FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Emojis auf weißem Hintergrund

CC0 Public Domain

Auf Laut

Politik im Zeitalter von Emojis

Die Reaktion zählt. Täglich tauchen neue Emojis und Reactions auf. Wie verändern sie politische Debatten, die größtenteils im Netz stattfinden?

Von Ali Cem Deniz

Jahrelang hatten Facebook-User vor allem einen Wunsch: einen Dislike-Button. Für Todes-Meldungen zum Beispiel oder wenn eine Beziehung auseinander geht. Es gibt einfach Sachen, die kann man nicht liken. Nicht wenige haben beim verzweifelten Versuch, endlich ihren Unmut zu äußern, mit falschen Dislike-Buttons ihre Computer infiziert. Das Bedürfnis war groß, der Social Media-Riese hat aber erst 2016 nachgegeben. Doch der Dislike-Button kam nicht. Stattdessen hat Facebook fünf „Reactions“ als Alternative zum klassischen Like eingeführt. Die von „Wow“ bis Zorn reichen.

Einen ähnlichen Weg ging davor Twitter. Dort gibt es weiterhin drei Möglichkeiten, um auf einen Tweet zu reagieren. Antworten, retweeten oder favorisieren. Letzteres macht man seit 2015 nicht mit einem neutraleren Stern, sondern mit einem Herz.

„Elemente wie Likes und Feedbacks werden weiter entwickelt, weil sie gut ankommen. Das heißt, diese Bedürfnisse werden auch beim User verstärkt. Auf der anderen Seite wollen soziale Medien ihre Produkte verkaufen und dass Menschen viel Zeit auf ihren Seiten verbringen. Deshalb analysieren sie viele Daten, um das Nutzerverhalten zu verstehen und zu beeinflussen.“ sagt die psychologische Anthropologin Suzana Jovicic. Sie untersucht gemeinsam mit Informatikerin Barbara Göbl und Kognitionswissenschaftlerin Dayana Hristova den Umgang von Jugendlichen mit sozialen Medien und Emotionen.

Wertvolle Reaktionen

Die Zahlen bestätigen ihre These. Im Jahr seit ihrer Einführung haben Facebook-User 800 Milliarden Mal die Reaction-Buttons verwendet. Das sind durchschnittlich mehr als 300 Millionen Mal pro Tag. Die Reactions haben die Regeln der Aufmerksamkeitsökonomie komplett verändert. Das Like muss jetzt gegen andere „Währungen“ konkurrieren.

Liken kann man weiterhin mit einem einzigen Button. Wer aber mit einer Emotion reagiert, muss zwei Mal klicken. Das signalisiert Facebook, dass die User einen Inhalt nicht bloß gut finden, sondern dass dieser bei ihnen auch ein besonderes Mitteilungsbedürfnis hervorruft. Postings mit vielen Reactions tauchen deshalb öfter in Timelines auf, als jene, die hauptsächlich Likes bekommen.

Emojis auf schwarzem Hintergrund

CC0 Public Domain

Das ist nicht nur für Marketing-Abteilungen interessant, sondern auch für die Politik und Wahlkämpfe, die sich heute zunehmend ins Netz verlagern.

„Was dabei herauskommt sind diese Reality-Show Elemente in der politischen Kommunikation und diese recht flachen und emotionalen Aussagen, um Aufmerksamkeit zu erregen“, sagt Suzana Jovicic. Die Politik passt sich an die Kommunikationslogik der sozialen Medien an.

Was sich ändert

Das ändert die Qualität der politischen Debatten. Bei keinem Walhkampf ist das so deutlich geworden wie beim Präsidentschaftswahlkampf Hillary Clinton gegen Donald Trump. Beide Seiten haben immense Summen in den Wahlkampf in Social Media investiert. Trump forderte sogar ein eigenes Twitter-Emoji für Hillary Clinton: eine Frau, die mit einem Dollar-Sack in der Hand davon läuft. Weil Twitter den Vorschlag ablehnte, durfte die Plattform nicht am Tech Meetup von Donald Trump teilnehmen.

Letztendlich hat auch der österreichische Wahlkampf bewiesen, dass Social Media ein wichtiger politischer Faktor geworden ist. Ob sich die Investitionen überhaupt lohnen ist noch gar nicht bewiesen. „Die politische Debatten werden sich im Hinblick auf Wahlergebnisse nicht verändern.“ sagt Suzana Jovicic.

Das wird WahlkämpferInnen und Marketing-Abteilungen nicht davon abhalten, weiter nach Reactions zu fischen. Auch die Technologie entwickelt sich dementsprechend weiter. Erst kürzlich hat Apple die „Animojis“ vorgestellt. Das sind Emojis, die per Gesichtsscanner, die Emotionen der User exakt wieder geben können. Das Zeitalter der Emojis hat erst angefangen.

FM4 Auf Laut - Politik im Zeitalter der Emojis

Das Like war gestern. Jeden Tag tauchen auf Facebook, Whatsapp und Twitter neue Reactions und Emojis auf. Apples neue “Animojis” geben die Emotionen der User wieder, die per Gesichtsscanner erkannt werden. Gefühle werden zum wichtigsten Kommunikationsmittel des digitalen Zeitalters. Wie verändert der Gefühlsfokus politische Debatten im Netz? Wie spielen Technik und Emotionen zusammen?

Ali Cem Deniz diskutiert darüber in FM4 Auf Laut mit der psychologischen Anthropologin Suzana Jovicic und AnruferInnen. Ihr könnt mitdiskutieren unter 0800 226 996

mehr Politik:

Aktuell: