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Freeriden mit Xavier de le Rue und Flo Orley

Simon Welebil

Xavier de le Rue lebt jetzt den wahren Traum vom Snowboarden

Die Freeride-Ikone Xavier de le Rue hat alles gesehen und erlebt, was es im Snowboarden gibt. 2016 hat er mehr als einen Schritt zurück gemacht und dabei eindrucksvolle Erfahrungen gemacht.

Von Simon Welebil

Die spektakulärsten Lines zu finden und sie dann auch mit dem Snowboard bezwingen zu können zeichnet die beiden mehrfachen Freeride-Weltmeister Xavier de le Rue und Flo Orley aus.

Dass sie diese Fähigkeiten aber auch bei einem Freeride-Tag mit Fans zur Geltung bringen, kommt unerwartet. Anstatt am Stubaier Gletscher ein bisschen im Tiefschnee neben der Piste rumzucruisen, fackeln Xavier und Flo nicht lange, und ziehen direkt ins Gelände. Bei jeder Liftfahrt entdecken sie neue Felsrinnen, die man heuer schon früh in der Saison fahren kann. In manchen von ihnen hat man an den engsten Stellen nicht mehr als drei Meter Platz, um Kurven zu machen. Doch niemand ziert sich.

Vom Racer zur Freeride-Ikone

Xavier de le Rue hat als Snowboarder eine etwas ungewöhnliche Karriere hingelegt. Zu Beginn seiner Karriere fährt der Franzose sowohl Riesenslaloms als auch Halfpipe-Contests. Dann versucht er sich im Boardercross und wird darin sogar zwei Mal Weltmeister. Zum Superstar wird er aber erst, nachdem er zum Freeriden wechselt.

Dreimal hintereinander gewinnt Xavier de le Rue die Freeride World Tour. 2008, 2009 und 2010 und ist immer vorne mit dabei, wenn es darum geht, Snowboarden voranzubringen. Um in entlegene Gebiete zu kommen, hat er etwa gelernt, einen motorisierten Paragleiter zu fliegen, was sich auch auf der Leinwand gut macht. Xavier filmt mit den größten Snowboard-Produktionen der Welt. 2016 aber macht er mehr als nur einen Schritt zurück.

„I had the feeling I was living the dream on the camera. But in the real world I was just working for a production and never for the real sake of riding.“

Denn so geil, wie die spektakulären Snowboard-Abfahrten auf der großen Leinwand aussehen, sind sie für die Protagonisten nicht immer. Das Risiko ist hoch, genauso der Druck, abliefern zu müssen. Und das alles nur für ein paar Minuten Film. Xavier de le Rue hatte nach Jahren der großen Produktionen und Freeride-Contests genug davon und beschloss, für sein nächstes Projekt etwas vollkommen anderes zu machen, in Eigenregie, eine Do-It-Yourself-Serie, mit der man andere Snowboarder inspirieren kann.

Zurück zu den Wurzeln

Xavier de le Rue wollte ein Projekt starten, in dem es nicht darum geht, mit möglichst großen, schwierigen und spektakulären Abfahrten anzugeben. Sondern etwas, das jeder Snowboarder theoretisch selbst machen könnte. Er hat sich einen Wohnwagen gekauft und ist gemeinsam mit seiner Frau Beanie, die ebenfalls Freeriderin ist, auf die Suche nach Schnee und Abenteuern gegangen.

Freeriden mit Xavier de le Rue und Flo Orley

Simon Welebil

Xavier de le Rue und Flo Orley am Stubaier Gletscher

Dass sie diese Abenteuer zu zweit teilen können, haben sie einem Technologiesprung zu verdanken: den kleinen Action-Kameras, vor allem aber den Follow-Me-Drohnen. Follow-Me-Drohnen brauchen keinen eigenen Piloten, sie folgen dem Sportler automatisch, in einem vorher per Smartphone definierten Abstand, und ersetzen Hubschrauber und Kameramann. „This is a real gamechanger“, meint Xavier de le Rue, weil man auf einmal eine ganze Filmproduktion in seinem Rucksack mitnehmen kann.

In den letzten beiden Jahren sind zwölf Episoden von Xavier de le Rues DIY-Serie namens „real adventures in the real rhythm“ entstanden. An den Ansatz, dass jeder Snowboarder diese Abenteuer selbt erleben kann, hat er sich nicht immer gehalten - wie bei einer Freeride-Legende wohl absehbar. Denn welcher normale Snowboarder seilt sich schon in die 55 Grad steile Mallory Couloir ab oder kommt bis auf die Kurilen im Pazifik?

Inspiration über allem

Mit allem, was er macht, versucht Xavier de le Rue, die Leute um ihn herum zu inspirieren. Sei es in der Splitboard-Bewegung oder darüber hinaus. „I try to encourage people to not just stay in their spectrum of action, but to try another sport that feels crazy far away“, meint er. Jeder Snowboarder sollte sich zum Beispiel Grundkenntnisse im Alpinismus aneignen, weil sich dadurch völlig neue Welten für den eigenen Sport erschließen würden.

Freeriden mit Xavier de le Rue und Flo Orley

Simon Welebil

Bergsteigerisch muss am Freeride-Tag am Stubaier Gletscher niemand sein Können beweisen. Es reichen ein paar kleine Hikes auf Hügel abseits der Pisten. Aber auch das entspricht genau Xavier de Rues Vorstellungswelt. Man muss nicht an die entlegensten Orte der Welt reisen, um Neues zu entdecken. Das geht auch im Home-Ressort oder hier am Stubaier Gletscher: „I think exploration is sometimes more about changing your mind rather than going to a different place..“

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