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Artwork LILI

Günther Paulitsch

Bands to watch

Zum 16. Soundpark-Geburtstag gibt es das romantischste Geschenk überhaupt: ein Mixtape mit einer Auswahl der aktuell spannendsten, neuen österreichischen Bands.

Von Lisa Schneider

„Your weekly playlist“ auf Spotify ist nicht nur unter denen sehr beliebt, die zu faul sind, sich ihre eigenen Playlists zusammenzustellen, sondern einfach auch sehr praktisch, wenn man wirklich neue Musik entdecken will. Und dabei hat das klassische Mixtape, mittlerweile von Online-Playlists großteils verdrängt, eine noch viel Wichtigere, weil romantische Funktion: Ein Mixtape stellt man für jemanden zusammen, den man gern hat, und mit dem man seine liebsten Songs teilen will.

Ganz in diesem Sinne gibt es hier, für den FM4 Soundpark, zu seinem 16., super sweet Geburtstag, ein besonderes Mixtape mit österreichischer Musik, voller Bands to watch.

Am 26. Oktober ist Soundpark Spezialtag auf Radio FM4!

Wir feiern den 16. Geburtstag der FM4 Plattform für Musik aus Österreich.

Alterno Boy

Es ist schon schön, wie es ist, aber auch so, wie es früher war. Alterno Boy aus Wien machen schon so lange gemeinsam Musik, man könnte ihnen wirklich abnehmen, sie sind mit Blur und Oasis aufgewachsen - wären sie nicht so jung. Alle gerade der 20er-Wende entwachsen, mussten sie ihren lange geführten Bandnamen tauschen, weil eine gleichnamige amerikanische Band denselben geführt und um ihn gefürchtet hat. „Alterno Boy“ gießen sich deshalb 2017 in eine neue Robe, die sitzt wie die alte und doch ein bisschen besser. Es ist schöne Popmusik, und ja eigentlich, gab es je etwas Besseres als die Beatles? Mit dem selbstbewusst selbstbetitelten Debut, das mit 27. Oktober erscheint, gibt es einen neuen Beweis für Alterno Boys Gespür, Songs über das Nichts genauso wie über die große Liebe zu schreiben. Teenageangst, aber der guten Sorte, süße, gern auch geschnulzte Melodien ohne Schmalz, ein Ausflug in die goldenen Britpop-90er mit der notwendig frischen Brise fürs Jetzt.

Anger

Emo-Boy trifft cooles Skater-Girl. Sie mögen sich natürlich nicht. Erst später dann werden sie Freunde, dann ein Paar. Und dann eine Band. Anger, das sind Julian Angerer und Nora Pider aus Brixen, Südtirol, sind vor kurzem nach Wien gezogen und haben aus den Bergen und dem weichen italienischen Flair eine schön-traurige Grundstimmung mitgebracht. Diese hat dann der Wiener Winter, dieser graue, kalte, aber doch gutherzige vierteljährliche Wegbereiter, in eine ganz besondere Sorte Dreampop verwandelt. Die Stimmen flüstern, sie säuseln, die Gitarren gestreichelt, und doch darf’s auch ein bisschen Funk an der einen oder anderen Ecke sein. „Without You“ ist ein Liebeslied, so wie es auch die nächste Single „Another Love“ sein wird. Ein Liebeslied für sich selbst und für das Gegenüber, für die Musik und für das Gefühl, das sich ausbreitet, wenn sie allen anderen ein Lächeln aufs Gesicht zaubert. Anfang nächsten Jahres wird es die sehr schön betitelte erste EP von Anger zu hören geben, sie heißt „Liebe und Wut“.

Berghold

„I bin ned so a Leistungssau“. Berghold liebt es pragmatisch und ehrlich, da wird nichts aufgehübscht, auch nicht, wenn es um die eigene Visage geht. Man könnte sein erstes Album „Banalität Diät“ schön unter „Progressive Austropop“ reihen, ihm ist das „wurscht“ und im Prinzip ist es ja auch so. Feinstens produziert von Alexander Wieser (u. a. auch für Mynth zuständig) klingt das nicht nach Soloprojekt, sondern nach expandierter Band. Denn, auch wenn Berghold in den Texten das Gezielte liebt – ob es da jetzt um den Ausflug eines Oligarchen nach St. Anton geht, oder darum, wieso man in Wiener Beisln plötzlich nicht mehr rauchen sollte dürfen – hat er zwölf Musiker aus seinem Grazer Dunstkreis ins Studio gebeten. Der Wahlwiener grantelt nicht, wie es dem Austropop so oft entspricht, oder zumindest nicht nur, und wenn, dann beherzt. Er hat ein sehr persönliches Album geschrieben, aber den Fehler, einem anderen mit seinen Sorgen in den Ohren zu liegen, macht Berghold deshalb nicht. Und ganz zum Schluss, sagt er, ist das „progressiv“ ja doch auch anders zu verstehen. Das Wichtigste ist die Veränderung, auch in der Musik. Das nächste Album, Trommelwirbel, wird sowieso ein Hiphop-Album.

DIVES

„Poppy appeal punk“, hat Ana Threat gesagt, als sie DIVES das erste Mal gehört hat. Und das kommt schon ganz gut hin: Wie ihre Siluh-Label-Kolleginnen haben sich DIVES auf einem Linzer Girls Rock Camp kennengelernt, dort jeden letzten Funken an Selbstzweifel abgeschüttelt und ihr Debutalbum aufgenommen. Wolfgang Möstl hat sie, wie Ana Threat, ebenfalls schon live gesehen, und dem hat es so gut gefallen, dass er das Album gleich mitproduziert hat. „Shrimp“, die erste Single, ist ganz Essenz von dem, was so gut an DIVES ist, ein Bass, der dir um die Ohren schnalzt, die Drums, so gemächlich wie peitschend, je nach Stimmung, je nach Gefühlslage. Erdbeerfrappé und Krabbencocktail, am Pool, mit rotem Lippenstift und schwarzer Lederjacke. Letztere schränkt höchstens die Bewegungsfreiheit auf der Bühne ein, aber nicht die Liedstrukturen: Bewegen, weitergehen, die Songs dürfen gerade noch so glatt sein, dass man kurz drüberstreichen kann, bevor sich die Handfläche aufraut. Zwischen grungigem Garage- und poppigen Surfrock bewegen sich DIVES durch einen Dschungel an Referenzen, finden aber ihren eigenen Weg. Der klingt, wie ein Zitroneneis an einem heißen Sommertag schmeckt.

Lex Audrey

Man ist jung, man will in eine Band. Die ersten Proben in der Garage, der erste Auftritt vor einer Handvoll Leute. So war das nicht, oder nicht so ganz, bei Lex Audrey. Die drei bzw. live eigentlich vier Bandmitglieder aus Oberösterreich waren, bevor sie zusammengefunden haben, schon in diverse andere Bandprojekte involviert. Lex Audrey gießen sie heuer frisch in die Farben Rot, Blau und Gelb, denn wer Farbenlehre kennt, weiß, was rauskommt, mischt man alles zusammen: Schwarz. Schwarz ist in diesem Fall nicht die Farbe der „cool kids“, sondern die Summe der einzelnen Teile, die sich erst offenbaren, wenn man genau hinsieht. Die erste EP von Lex Audrey, wie die gut-verschreckende Single „GodGiven“ betitelt, münzt das Phänomen von optisch zu auditiv um. Ist das jetzt Pop? Ja, und doch mehr. Im Proberaum dürfte viel Bon Iver und Radiohead gelaufen sein, wobei Lex Audrey das Experimentelle nicht so sehr lieben wie den eingängigen Song. Man könnte es ein Pop-Experiment nennen.

LILI

„Reach the other side“: Ein Spaziergang, am Wasser entlang, der Fluss ist zugefroren. Das Ziel ist nah, und trotzdem unerreichbar. Auf „Beyond The Red Sun“ zelebrieren LILI aus Graz einen, nein, viele Sehnsuchtsorte voller geheimer Wünsche und Phantasien. „Dreampop“ passt da natürlich hervorragend als Genre-Schublade, aber LILI springen elegant an ihr vorbei in eine größere. Eine, wo Porträts von Jonathan Wilson oder Adam Granduciel an der Wand hängen. Eine, in der die Sofas so weich sind, dass man in ihnen verschwindet, und man nur noch die psychedelischen Gitarrenchords und Arrangements hört, wenn sie einen ins nächste Traumland befördern. Und daran wird es bei LILI so schnell nicht mangeln: Die Grazer „Supergroup“ mit Mitgliedern von Polkov, Shaun Berkovits, Granada, Marta, Stereoface oder Empty Lot, hinter der vor allem Frontmann, Gitarrist und Sänger Günther Paulitsch die Fäden zieht, wird 2018 mit einem Debutalbum aufwarten. Bis dahin, don’t hurry up, we’re still dreaming.

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