FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Lawinenwarntafel und Notfallausrüstung

APA/BARBARA GINDL

Was hilft wirklich, am Berg sicherer unterwegs zu sein?

In den letzten Jahren wurde der Lawinengefahr vor allem mit technischer Aufrüstung begegnet. Aber bringt es wirklich so viel, einen Lawinen-Airbag mitzuhaben?

Von Simon Welebil

„Wenn man am Berg unterwegs ist, trifft man kaum mehr Leute, die eine schlechte Ausrüstung haben“, sagt Thomas Wanner, Bergführer und Ausbildner beim Österreichischen Alpenverein. Fast alle haben die Lawinen-Notfallausrüstung mit sich, bestehend aus Lawinenverschüttetensuchgerät (LVS), Schaufel, Sonde und Erste-Hilfe Ausrüstung. Dazu kommen gute Schi und inzwischen vielfach auch ein Lawinen-Airbag. Die Ausrüstung selbst wäre also nicht das Problem, „aber in der Anwendung der Ausrüstung und in der Anwendung von Standardmaßnahmen hapert’s oft.“

Um nach einem Lawinenabgang eine realistische Überlebenschance zu haben, muss eine verschüttete Person innerhalb von 15 Minuten geortet und geborgen werden. Um dieses zeitliche Limit einzuhalten, muss der Umgang mit LVS-Gerät, Sonde und Schaufel sitzen und regelmäßig geübt werden.

Lawinenwarntafel und Notfallausrüstung

APA/BARBARA GINDL

Die Lawinen-Notfallausrüstung

Lawinen-Airbags sind keine Wundermittel

Lawinen-Airbags sind in den letzten Jahren zum Renner abseits der Piste geworden, trotz ihres stolzen Preises von mehreren hundert Euro. Sie sind die technische Entsprechung eines gesteigerten Sicherheit-Bedürfnis.

Zweifellos sind Lawinen-Airbags positiv zu sehen, meint Thomas Wanner, allerdings sollte ihre Wirkung nicht überschätzt werden. „Die Hersteller werben damit, dass man eine 90 prozentige Überlebenschance hat, wenn man in ein Lawinenereignis gerät. Allerdings sagt keiner dieser Hersteller, dass auch ohne Airbag eine 80 prozentige Wahrscheinlichkeit besteht, dass man einen Lawinenabgang überlebt.“ Dazu komme, dass rund ein Fünftel aller Airbag-Benutzer im Notfall gar nicht in der Lage sei, den Airbag auszulösen.

Thomas Wanner

Simon Welebil

Thomas Wanner

Die eigene Fahrtechnik als unbeachtetes Risiko

Wenn es um die Verminderung des Risikos am Berg geht, sind deshalb solche Airbags vielleicht nicht die erste Investition, die einem in den Sinn kommen sollte. Es sind nämlich nicht nur Lawinen, die das Risiko am Berg ausmachen. „40% der Toten auf Schitouren sind nicht auf Lawinen zurückzuführen, sondern etwa auf Stürze oder Abstürze“, spricht Thomas Wanner auch andere alpine Gefahren an. Ein Helm oder ein Rückenprotektor verringern hier das Risiko sich zu verletzen oder umzukommen erheblich.

Was beim Freeride- und Schitourenboom der letzten Jahre aber noch auffällt ist, dass immer mehr Menschen ins Gelände drängen, deren Schitechnik noch nicht ausgereift ist. Gerade damit könnte man aber sowohl Stürze als auch Lawinenabgänge von Grund auf vermeiden.

Ausbildung vor Ausrüstung

Anstatt also teure Ausrüstung als Weihnachtsgeschenk unter den Christbaum zu legen, wäre es vielleicht besser, einen Ausbildungskurs zu buchen.

Der Alpenverein bietet in der Alpenvereinsakademie etwa Skitourengrundkurse, Skitechnikurse und Lawinenkurse an, die Alpenvereinsjugend über Risk’n’Fun Trainingssessions für FreeriderInnen. Auch die Naturfreunde bieten in ihrer Naturfreunde-Akademie ein umfangreiches Ausbildungsprogramm. Kostenlose (Basis-)Lawinenkurse bieten etwa SnowHow und SAAC an. Daneben gibt’s noch viele andere Angebote von Alpinschulen, BergführerInnen und Schigebieten.

Aktuell: