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Being Intersex in Austria

A Reality Check Special hears about intersex people’s bid for acceptance and tolerance.

By Steve Crilley

Reality Check’s “Being Intersex” heard about the challenges that intersex people experience here in Austria to achieve full recognition and the conversations currently surrounding the intersex community.

A Reality Check Special on Being Intersex can be heard this Saturday at 12 midday on FM4. If you miss the program, you can still stream it via the Reality Check podcast or at fm4.ORF.at/7tage.

It’s also a noteworthy time in the calendars of intersex people. This coming Wednesday (the 8th of November) is the Intersex Day of Solidarity coinciding with the anniversary of the birth of Herculine Barbin. Herculine Barbin, born in 1838, was a French intersex person, who was determined as female at birth and raised in a convent, but was later reclassified as male by a court of law.

Wind forward more than 150 years and there are plenty of things to reflect upon in this day and age. Late last year in New York, Sara Kelly Keenan received something in the mail she’d been waiting for her entire life: an accurate birth certificate. Hers is believed to be the first birth certificate ever issued in the United States that reads “intersex” in the gender field, instead of “male” or “female.”

However, many challenges remain for intersex people even in the western world. For example, Human Rights Watch and the organisation interACT cite that “based on a medical theory popularized in the 1960s, doctors perform surgery on intersex children - often in infancy - with the aim of making it easier for them to grow up “normal.” But the results are often catastrophic. The situation in Austria is also challenging and as part of our Saturday reality Check programme, “Being Intersex”, I asked Dr Eva Matt to tell us more about what tends to happen with the medical advice that’s often given to parents of intersex infants and children.

FM4: What happens to intersex children if they are brought in to see a doctor, what is the advice that is given to parents, generally here in Austria?

Eva Matt: Obwohl die rechtliche Situation intersexueller Kinder oder intergeschlechtlicher Kinder schon seit längerem bekannt ist, ist es so, dass auch in Österreich noch immer Kinder, Säuglinge oder auch Jugendliche, die intergeschlechlich sind, zu Operationen empfohlen werden. Wir haben keine aktuellen Daten vorliegen, wir wissen nicht genau, wie viele von diesen Operationen pro Jahr durchgeführt werden. Dass welche gemacht werden, ist klar. In den letzten Jahren hat sich sicherlich einiges in der Praxis verändert. Früher wurden Kinder, die mit uneindeutigen Geschlechtsmerkmalen auf die Welt kamen, sofort oder möglichst schnell einem Geschlecht zugewiesen, auf operative Art oder mit hormoneller Behandlung - auch in den USA und anderen Ländern.

Mittlerweile werden die Kinder nicht mehr sofort operiert, aber die Tendenz dazu, dass ein Eingriff gemacht wird, gibt es natürlich noch immer. Aus einer rechtlichen Perspektive ist das immer noch schwierig, da das Eingriffe sind, die nicht unbedingt erforderlich sind. Dazu gibt es Studien. Nicht jedes intergeschlechtliche Kind muss zwangsläufig operiert werden, man kann anders ausschauen und ganz normal aufwachsen.

FM4: It surprises me that there are no facts and figures in Austria, no one is writing down how many operations are taking place, does that strike you as curious as well?

Eva Matt: Das ist für mich immer noch höchst erstaunlich, alle Operationen, alle Eingriffe, die in Österreich durchgeführt werden, müssen über Krankenkassen abgerechnet werden bzw. müssen in einem Spital in irgendwelchen Codes aufscheinen. Diese Codes müssten eigentlich von einem Ministerium oder einem Krankenanstaltenträger abgefragt werden können.

FM4: Are individual doctors like in America left to their own decision-making to say to parents, „we think this should happen“? How is it higher up in the hierarchy, what does the „Ärztekammer“ say about this?

Eva Matt: Noch gibt es kein offizielles Statement der österreichischen Ärztekammer – auch nicht von den Länder-Ärztekammern. Es ist jedoch so, dass es derzeit vom Bundesministerium für Gesundheit und Frauen eine Initiative gibt, dass auch Leitlinien für die Behandlung von intergeschlechtlichen Kindern er- bzw überarbeitet werden. Es sollte in der nächsten Zeit eine Arbeitsgruppe geben, die sich diese Leitlinien ansieht und überarbeitet.

FM4: When surgery is performed and children grow up, are there harmful stories, are there things that people say about how surgery has affected them emotionally and mentally?

Eva Matt: Die Fälle, die an die Öffentlichkeit kommen, das sind Geschichten von schweren medizinischen Eingriffen mit wahnsinnigen Nachwirkungen – in der Fortpflanzungsfähigkeit, in der Sensibilität, das sind oft Personen, die nicht in der Lage sind, einen Beruf zu ergreifen oder sich im Leben normal zu bewegen.

FM4: In passports, in birth certificates, the third option of not declaring a sex in an official certificate – where are we in Austria with that conversation?

Eva Matt: Grundsätzlich ist es so, dass in Österreich im Personenstandsgesetz festgeschrieben ist, dass, wenn in Österreich ein Kind auf die Welt kommt, der Personenstand, das heißt auch das Geschlecht, der Behörde bekannt zu geben ist. Es gibt bei uns die Möglichkeit, ein Kind als männlich oder als weiblich zu deklarieren – eine dritte Option gibt es in Österreich im Moment noch nicht. Alex Jürgen, ein Intersex-Aktivist der ersten Stunde in Österreich, hat sich vor einem Jahr das zur Aufgabe gemacht, diese Tatsache zu ändern. Er will die erste Person in Österreich sein, die einen Pass mit einem „X“ in der Hand hat, aus diesem Grund hat er beim zuständigen Standesamt einen Antrag gestellt, dass erstens seine Geburtsurkunde korrigiert wird, dass ein intergeschlechtliches Geschlecht eingetragen wird. In einem zweiten Schritt hat er einen Antrag gestellt auf die Ausstellung eines Passes, der seinem Geschlecht entspricht – ein Antrag auf ein „X“ oder ein „I“ im Pass.

Beide Anträge sind sowohl in der ersten, als auch in der zweiten Instanz abgelehnt worden, weil das nicht geht. Jetzt ist es aber so, dass in Bezug auf diesen Pass das Landesverwaltungsgericht ausdrücklich zugelassen hat, dass Alex Jürgen sich mit diesem Antrag noch einmal zu einer Überprüfung an den Verfassungsgerichtshof wenden kann – dort hängt das Verfahren jetzt. Wir sind gespannt, ob vielleicht Revolutionäres vom Verfassungsgerichtshof zu erwarten ist.

FM4: Societies are changing and people seem to be more welcoming and accepting of intersex people. How would you describe the situation in Austria – compared with other EU countries?

Eva Matt: Das kann ich schwer beurteilen, weil ich seit 10 Jahren in dem Bereich tätig bin und ich sehe natürlich die Thematik der Intergeschlechtlichkeit aus einem anderen Blickwinkel. Für mich ist es ein vertrautes Thema, ich kenne Personen, die intergeschlechtlich sind, hier ist die Akzeptanz für mich kein Thema. Ich bin mir ganz sicher, dass sich in den letzten Jahren einiges verändert hat in Sachen Offenheit und Toleranz, und glaube auch, dass es, weil das Thema immer wieder stärker in den Medien in den Vordergrund getragen wird, einfach eine awareness für das Thema geben wird und damit der Kreis geöffnet wird und die Leute hineingeholt bzw. akzeptiert werden können. Ich sehe große Hoffnung.

Link:
Plattform Intersex Österreich

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