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Der Song zum Sonntag: Palm - „Pearly“

Von Philipp L’Heritier

Die Reise folgt dem Kaninchen in den Untergrund. Dort ist alles rätselhaft, grell und komisch verbogen. Zunächst verstörend, dann auf merkwürdige Weise beruhigend.

Das Quartett Palm setzt in seiner Musik auf bewussten Weirdo-Charme, nervöses Hakenschlagen und Elektroschock. Die Gruppe arbeitet mit windschiefem Krachpop, neben der Spur laufendem Krächzsingsang und krautigem Geklöppel und Geklapper aus dem untersten Unterholz.

Palm kennt bislang noch kaum ein Mensch. Es soll sich ändern: Bislang hat die Band aus Philadelphia, Pennsylvania ein Album und eine EP veröffentlicht, Anfang 2018 wird unter dem gut blöden Titel „Rock Island“ eine neue Platte von Palm erscheinen und die Gruppe Richtung mittleren Indie-Fames befördern.

Die erste Single daraus ist wieder so ein heiliger kleiner Blitzschlag geworden. Alles hier vibriert und zittert, diesmal im Tempo etwas gedrosselt, gewürzt mit Steeldrums und Second-Hand-Strandbar-Aroma. Wir brauchen einen türkisen Cocktail, mit Regenschirmchen drin.

Was die Band Palm da in diesem Lied „Pearly“ singt, ist zunächst nicht so gut zu verstehen. Zu viel Hall, zu viel Verfremdungseffekt, zu viel Quietschgeräusch. Es soll so sein, es ist ein mit Absicht zum Anschlag und drüber hinaus aufgedrehter Bubblegum-Trip ins Regenbogenland. Man schüttet hier vier Packungen vom speziellsüßen, orangefarbenen Brausepulver in die 2-Liter-Flasche Fanta.

Die Übertreibung und die Strapazierung der Ideen „Psychedelik“, „Drogenrausch“ und „Zuckerschock“ gehören hier zum Programm. Es soll eine uferlose Welt zum Leben erweckt werden, Maßlosigkeit, Ekstase und Kontrollverlust sind die Ziele, in einer Welt, in der es keine Ziele braucht. Den selbstzerstörerischen Freigeist von Rock’n’Roll mit anderen Mitteln noch einmal neu erfinden.

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  • Auch der geschätzte Wissenschafts- und Popjournalist Thomas Kramar macht sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song seine Gedanken.

Wenn man dann genauer hinhört, kann man eventuell diese Zeile entdecken: „My own rules are always best when broken“. Da wird also gleich die einen Moment lang vermutete eigene Kompetenz von innen torpediert und es ist eine Erlösung. Nicht zufällig lautet die erste Zeile in „Pearly“ folgendermaßen: „I can feel illumination coming“. Die Erleuchtung kommt, sie muss keinen großen Zweck erfüllen – außer vielleicht ein geiles Glühen und kurz seltsame Freude im Kopf spenden.

Und dann wird noch die Wonne des Zusammenseins besungen: „I want nothing but the best for us“. Sich gemeinsam mit einer geliebten Person aus der öden Realität ausklinken ist dann doch besser als alleine. „Pearly“ heißt das Lied, der Titel bedeutet im Deutschen so viel wie „perlenbesetzt“ oder „perlenartig“. Das Wort selbst taucht in dem Song nicht auf. Wir fühlen uns einfach so.

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