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Opus Magnum

Zachtronics

Vertrackte Alchemie für Tüftler

Komplexe Puzzlespiele bringen Köpfe zum Rauchen und viele zum Verzweifeln - das faszinierende „Opus Magnum“ setzt hingegen auf Offenheit.

Von Rainer Sigl

Man nehme ein Molekül Blei und ein Molekül Quecksilber, platziere beides mit großer Sorgfalt auf der Arbeitsfläche, füge ein paar geheimnisvolle Transmutationen hinzu, zweimal schütteln, dreimal umdrehen und voila - schon haben wir das begehrte Edelmetall Gold geschaffen. Der Traum aller mittelalterlichen Alchemisten wird im Indie-Spiel “Opus Magnum” schon ganz zu Beginn wahr, denn in dem sind wir ein Karriere-Alchemist. Und die Umwandlung von Blei zu Gold zählt dabei noch zu den einfachsten Übungen.

“Opus Magnum” ist ein einzigartiges Puzzlespiel, in dem wir aus chemischen Elementen und einer Vielzahl von mechanischen Teilen komplexe - sehr komplexe - Maschinen bauen. Gegeben sind Ausgangselemente, Maschinenteile und ein gewünschtes Endprodukt - wie wir zu dem kommen, bleibt unserer Findigkeit überlassen. Komplex wird das Ganze vor allem deshalb, weil wir den einzelnen Bestandteilen unserer alchemistischen Maschinen genaue Anordnungen geben müssen - und die müssen mit den anderen beweglichen Teilen zusammenpassen.

Die total unglaubliche Wundermaschine

Unser erster Greifarm nimmt das Element, dreht sich einmal um 180 Grad, fährt zwei Schritte weiter und lässt seine Last fallen - hoffentlich dort, wo der nächste Greifer wartet. Der zieht das Element über ein Transmutationsfeld, verbindet es mit einem zweiten, dreht es um 60 Grad, und dann ... Die total unglaublichen mechanisch-magischen Wunderwerke, die wir in „Opus Magnum“ konstruieren, haben bald schon etwas von den berühmten Rube-Goldberg-Maschinen. Das genaue Austüfteln und Laufenlassen der einzelnen Arbeitsschritte ist unsere Hauptaufgabe - und die ist manchmal ganz schön vertrackt.

Dass “Opus Magnum” trotz seiner Komplexität auch für Anfänger äußerst unterhaltsam ist, liegt am offenen Rätseldesign: Viele Wege führen zum Ziel, und vor allem anfangs bauen wir mörderisch umständliche Riesenmaschinen, die nach langem Rattern und Werken endlich - hoffentlich - das gewünschte Resultat liefern. Erfreulicherweise gibt es nicht die eine, korrekte Lösung, sondern viele - das freut alle Puzzle-Freunde, die sonst an schwierigen Rätseln verzagen, weil sie partout nicht die einzig mögliche Antwort finden.

Die hohe Kunst und Herausforderung besteht darin, die effizienteste und eleganteste Lösung zu bauen - und sie dann stolz samt Highscore im Netz zu posten, was praktischerweise sofort per vom Spiel generiertem animierten GIF möglich ist.

Opus Magnum

Zachtronics

Zugängliches Meisterwerk vom Puzzle-Meister

Zach Barth, der Entwickler von „Opus Magnum“, steht mit seinem Indiestudio Zachtronics seit vielen Jahren für originelle Puzzle-Spiele - seine bisherigen Spiele „SpaceChem“ und „Infinifactory“ zählen zu heimlichen Kultspielen für Freunde anspruchsvoller Rätselspiele. Umso schöner, dass sein neuester Streich nicht nur hartgesottene Profis, sondern auch Einsteiger begeistern kann.

“Opus Magnum” ist für Windows, Mac und Linux im Early Access erschienen.

“Opus Magnum” ist noch im Early Access, wird also noch weiterentwickelt - schon jetzt ist es aber ein absolut gelungenes und faszinierendes offenes Puzzlespiel, in dem man viele Stunden verbringen kann. Wer von der Kampagne und ihren sich in der Schwierigkeit steigernden Aufgaben etwas erholen will, bekommt ein toll designtes Minispiel namens „Sigmars Garden“ quasi als Dreingabe dazu.

„Opus Magnum“ ist ein außergewöhnliches Puzzle-Spiel, das dank seines offenen Designs uneingeschränkt empfehlenswert ist.

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