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Die Band Leningrad

ATTILA KISBENEDEK / AFP

mit akzent

Leningrad besingen Probleme, die es offiziell nicht gibt

Die Band Leningrad nimmt sich in ihren Texten mit viel Humor und Flüchen dem Alltag der Menschen in Russland an. Das passt so manchem russischen Offiziellen überhaupt nicht.

Von Todor Ovtcharov

Es ist schwer, Musik in einer Sprache vorzustellen, die der Mehrheit unserer Hörerinnen und Hörer ganz fremd ist. Musik auf Russisch? Ihr wisst, dass ein großer Teil des ersten Wiener Bezirks von russischen Oligarchen aufgekauft wurde und sie und ihre Kinder gerne in Österreich Ski fahren. Ihr wisst, dass Putin ein Diktator ist und dass die russischsprachige österreichische Band Russkaja vor einigen Jahren mit ihrem Hochgeschwindigkeitsska ziemlich populär war.

Mit Akzent

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Hier geht es nicht um die Welt der Oligarchen, sondern um die der echten russischen Menschen mit ihren Gefühlen und Schmerzen. Liebe Hörerinnen und Hörer, hier sind die Vorbilder von Russkaja - Leningrad.

Leningrad ist der Name von St. Petersburg während der Sowjetischen Zeit.
Doch der Band „Leningrad“ ist die sowjetische Zeit ganz egal.

In ihren Texten singen Leningrad über die übertriebenen Probleme der gewöhnlichen Menschen, mit jeder Menge Sinn für Humor, philosophischen Einlagen und ganz bestimmten russischen Flüchen. Manchen Moralisten ist die Band sogar viel zu obszön. Der ehemalige Bürgermeister von Moskau Juri Luschkow hat sogar ein Auftrittsverbot für die Band in der russischen Hauptstadt verhängt.

Doch obwohl sie es nicht zugeben sind nicht die Flüche der Grund, warum die offiziellen russischen Behörden nicht mit der Band glücklich sind. Leningrad singen über Probleme, die das Leben der Russen beherrschen, offiziell aber nicht existieren. Zum Beispiel im Video vom Song „В Питере – пить” (In St. Petersburg wird gesoffen) aus 2016.

Hier erzählt man über eine Gruppe von Aussteigern, die den ganzen Tag saufen, um ihren Alltag zu vergessen. Dieses wurde aber von den Behörden – wohl absichtlich - missverstanden und es wurde ermittelt warum einer der Säufer im Video ein Verkehrspolizist sein muss, und ob das das nicht vielleicht dem Renommee der russischen Polizei schade.

Das machte die Band aber noch populärer. In ihrem erfolgreichsten Video auf Youtube - „Eksponat“ - wird die Geschichte von einem Mädchen gezeigt, das sich für ein Treffen mit einem Lover aus dem Internet vorbereitet und zu einer Groteske wird. Das Video hat mehr als 114 Millionen Views und im heurigen Sommer traten Leningrad vor mehr als 45.000 Menschen in Russland auf.

Leningrad existieren seit Mitte der 90er Jahre und haben bereits 19 Studioalben veröffentlicht. Der Bandleader Sergej Schnurow ist ein Superstar, der von seinem Publikum vergöttert wird.

Ich selbst kann auch kein Russich. Doch ich verstehe alles was in den Liedern von Leningrad vorkommt. Versucht es auch, die neuen Videos haben sogar Untertitel.

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