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J K Rowling

Justin TALLIS / AFP

Von der magischen Kraft des Scheiterns

J. K. Rowling ist seit „Harry Potter“ eine der bekanntesten Schriftstellerinnen ihrer Generation. In ihrer Harvard-Rede „Was wichtig ist“ erklärt sie ihre Anleitung zum Erfolg. Diese ist jetzt in deutscher Übersetzung erschienen.

Von Lisa Schneider

“Mir war wochenlang so schlecht vor Angst, dass ich auch noch abgenommen habe. Eine Win-win-Situation!“

J. K. Rowling ist mittlerweile eine der berühmtesten und wohlverdienendsten Autorinnen Großbritanniens - speiübel wird ihr vor großen Ansprachen trotzdem noch. Sie stellt sich ihr Publikum dann zwar nicht nackt vor, aber einfach so, als wäre es ein großes Zaubereischule-Hogwarts-Klassentreffen, den roten Hüten nach im Hause Gryffindor.

Cover J. K. Rowling Harvardrede "Was wichtig ist"

Carlsen

„Was wichtig ist. Vom Nutzen des Scheiterns und der Kraft der Fantasie“ - diese Rede hat die englische Autorin J. K. Rowling 2008 vor Harvard-Absolventen dieses Jahrgangs gehalten. Jetzt ist sie auch in deutscher Übersetzung im Carlsen Verlag erschienen.

2008 wurde J. K. Rowling die Ehrendoktorwürde der Harvard University verliehen - unter anderem für ihren Verdienst, vor allem wieder Kinder zum Lesen zu bringen. Ihre siebenteilige Harry-Potter-Saga wurde in 65 Sprachen weltweit übersetzt, 325 Millionen Bücher wurden verkauft. Im Rahmen der Verleihung hielt J. K. Rowling vor dem Absolventenjahrgang 2008 die Rede, vor der ihr wie oben erwähnt so mulmig geworden ist.

Zwei Grundsätze: Scheitern und Fantasie

Wie man eine erfolgreiche Karriere hinlegt, ist eine oft gefragte und unterschiedlich beantwortete Frage. J. K. Rowling beruft sich dabei auf nicht mehr als zwei Ausgangspunkte:

Der erste ist das Scheitern - und da hält sie ihre Rede, wie sie schmunzelnd festhält, scheinbar am falschen Ort:

„Die Tatsache, dass Sie Ihren Abschluss in Harvard geschafft haben, legt den Gedanken nahe, dass Sie mit dem Scheitern nicht gerade auf vertrautem Fuß stehen.“

Da legt J. K. Rowling eben ihre eigene Version des Scheiterns vor: Sie wächst in armen Verhältnissen auf, entscheidet sich für ein Sprachenstudium; dass sie dann eigentlich im Altphilologie-Institut landet, „erfuhren meine Eltern wohl erst bei meinem Abschluss“. Dem Studium folgt ein halbwegs erfolgloses Herumjobben, eine gescheiterte Ehe, ein Leben als alleinerziehende Mutter. „Ich war so arm, wie man in England sein kann, ohne obdachlos zu sein.“

Aber, das Scheitern hat geholfen.

„Weil mein Scheitern bedeutete, dass alles Unwichtige von mir abfiel. Ich hörte auf, mir einzubilden, eine andere zu sein als jene, die ich war.“

Die Zauberergeschichten von Harry Potter hat zunächst ihre Tochter als Gute-Nacht-Geschichten gehört, bevor sie die ganze Welt in Bann gezogen haben. Was zum zweiten Punkt von J. K. Rowlings Karrieretipps führt: das Ausnutzen der Kraft der Fantasie. Klingt im Harry-Potter-Universium einleuchtend, ist aber ganz anders gemeint:

„Jene Kraft, dank der wir uns in Menschen einzufühlen vermögen, die ganz andere Erfahrungen als wir selbst gemacht haben.“

Die Autorin hat vor ihrem Durchbruch als Schriftstellerin bei Amnesty International vor allem mit Folteropfern zusammengearbeitet. Die „Kraft der Fantasie“, von der sie spricht, könnte man genauso als „Empathie“ bezeichnen.

„Wir brauchen keine Magie, um unsere Welt zu verwandeln; wir tragen alle Kraft, die wir brauchen, bereits in uns: Wir haben die Kraft, uns Besseres vorzustellen.“

J. K. Rowlings literarischer Erfolg basiert auf Magie - aber keine, die mit Zauberstäben, Kürbiskuchen, Butterbier oder fliegenden Besen zu tun hat.

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