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Fröstelndes Fest

Wer seine Vanillekipferl am liebsten blutig mag: Hier sind ein paar morbide Alternativen zu den üblichen Weihnachtsfilmen.

Von Christian Fuchs

„Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“, „Kevin - Allein zu Haus“ oder „The Sound of Music“, dazu „Das Traumschiff“ und diverse Sissi-Streifen, ein Blick in das Programm diverser TV-Sender zeigt, dass zumindest zu Weihnachten die Zeit idyllisch stillzustehen scheint. So wie es sich halt viele Menschen sehnlichst wünschen.

Nun habe ich für einen bestimmten Hauch von Festtags-Feeling durchaus Verständnis. Man muss ja auch schon sehr verbittert sein, wenn man den Heiligen Abend mit martialischen Ballerfilmen wie „Showdown in der Hölle“ oder „Codename: Silencer“ ausklingen lässt, die gerne spätnächtlich durch Kabelkanäle geistern. Wenn schon Blutspritzer auf den Vanillekipferln landen, dann bitteschön ausschließlich zum weihevollen Anlass passend. Hier deshalb einige horrible Filmschmankerl als weihnachtliche Entertainmentalternative, die nach Christbaumschmuck, Weihnachtsgebäck und Angstschweiß duften.

Santa Claus rastet aus: „Silent Night, Deadly Night“

In dem 1984 veröffentlichten Thriller des Regisseurs Charles Sellier Jr. muss ein kleiner Junge mitansehen, wie ein als Weihnachtsmann verkleideter Verbrecher seine Eltern umbringt. Seitdem hat der Bub panische Angst vor Santa Claus und ist fest davon überzeugt, dass der Weihnachtsmann am Heiligen Abend ungezogene Menschen bestraft. Dass er in einem von gestörten Nonnen geleiteten Waisenheim aufwächst, hilt nicht gerade diese Phobie abzubauen. „Stille Nacht, Horror Nacht“, wie der Film seinerzeit bei uns geheißen hat, eskaliert, als der junge Mann einen Job als Weihnachtsmann in einem Spielzeugladen bekommt. Was ihn endgültig zum Ausrasten bringt. Ein kleines, gemeines Slashermovie, das damals bürgerliche Kritiker erzürnte. Vier Sequels folgten.

Terror am Heiligen Abend: „Black Christmas“

Ein obszöner Anrufer terrorisiert ein US-Studentinnen-Wohnheim in der Weihnachtszeit. Am Ende steht stets die selbe Drohung: Ich werde euch alle umbringen. Als die Fangschaltung der Polizei ein Ergebnis bringt, ist das Entsetzen noch größer – die Anrufe kommen nicht von außen, der Psychopath sitzt mit seinen Opfern unter einem Dach. „Aus dem Psychoschocker ist lediglich ein Knallbonbon geworden“, schrieb der Katholische Filmdienst 1974 über den Film mit dem schönen und sinnlosen deutschen Titel „Jessy – Die Treppe in den Tod“. Dabei ist das schundige Original von Bob Clark erheblich spannender als das Remake von 2006. In der Neuversion spritzt zwar das Blut hektoliterweise. Aber die mißglückte Mischung aus Splatterkomödie und Psychothriller funktioniert nur in wenigen Momenten.

Satanic Panic: Weihnachten mit dem /slash Filmfestival

„Wer 2017 überlebt hat, weiß längst, dass das Böse regiert“, fasst Markus Keuschnigg das heurige Jahr zusammen. Dass von meinem Ex-Filmkritiker-Kollegen kuratierte /slash Filmfestival zollt bei seiner alljährlichen Weihnachtsfeier deshalb dem Beelzebub Tribut. Und zwar mit zwei extrem vielversprechenden okkulten Werken aus gänzlich unterschiedlichen Richtungen. Am 21. Dezember wird im Wiener Filmcasino zunächst die Österreichpremiere des alpinen Schockers „Hagazussa“ von Lukas Feigelfeld über die Bühne gehen. Der Trailer sieht fantastisch aus, das stockdüstere Folklore-Epos rund um teuflische Besessenheit auf einer einsamen Alm, im 15. Jahrhundert, erinnert atmosphärisch an „The Witch“. Danach darf man sich auf eine blasphemische Großtat des europäischen Genrekinos freuen. „Der Antichrist“ ist ein herrlich ungustiöser italienischer Exorzist-Ripp-Off aus dem Jahr 1974. Vor und zwischen den Filmen serviert das /slash-Team selbst gebackene Kekse und Punsch, wir sehen uns.

Kettensäge unterm Christbaum: „The Texas Chainsaw Massacre“

Tobe Hoopers filmischer Urtext des modernen Horrors hat eigentlich überhaupt nichts mit Weihnachten zu tun. Aber es gibt schwerwiegende persönliche Gründe, die mich ganz sentimental zur Erwähnung des „Blutgericht in Texas“ zwingen. Wie schon an anderer Stelle beschrieben, verbrachte meine Wenigkeit den 24.12. zum ersten Mal ausserhalb der Wärme des Elternhauses, als in Berlin die Mauer gerade noch stand. Und ich als jugendlicher Postpunk auf Reisen verloren und fröstelnd durch die verschneiten Kreuzberger Straßen trieb. Was gab es da verlockenderes als die „Horror-X-Mas“-Nacht, die ein schummriges Programmkino veranstaltete? Neben dem genial-komödiantischen „Gremlins“ sah ich damals zum ersten Mal diesen Klassiker des Kettensägenkinos. Danach rief ich meine Eltern aus einer Telefonzelle an: „Schöne Weihnachten! Ich habe gerade mit Leatherface gefeiert!“

Der Weihnachtsmann schlägt zurück: „Santa Claus Conquers The Martians“

Spätestens jetzt werden einige aufschreien: Immer nur selbstzweckhafte Gewalt, sogar in der friedlichsten Zeit des Jahres! OK, für alle Zartbesaiteten gibt es diesen Film, der mit gutem Gewissen zu den bizarrsten Auswürfen Hollywoods gezählt werden darf. Die dramatische Ausgangsposition: Santa und zwei Erdenkinder werden von zwei kleinen, grünen Marsmännchen entführt und auf den roten Planeten verschleppt. Dort wird der Weihnachtsmann gezwungen Spielzeug herzustellen. Aber weil die Uhr tickt und die ganzen terrestrischen Bälger auf ihre Geschenke warten, zettelt der bärtige, alte Herr schnell eine Rebellion an und flüchtet zurück zu seinem Nordpol-Hauptquartier, „just in time for Christmas.“ Die Filmsets sind unterm Hund, die Kostüme letztklassig und der wunderbare Themesong „Hooray for Santa Claus“ geht nicht mehr aus dem Ohr. Was will man mehr?

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