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Viennale

Viennale / Alexander Tuma

Die Viennale im Rückspiegel

Ein Blick nach vorne, zwei Blicke nach hinten: Was wir von der Viennale 2017 mitnehmen können.

Von Christoph Sepin

Gestern ist sie also zu Ende gegangen, die Viennale. Und genauso schließt auch dieser Eintrag mit dem heurigen Viennale-Tagebuch ab. Zwei Wochen Filme, zwei Wochen Welten entdecken, Leute kennenlernen, Nächte durchfeiern, Kinosessel hassen oder neu wertschätzen lernen. Und wieder ein paar neue Lieblingsfilme entdeckt.

Das Viennale-Tagebuch auf FM4

Der Eröffnungsabend der Viennale fühlt sich länger her an als nur diese zwei Wochen. Der Film „Lucky“, der als einer der herausragendsten am diesjährigen Festival in Erinnerung bleibt, durfte da den ganzen Reigen beginnen. Und in seiner zentralen Message war „Lucky“ das ideale Stück Film, das einen durch diese Tage tragen sollte.

Zeit vergeht, so lautet eine der wichtigen Botschaften im Film. Und auch wenn Dinge so wirken, als ob sie für immer gleich bleiben, wie ein Loop, der sich wiederholt, wie die ewig gleiche Prozedur, durch die Protagonist Lucky geht: Irgendwann ändert sich die Welt doch. „Nichts ist für immer“, mag man da mitnehmen. Laut Regisseur John Carroll Lynch eine Message, die er nicht traurig, sondern eigentlich schön findet. Denn wenn Dinge nur temporär sind, wenn sie vergehen können, dann kriegen sie erst richtig viel Bedeutung.

Viennale

Viennale / Robert Newald

In den letzten Tagebucheinträgen ist oft darüber geschrieben worden, wie schön das ist wieder in die Viennale einzutauchen. Wie einen altbekannten Freund zu treffen, Dinge, die vertraut sind, die man kennt, wo man weiß was man bekommt.

Und so schön das ist, vielleicht ist das auch ein Problem. Wenn man sich zu sehr an ein Ding gewöhnt, dann können Risiken, Spannungsmomente und Herausforderungen fehlen. Überraschungsmomente immer seltener werden, bekannte Muster wiedererkannt werden. Und will man das überhaupt?

Film verändert sich, klar, Kino sowieso und Filmfestivals auch. Oft ist über die Problematik diskutiert worden, dass sich Filmfestivals an der breiten Masse vorbei bewegen. Dass ein allgemeines Kinopublikum wenig mit einem großen Teil der Filme anfangen kann, die dort gezeigt werden. Die Frage, die sich stellt ist, ob man das überhaupt will.

Das Wort Anbiederung fällt einem da vielleicht ein. Oder aber, dass es für das Kino wichtig ist, auch sichere, von kommerzieller Megalomania unabhängige Blasen zu haben, in denen sich neue kreative, spannende, herausfordernde Ideen entwickeln können.

Christoph Waltz auf der Viennale

Viennale / Alexi Pelekanos

Zwischen den Welten

Die Viennale schafft diese Gratwanderung eigentlich immer sehr gut. Vor allem das letzte Jahr bleibt in Erinnerung, wo das Festival mit Oscarfutter eröffnet und abgeschlossen wurde. „Manchester by the Sea“ damals als Opener, und dann „La La Land“, der Film den zuerst alle liebten und dann hassten als Abschluss.

Dieses Jahr ist das natürlich nicht so stark ausgeprägt gewesen, „Lucky“ hat eine große Besetzung, wird aber vermutlich hauptsächlich als letzter Streifen des großen Harry Dean Stanton in Erinnerung bleiben. Und der finale Abschlussfilm „La Villa“ ist eine deutlich kompaktere, vorsichtigere Geschichte als ein Musicalbombast wie „La La Land“.

Aber klar, mit einem Stargast wie Christoph Waltz kann man sich zumindest österreichspezifisch gar nicht weiter in ein breites Publikum bewegen. Und damit mehrere, aktuelle Tarantino-Filme zeigen, die bei weitem keine Nischenproduktionen sind.

Die Viennale 2017 war schön, war spannend, war auch herausfordernd. Und gleichzeitig vertraut und durchschaubar. Und will man diese Mischung? Oder eine deutliche Bewegung in eine der beiden Richtungen? Mainstream oder Nische? Eine absolute Antwort auf diese Fragestellung wird es an dieser Stelle auch nicht geben. Wie im richtig guten Film, da werden Fragen nämlich auch nicht einfach so beantwortet. Wie das dann wird, das sehen wir eh nächstes Jahr. Bis dann!

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