Salzburger Freiheitlichen ein Nationalratsmandat bereits sicher. In der Männerpartei FPÖ will sie vor allem mit Frauen- und Familienpolitik punkten. Im Interview spricht die Salzburgerin über ihren steilen politischen Aufstieg, die Funktionsweise von Medien und ihre Vorstellung von einer Mutterrolle und Gleichberechtigung.

Von Simon Welebil

Die FPÖ ist eigentlich eine Partei für Männer. Bei den Nationalratswahlen 2013 etwa haben 29% der Männer in Österreich der FPÖ ihre Stimme gegeben, aber nur 16% der Frauen. Und auch wenn man sich die Abgeordneten im Nationalrat ansieht, bestätigt sich diese These. Von den 38 Mandaten, die die FPÖ im aktuellen Nationalrat hat, sind 32 von Männern besetzt. Nur 6 Frauen sitzen für die FPÖ im Nationalrat. Knapp 16% Frauenanteil sind der bei weitem niedrigste Wert unter allen Parteien.

  • Marlene Svazek, geboren 1992 in Salzburg
  • Matura am Gymnasium Zaunergasse in Salzburg
  • 2013-2015 Politische Referentin für die FPÖ Salzburg
  • 2013 Bachelorabschluss in Politikwissenschaft an der Uni Salzburg und Beginn des Masterstudiums
  • 2015-2016 persönliche Assistentin und politische Beraterin Harald Vilimsky im EU-Parlament.
  • Seit 2016 Obfrau der Salzburger FPÖ

Doch die FPÖ will auch Frauen als Wählerinnen gewinnen. Dafür soll vor allem Marlene Svazek sorgen. Die 25-jährige ist die große Nachwuchshoffnung der FPÖ, führt die Landesliste in Salzburg an und ist auf der FPÖ-Bundesliste auf Platz 4 gereiht, gleich hinter HC Strache, Norbert Hofer und Herbert Kickl. Sie ist jung und eloquent, kann sowohl differenziert argumentieren, als auch ganz nach Art der Partei in Bierzelten austeilen.

Im aktuellen Wahlkampf ist Marlene Svazek sehr gefragt. Sie absolviert nicht nur jede Menge Wahlkampfauftritte in Salzburg, sondern ist dieser Tage auch bei vielen Veranstaltungen außerhalb ihres Bundeslands präsent. Ins FM4-Studio kommt sie spätabends nach einer Diskussionsrunde im Wiener Leopold Museum und vor einem Live-Interview bei der ZIB24.

Sie haben sich schon sehr früh für Politik interessiert und schon bei der Matura eine Fachbereichsarbeit über die FPÖ und ihren Stellenwert bei jungen Menschen geschrieben: Warum haben Sie damals dieses Thema gewählt?

Das basiert darauf, dass bei uns in der Schule sehr viel über Politik diskutiert wurde, auch über die einzelnen Parteien. Da war die Meinung vorherrschend, dass jede Partei etwas für sich hat, aber es gibt eine Partei, die geht gar nicht, die ist quasi eine Art Tabuthema und das war die FPÖ. Ich habe mir dann irgendwann die Frage gestellt: Ok, wir diskutieren ständig über diese Partei und die ist sehr polarisierend. Warum ist sie das überhaupt? Und warum gibt es überhaupt so eine Partei, wenn die scheinbar so schlimm ist? Das war mein Zugang, mich mit der FPÖ immer stärker auseinanderzusetzen. Ich habe dann auch ein bisschen die Leidenschaft für das Politische gewonnen und bin über diese erste Ablehnung, über die Auseinandersetzung mit den Themen, zur FPÖ gekommen.

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Wie sieht der typische FPÖ-Wähler aus?

Andere fragen vielleicht Meinungsforscher, wir haben direkt auf den Straßen gefragt: Wie darf man sich den Dresscode des typischen FPÖ-Wählers, der typischen FPÖ-Wählerin eigentlich vorstellen? Das Ergebnis hat sich FM4 Reporter Christoph Sepin gleich selbst angezogen.

Sie haben dann begonnen, sich politisch zu engagieren. War das hauptsächlich wegen der Themen? Wollten Sie sich zu den Kernthemen der FPÖ positionieren und hier etwas bewegen?

Es war natürlich ein Grund, dass ich gemerkt habe, diese Themen bzw. die Positionierungen decken sich mit dem, wie ich so ticke und wie ich so denke. Der Drang mich politisch zu engagieren hat sich entwickelt, als ich mir gedacht habe: Ich will nicht anderen überlassen, darüber zu reden, was in diesem Land passiert und zu entscheiden, wer in diesem Land was bekommt und wie wir zusammenleben, sondern ich will mich da selber einbringen! Ich will nicht immer nur kritisieren und jammern, sondern ich wollte einfach auch politisch aktiv werden.

Sie haben ja auf der Uni Politikwissenschaften studiert. Wie geht es denn einer Politikwissenschaftsstudentin wenn in Lehrveranstaltungen ihre Partei besprochen wird?

(lacht) Ja das war natürlich ganz spannend. Die ersten beiden Semester bekommt man ein bisschen ein Gefühl wer wo politisch steht. Ich habe mich die ersten beiden Semester sehr bedeckt gehalten, sagen wir mal so, und habe mich auch an Diskussionen, gerade wenn es um die FPÖ gegangen ist, nur bedingt beteiligt. Ich glaube es ist nicht schlecht, weil man auch einen differenzierten Blick auf die eigene Partei bekommt, weil man vielleicht auch eine gewisse Distanz zu manchen Dingen hat und weil man dann auch nicht immer so ideologische Scheuklappen aufhat.

Wie geht es dann Ihren Mitstudenten und -studentinnen, wenn sie jetzt wissen, dass Sie in der Lehrveranstaltung neben einer FPÖ Politikerin sitzen?

Das war natürlich für viele am Anfang ein bisschen ein Schock. Das war wirklich ein Schock, weil die Politikwissenschaft bzw. Geisteswissenschaft generell auch den Ruf hat, nicht unbedingt freiheitlich oder konservativ angehaucht zu sein. Viele haben mich einfach als Mensch und als Mitkollegin kennengelernt und ich habe mit vielen dann auch wirklich super Diskussionen über Politik, über die eigene Partei geführt. Das war eigentlich ein Mehrwert für mich und für meine Mitstudenten. Ich habe nach wie vor sehr viele Kontakte zu Studienkollegen, die momentan alle bei irgendwelchen Parteien arbeiten.

Marlene Svazek

APA/BARBARA GINDL

Sie haben ja in den letzten Jahren einen rasanten politischen Aufstieg hingelegt, das muss man glaub ich so sagen. Vom RFJ zur politischen Referentin, zuerst im Landtagsklub der salzburgischen FPÖ, dann zur politischen Referentin im EU Parlament bei Harald Vilimsky und sind dann nach Absetzung der Salzburger FPÖ-Spitze (um FPÖ Salzburg-Langzeitobmann Karl Schnell, der danach eine eigene Liste gegründet hat und mit dieser auch bei der Nationalratswahl antritt. Anm.) auch zur Landesobfrau in Salzburg gewählt worden, mit 23 Jahren. Als Sie in Salzburg angetreten sind, sind Sie auch angetreten um das Profil der Partei wieder zu schärfen, wie ich zumindest in Interviews mit Ihnen gelesen habe. Welche Punkte waren Ihnen dabei wichtig?

Mir war wichtig, dass die FPÖ in Salzburg thematisch wieder breiter auftritt. Bei vielen Dingen hat man überhaupt nicht mehr gewusst: Hat die FPÖ da überhaupt eine Meinung dazu? Da sind natürlich die Kernkompetenzen der Freiheitlichen gewesen wie beispielsweise Sicherheit, Asyl, Migration. Mir war wichtig, die Partei thematisch stärker zu öffnen, hin dazu, dass man sich Gedanken macht über die Familienpolitik in unserem Land, über Frauenpolitik, über Bildungspolitik und generell einfach ein bisschen ein breiteres Spektrum an Themen auch anbietet und klar zu machen wofür steht da die Salzburger FPÖ.

Aber aufgefallen sind Sie auch in dieser Zeit hauptsächlich mit Law & Order-Forderungen, oder mit Migrationsthemen.

Ich habe versucht, thematisch in andere Gebiete vorzustoßen. Das Problem ist oft, dass das nicht so spannend ist, wenn es von der FPÖ kommt. Wenn von der FPÖ die Kassenschlager kommen, wie Asyl und Sicherheit, dann wird man medial leichter gehört und man kommt leichter durch. Diese Erfahrung habe ich schon auch gemacht. Und ich habe es natürlich doppelt schwer, ich habe kein politisches Mandat. Ich muss irgendwie anders auf mich aufmerksam machen und schauen, dass ich die politischen Positionen irgendwie medial unterbringe. Wir haben in sehr vielen anderen Bereichen thematisch auch einiges gemacht, aber es ist leider nicht alles durchgekommen.

Müssen Sie dann, um medial unterzukommen, wirklich so Extrempositionen vertreten wie die Forderung nach einer „nächtlichen Ausgangssperre für Flüchtlinge“?

Diese Forderung habe ich überhaupt nicht als extrem empfunden, weil sie teilweise schon gang und gäbe ist. Ich habe mit vielen Betreibern von Asylquartieren auch informell gesprochen und habe die gefragt: „Wie realistisch ist so eine Forderung? Kann man das überhaupt umsetzen?“ Und manche Betreiber handhaben das so, dass es am Abend eine Liste gibt und geschaut wird, wer da ist. In der Nacht gibt es einfach kein Fernbleiben und wenn, dann nur mit einem guten Grund bzw. mit Betreuung und mit jemandem, der dabei ist.

Das klingt nach Regelung innerhalb einer Hausordnung, aber so wie Sie das formuliert haben klingt das nach einer gesetzlichen Vorgabe, nach einer Kollektivstrafe für Sachen, die passiert sind.

Mir ist es da vor allem um eine Art Hausordnung gegangen. Ich will niemanden einsperren, ganz im Gegenteil. Es ist ja auch möglich, dass man beispielsweise unseren Bundeswehrlern vorschreibt, dass sie zu einer gewissen Zeit in der Kaserne sein zu haben und die Nacht auch anwesend sein sollten. Wenn das bei unseren Grundwehrdienern geht, wieso soll das nicht auch bei Asylwerbern gehen? Wenn er einen guten Grund hat, warum er in der Nacht irgendwohin muss, oder weg muss, dann ist das natürlich so, dass er die Unterkunft verlassen darf. Es hat auch ein bisschen was mit Disziplin zu tun. Um das ist es mir gegangen.

Die FM4 Parteitage

Mit den FM4 Parteitagen liefern wir Entscheidungshilfen für all diejenigen, die noch immer nicht wissen, wen sie bei den Nationalratswahlen am 15. Oktober wählen sollen.

In fünf ausführlichen Sendungen in der FM4 Homebase bringen wir euch die Parlamentsparteien und deren Positionen im Wahlkampf näher.

Die FM4 Politik-Erziehung bereitet in aller Kürze die Facts zu den Parteien auf. Wir besuchen die Jugendorganisationen der Parteien im Wahlkampf, am Stammtisch oder im Parteilokal. Wir führen ausführliche Interviews mit den jungen Kandidaten der Parteien, die an wählbaren Plätzen auf den Bundeslisten kandidieren und Politikwissenschafterin Petra Bernhardt von der Uni Wien analysiert mit uns Plakate, Social Media Postings und Imagevideos der Parteien.

Alle Termine für die FM4 Parteitage

  • 2. Oktober (Montag): Die Grünen
  • 4. Oktober (Mittwoch): Neos
  • 5. Oktober (Donnerstag): ÖVP
  • 9. Oktober (Montag): FPÖ
  • 11. Oktober (Mittwoch): SPÖ

jeweils in der FM4 Homebase (19-22:00)

Sie haben vorhin auch erwähnt, dass Sie vor allem auch Frauen- und Familienthemen einbringen wollen. Was sind denn da die Punkte, die Ihnen wichtig sind?

Ja das ist ziemlich breit gefächert, aber nur um einen konkreten Punkt beispielsweise in der Familienpolitik herauszunehmen. Wir stehen in Wahrheit vor der Herausforderung, dass wir immer weniger Nachwuchs haben und in weiterer Folge immer weniger Steuerzahler. Ich habe mir auch einfach die Frage gestellt: Was fördern wir denn eigentlich in dem Land besonders? Und wir fördern besonders die, die möglichst wenig Zeit und Ressourcen in die nachfolgende Generation investieren. Also der, der keine Kinder bekommt, bzw. die kinderlose Frau, die hat es in der Gesellschaft am leichtesten, sagen wir mal so. Wenn man sich aber als Frau für Kinder entscheidet, dann steht man natürlich vor vielen Fragen und dann steht man vor der Frage: Betreue ich meine Kinder die ersten Jahre selber? Kann ich mir das überhaupt leisten? Will ich das überhaupt? Wie bringe ich Familie und Beruf unter einen Hut?

Mir wird das Thema in der Politik zu stiefmütterlich behandelt. Das ist ein Riesen-Zukunfts- und Gesellschaftsthema und in Wahrheit hängt ja alles von unseren Familien, von unseren Kindern in weiterer Folge ab. Aber um das kümmert sich offensichtlich fast niemand. Deswegen war mir das auch ein Anliegen, mich damit zu beschäftigen. Gerade als junge, noch kinderlose und nicht verheiratete Frau.

Ihre Forderungen gehen in die Richtung, dass man Frauen ermöglichen soll, länger zu Hause zu bleiben und den Frauen, die zu Hause bleiben, mehr Unterstützung, mehr Geld zu zahlen?

Ich finde es geht vor allem um Wahlfreiheit. Früher war die Frauenbewegung so, dass man die Frau vor einem vorgegebenen Weg retten musste. Damals war es so, dass man als Frau ja teilweise auch gar nicht arbeiten gehen durfte. Mittlerweile sind wir ja in einer ganz anderen Lebensrealität und mittlerweile geht es in der Frauenpolitik darum, jeder Frau ihren individuellen Weg zu ermöglichen. Ich finde man sollte auch die Frauen und Mütter respektieren, die sagen: „Ich würde gerne drei Jahre bei meinem Kind bleiben, bevor es dann in den Kindergarten geht, aber ich kann es mir einfach nicht leisten.“ Wenn ich mir anschaue, wie viel Geld der Staat im Monat für einen Kinderbetreuungsplatz ausgibt, dann sind das um die 800€, dann kommen noch die Elternbeiträge dazu, dann sind wir bei knapp 1200€ im Monat pro Fremdbetreuungsplatz. Wenn man da nur einen Bruchteil dessen, was man da ausgibt, den Familien zukommen lassen würde, dann würden sich viele Mütter dafür entscheiden, zu Hause zu bleiben, davon bin ich überzeugt.

Man kann in wohl keinem anderen europäischen Land solange bei Karenzbezügen zu Hause bleiben wie in Österreich.

Ja das ist eh gut. Es ist aber schon so, je kürzer bzw. je schneller man wieder an den Arbeitsmarkt zurückkehrt, umso mehr finanzielle Zuwendungen kriegt man. Wenn man drei Jahre lang zu Haus bleibt, da wird einem ja dann die Zuwendung auch gekürzt. In Wahrheit hat eine Frau keine Wahl mehr. In Wahrheit müssen Frauen so schnell wie möglich wieder auf den Arbeitsmarkt zurück, weil es sich einfach finanziell nicht ausgeht.

Marlene Svazek

Radio FM4

Wir reden jetzt über Frauen, wenn es um Kinder geht. Warum reden wir nicht auch über Männer, wenn es um Kinder geht?

Das ist natürlich genauso. Da finde ich, hat sich der Staat einfach herauszuhalten. Wenn man sich in einer Partnerschaft das so organisiert, dass der Mann sagt: „Ok, ich gehe in Karenz.“ und die Frau geht weiter arbeiten, dann hat der natürlich denselben Anspruch darauf.

Es funktioniert in der Realität nur einfach nicht, weil auch der Einkommensunterschied oft zu groß ist. Und weil in Österreich Männer durchschnittlich mehr verdienen, als Frauen. Wenn es ums Geld geht ist es in 90 % der Fälle so, dass die Frau zu Hause bleibt und das eine finanzielle Entscheidung wird.

Ja aber ich glaube nicht, dass das nur finanzielle Gründe hat. Als Mutter habe ich zu meinem Kind - jetzt ohne Väter da irgendwie zu entbinden, dass sie keine Bindung zum Kind hätten, ganz im Gegenteil -, aber als Mutter habe ich trotzdem noch einmal ein bisschen ein anderes Verständnis von meiner Mutterrolle. Für mich gibt es die Mutterrolle nicht, die man getrennt von der Frau sehen kann. Wenn eine Frau Kinder bekommt, dann ist sie Mutter. Ich glaube nicht, dass es deshalb so viele Frauen gibt, die zu Hause bleiben und quasi die Erziehungsarbeit leisten, weil sie es sich finanziell umgedreht nicht leisten könnten. Das soll jeder Partnerschaft offen stehen, wer jetzt zu Hause bleibt, aber ich glaube das hat schon auch etwas mit der Mutterrolle zu tun.


Wenn man Ihre Partei betrachtet und die Abgeordneten, die Sie stellen, dann fällt es nicht immer ganz leicht die FPÖ mit fortschrittlicher Frauenpolitik in Verbindung zu bringen. Vor allem wenn man sich auch ansieht, wer denn für die FPÖ im Parlament sitzt. Die Frauenquote in der FPÖ ist unter 20 %, dafür ist der Anteil an Burschenschaftlern, an Leuten die in Männerbünden organisiert sind bei über 40 %. Wie soll man da an vernünftige Frauenpolitik denken?

Man muss nicht unbedingt Frau sein um Frauenpolitik oder auch Familienpolitik machen zu können. Nur weil ich Unternehmer bin, heißt das jetzt auch nicht, dass ich unfähig bin für Arbeitnehmer Politik machen zu können. Bei uns gibt es keine Frauenquote, das ist richtig. Damit habe ich aber überhaupt kein Problem, wenn eine Frau sich die Politik wirklich antun will, das ist nicht immer einfach. Aber das ist auch ganz egal, es ist für Frauen nicht einfach und es ist für Männer nicht einfach aber es gibt auch keine „Politik light“ und es gibt auch keine Politik in Teilzeit, gerade in Spitzenfunktionen. Wenn eine Frau wirklich will, dann schafft sie es auch und das schafft sie auch in der FPÖ. Ich denke mir, wenn ich jetzt nur auf Grund einer Frauenquote ins Parlament kommen würde, dann würde mich das minder schätzen. Das ist irgendwie so: Okay, du würdest es selber nicht schaffen, aber wir klopfen dir jetzt auf die Schulter und geben dir die Quote und dann schaffst du das. Ich bin froh keine Quotenfrau zu sein und würde es auch nicht wollen.

Aber wenn man quasi nur Männer über Frauenthemen abstimmen lässt, dann kommen Sachen raus wie in den USA, wo es mit der Präsidentschaft von Trump dieses Foto gab, wo der Präsident und zehn Männer die rund um ihn stehen ein Dekret in die Höhe halten, mit vollem Stolz, das die Gelder für Abtreibungskliniken zurückschraubt. So kann es doch auch nicht sein!

Nein, so kann es auch nicht sein. Aber bei uns im Parlament sitzen ja nicht nur Männer, da gibt es ja auch viele Frauen. Bei uns gibt es auch kein Gegeneinander, da gibt es ein Miteinander von Mann und Frau. Ich traue auch unseren Männern zu Entscheidungen in der Frauenpolitik zu treffen, die Frauen nicht benachteiligen, ganz im Gegenteil. Dafür muss man keine Frau sein um Frauenpolitik zu betreiben. Nur Männer, das sehe ich genauso, kann es auch sein. Da braucht es einfach eine Ausgewogenheit und es braucht auch überall Frauen, die sich trauen und die anpacken. Mit einer Frauenquote ist da, glaube ich, den wenigsten geholfen.

Marlene Svazek

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Sie haben ja als persönliche Assistentin für Harald Vilimsky in Brüssel gearbeitet und ich habe eine Aussendung von Ihnen gelesen, wo sie von einer starken, europaweiten Allianz mit Parteien wie dem Front National oder der AFD schreiben. Was wollen Sie denn mit diesen Fraktionen gemeinsam erreichen, die ja bekanntlich aus der EU aussteigen wollen?

Unsere EU Position ist glaube ich mittlerweile recht klar: Wir wollen keinen EU-Austritt. Auch unsere Partner auf europäischer Ebene wollen natürlich eine Totalreform der europäischen Union, aber aus dem Inneren heraus. Das ist der Grundgedanke, der diese Parteien alle eint, dass die europäische Union, wie sie jetzt besteht, in weiten Teilen versagt hat und sich anderswo aber um Sachen kümmert, die eigentlich den Nationalstaaten überlassen sein sollten. Das eint uns quasi. Also den EU Austritt wollen wir nicht und wenn man sich auch die Parteiprogramme der anderen Parteien genau anschaut, dann ist da aber natürlich von totaler Reform von Innen heraus die Rede. Das ist das gemeinsame Ziel: Europa zu verändern. Man muss sich nicht überall in jeder Frage zu 100 % einig sein, das ist in einer Fraktion auch nicht notwendig, aber man muss einen gemeinsamen Grundgedanken haben und das ist eben die Reform.

Diese Reformvorstellungen gehen bei Ihnen wahrscheinlich eher zurück in Richtung reine Wirtschaftsunion.

Ja. In großen Fragen wie auch bei einem gemeinsamen Schutz der EU Außengrenzen, da ist natürlich die gesamte europäische Union gefragt, etwas zu unternehmen. Es geht mehr in die Richtung, sich Kompetenzen wieder zurückzuholen und wirklich darüber nachzudenken: Was ist auf europäischer Union gut geregelt und was nicht? Eine Sozialunion beispielsweise aus jetziger Sicht kann das ja auch gar nicht funktionieren. Oder, wie es jetzt gerade der französische Präsident gefordert hat, einen EU-Finanzminister und ein gemeinsames EU-Budget, das kann ja gar nicht funktionieren, wenn man sich alleine das Lohngefälle innerhalb der europäischen Union ansieht. Das sind Wunschvorstellungen, die sich die nächsten Jahrzehnte nicht realisieren lassen werden. Wenn, dann muss man mal das wirklich anpacken, was jetzt im Argen liegt und sich auch überlegen: Welche europäische Union wollen wir überhaupt haben?

Zum Schluss noch einmal zurück nach Österreich: Sie haben mehrfach in Interviews gesagt, dass Sie nicht lange im österreichischen Nationalrat bleiben wollen, sondern nächstes Jahr bei den Landtagswahlen in Salzburg antreten wollen. Was wollen Sie denn in diesen wenigen Monaten im Nationalrat erreichen?

Die Entscheidung zum Nationalrat anzutreten war eine rein pragmatische. Als Landesparteiobfrau ist man zwar Obfrau einer Partei, ja das ist lieb und nett, aber man hat de facto keine politischen Mitgestaltungsmöglichkeiten. Natürlich ist ein halbes, dreiviertel Jahr im Nationalrat nicht lange, das ist klar. Aber ich glaube, ich kann daraus wertvolle Erfahrungen mitnehmen und es ist nicht schlecht als Landespolitiker in weiterer Folge zu wissen, wie es im Nationalrat läuft. Man hat ja immer wieder Berührungspunkte. Einsetzen in einem halben, dreiviertel Jahr für eine konkrete Sache, das wird natürlich schwierig. Wir wissen die Politik ist jetzt nichts, was von heute auf morgen irgendwas verändern kann. Ich werde mit Sicherheit stark darauf schauen, was im Nationalrat beschlossen wird, was auch die Regionen und die Länder betrifft. Als Salzburgerin, die in den Nationalrat geht, ist das oberstes Gebot. Frauen- und Familienpolitik wird mir auch ein Anliegen sein. Ich bin so ehrlich zu wissen, das müsste man auf lange Sicht anlegen, auf fünf bis zehn Jahre. Ein halbes Jahr reicht da natürlich nicht um viel bewegen zu können.

Provokativ gefragt: Ein großes Wahlkampf- und Nationalratspraktikum für Salzburg?

Praktikum kann man nicht sagen, aber natürlich ist es eine wichtige Erfahrung. Ich glaube das tut jedem Landespolitiker gut auch einmal im Nationalrat gewesen zu sein. Man kann ja in einem halben Jahr auch viele Anfragen stellen und Anträge mitformulieren, das werde ich auf jeden Fall machen. Aber wirklich ganz große Zukunftsfragen anpacken, das geht in einem halben Jahr nicht.

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