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Anna Katharina Laggner

Happy End Kalender

Tag 1: Hygge, geldbörselschonend

Dimm die Lichter, zünd die Kerzen an! Viel fehlt nicht mehr zur nordischen Glückseligkeit. Wir öffnen das erste Türchen im FM4 Happy End Kalender!

Von Anna Katharina Laggner

Ob das hyggelt? Sie schaut nicht schlecht aus, unsere aus vielen Tannenzweigen zusammengedrahtete Wanddeko. Aber ob diese Tannenzweig-Supernova unter das dänische Glückskonzept fällt?

geschmückter Tannenzweig

Anna Katharina Laggner

Bei uns, in meiner in friedvoller Eintracht einen Tannenzweig schmückenden Kleinfamilie, war es schon, lange bevor das erste Mal im Südosten Europas von Hygge die Rede war, gemütlich. Aber Hygge ist anders. Hygge schmeichelt der Seele.

Der FM4 Happy End Kalender

Wir sind 24 Tage lang dem Glück auf der Spur und testen uns von 1. bis 24. Dezember durch diverse Glücksversprechungen: von der Tageslichtlampe über verschiedene Apps bis hin zu Sex.

Alle Tage, alle Türchen

Hygge, das ist nicht der findige Einfall eines nordischen Designexperten. Das sind nicht nur Kerzen am Fensterbankl, selbst gestrickte Socken unter der kuscheligen Wolldecke oder ein Tässchen Kakao. Hygge geht auf einen dänischen Schriftsteller, Philosophen, Pfarrer, Politiker, Pädagogen, Dichter (kurz: Hansdampf des Denkens) des 19. Jahrhunderts zurück, Nikolai Frederik Grundtvig, den der hierzulande wesentlich bekanntere (Nur-Philosoph) Soren Kierkegaard für einen Schwachkopf hielt. Kierkegaard ist so etwas wie „der Thomas Bernhard der Hyggewelt“, sagte Christoph Bartmann in seinem äußerst launigen Vortrag beim diesjährigen Philosophicum in Lech.

Plüschelch

Anna Katharina Laggner

Der Elch: man drückt aufs Ohr und er singt Jingle Bells (die schwedische Antwort auf Hygge?)

Was ist Hygge?

Hygge ist eine Art der bewussten Lebensführung, in der man versucht, im Moment zu sein. Und weil man, wenn man im Moment ist, diesen Moment natürlich viel bewusster wahrnimmt, als wenn man (so wie ich und die meisten Menschen, die ich kenne) noch an Gestern oder bereits an Morgen denkt, hat man das Bedürfnis, ihn schön zu gestalten.

Das kann zwar mehr sein, setzt aber sicherlich ein gewisses Maß an Innendesign voraus, der Seele genauso wie des Wohnzimmers.

Wer die Hyggeligkeit nun gleich als geldbörselunkonform ad acta legen möchte, dem sei gesagt: Es tun schon ein paar Kerzen. Das dänische Volk verbraucht die meisten Kerzen in Europa (der lysyslukker ist auf Dänisch der Miesepeter und der, der die Kerzen ausmacht) und ist nach dem Glücksbericht der Vereinten Nationen das zweitglücklichste Land der Welt (erstes ist Norwegen, die haben ja das Öl).

Wirtshauskultur hyggelt fix nicht

Neben allem anderen ist Hygge ein Hype. Der allerdings im Norden Deutschlands, in Großbritannien und den USA wesentlich durchschlagendere Erfolge feiert als in Bayern und Österreich. Mag sein, dass wir unseren inneren Thomas Bernhard und das Drama aller menschlichen Existenz nicht bezwingen können, mag sein, dass wir mit der Gemütlichkeit bereits eine gangbare Antwort auf Schneematsch, Kälte und Dunkelheit gefunden haben, mag sein, dass wir zu viel saufen. Denn: Man hyggt sich bei einem Gläschen Rotwein, im friedvollen Freundeskreis, auf einem qualitativ hochwertigen, meist grauen Sofa. Wirtshauskultur, so viel ist sicher, hyggelt fix nicht. (Nebenbei bemerkt: Finnland, das weder in Bezug auf den Alkohol noch in Bezug auf die Menge hyggelt, ist das fünftglücklichste Land der Welt.)

Nicht zuletzt ist auch die gegenseitige Bestätigung fixer Bestandteil der Hygge. Da wiederum können ich und die etwas größere Familie, aus der ich komme, voll mithalten: Bei uns vergeht kein Weihnachten, kein Familienfest, kein gemeinsamer Ausflug auf die Alm, an dessen Ende wir uns nicht gegenseitig bestätigen, wie gemütlich es wieder einmal war. Obwohl wir gerne den einen oder anderen Selbstgebrannten kippen, befinden wir uns mit der gegenseitig schmeichelnden Gemütlichkeitsbestätigung bereits in den höheren Sphären der Hygge.

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