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Jahresrésumé : der FM4 Soundpark 2017

Wenn ich auf das österreichische Musikjahr 2017 zurückschaue, fällt mir kollektiv vor allem auf, dass viele Bands es eher als eine Art Startrampe für 2018 verwendet haben. Das ist absolut nicht negativ gemeint.

Von Lisa Schneider

Hinter den Kulissen läuft das Musikjahr oft auch einfach nur wie ein Schuljahr ab, mit den vorgegebenen Terminen, und dem Läuten zur ersten Stunde. Die hat etwa in schöner alter Gewohnheit mit einer FM4 Soundpark Session im Studio 2 im Radiokulturhaus begonnen, mit Little Big Sea und Hearts Hearts. Beide waren 2016 schon Soundpark Act des Monats, beide sind mittlerweile bei einem Label (Little Big Sea – Ink Music, Hearts Hearts – Tomlab) untergekommen. Little Big Sea waren dieses Jahr sehr viel unterwegs, unter anderem zuletzt als Support für Asgeir bei seinen Österrich-Tourstopps. Sie werden 2018 neues Material veröffentlichen. Hearts Hearts haben sich dafür rar gemacht: Und ebenso ihr zweites Album, das 2018 erscheinen wird, vorbereitet.

Ausreißer muss es auch geben

Wie es aber zu jeder These ihre Antithese gibt, grätschen in mein Overall-Gefühl der Zurückhaltung am österreichischen Musikmarkt auch gleich schon Anfang des Jahres Jugo Ürdens und Flut hinein. Flut, die vier jungen Oberösterreicher, die aus dem Nichts die Klamotten, Attitüde und Synthesizer ihrer Großväter geschnappt haben und im Dschungel des überall brodelnden 80er-Revivals ihre Originalität unter Beweis gestellt haben. Und Jugo Ürdens, der sich Ende 2016 in der österreichischen Hiphop-Szene einen Namen gemacht hat, der sich erfolgreich der Cloudrap-Welle, die von den USA über Deutschland über Österreich hinweggeschwappt ist, angeschlossen hat – und mittlerweile auf Gerards Label Futuresfuture vertreten ist. Gerard ist, um gleich bei ihm zu bleiben, überhaupt einer der umtriebigsten österreichischen Künstler 2017 gewesen: neben der Veröffentlichung seines Albums „AAA“ hat er vor allem sein erwähntes Label erweitert, und unterstützt darauf unter anderem spannende neue Talente wie Patricia Zieglers Synthpop-Projekt „Bitten By“.

Bitten By am Waves Vienna Festival 2017

Christoph Kaltenböck

Bitten By bei ihrem Debut-Auftritt in Wien am heurigen Waves Vienna Festival Ende September im Wiener WUK.

Aber auch auf Futuresfuture gibt es vor allem für 2018 Spannendes zu erwarten: allen voran das Debut der jungen Künstlerin Farce.

Rund um die Welt

Steten Aufbau ihrer internationalen Karriere haben heuer vor allem zwei Bands geleistet: HVOB und Leyya. Bei HVOB war’s tatsächlich ein Zufalls-Glücksgriff: Winston Marshall, Mitglied von Mumford and Sons, ist via Youtube über einen Song des österreichischen Duos gestolpert – und hat sich verliebt. Entstanden ist daraus das siebenteilige „Silk“, ein wunderschönes Kollaborationsalbum, das ihnen im April nicht nur eine ausverkaufte Wiener Arena, sondern im August, ebenfalls in der Arena, ein eigenes Festival, das Checkfest, beschert hat. HVOB waren aber auf der ganzen Welt unterwegs: einen Zwischenstopp haben sie etwa am legendären Primavera Sound Festival in Barcelona eingelegt. Und dort haben sie Leyya getroffen.

Leyya bei ihrem Auftritt im CCCB Barcelona

Hannes Tschürtz / ink music

Leyya bei ihrem Auftritt am Primavera Festival im Juni 2017.

Leyya haben sich heuer nicht nur den FM4 Amadeus Award geschnappt und bei der Gala im Volkstheater einige neue Songs zum ersten Mal hören lassen, sie waren überhaupt eine der österreichischen Bands, die heuer am meisten unterwegs gewesen sind. Auf Touren durch Deutschland und die Schweiz bis zu vielen ausgesuchten Showcasefestivals quer durch Europa (und in New York!) haben sie Stück für Stück neue Songs gestreut, die die Erwartungen mehr als übertroffen haben. „Zoo“, dieser erste neue, geschmeidige kleine Discohit, gefolgt von „Oh Wow“, und „Drumsolo“ lässt nur erahnen, was einen am kommenden Album namens „Sauna“ erwarten wird. Auch dieses erscheint, doch wieder passend zur These, am 26. Jänner 2018.

Wer mit sich mit seiner Musik ebenfalls sehr weit international ausgestreckt hat – und 2018 so wies aussieht richtig groß wird, ist das Tiroler Duo MOLLY.

MOLLY

Fabio Gartelgruber

Die dritte EP von MOLLY namens „Glmimpse“ ist soeben via Dalliance erschienen, das frisch gegründete Londoner Label von 4AD General Manager Rich Walker.

MOLLY haben wir schon vor zwei Jahren kennengelernt, da ist gerade die erste EP „Sun Sun Sun“ erschienen. Achtminütige, recht radiountaugliche, und umso kostbarere Postpunk-Dreampopstücke – mit denen sie heuer unter anderem am Great Escape Festival und am Focus Wales aufgetreten sind. Das hat sich als glückliche Fügung entpuppt: Rich Walker, General Manager von 4AD (The National, Beirut, Daughter), hat MOLLY live gesehen, und sie auf seinem vor kurzem gegründeten Label Dalliance unter Vertrag genommen. Das Debutalbum von MOLLY soll ebenfalls im Herbst 2018 - auf eben diesem Label - erscheinen.

Alle lieben Wolfgang Möstl

Auf ebenfalls Großes darf man sich von DIVES und Crush freuen: das erstgenannte Trio aus Wien, das sich auf einem Linzer Girls Rock Camp kennengelernt hat, ist mit seiner ersten EP bei Siluh Records gelandet. Da würden Crush aus Graz eigentlich auch gut hineinpassen; eines haben die beiden Bands auf jeden Fall gemeinsam, die unterstützende Mitarbeit von Alleskönner Wolfgang Möstl. Wenn der nicht gerade wieder an neuen Mile Me Deaf Nummern schreibt, bastelt er auch bei den Spaß- und Sommerhitlieferanten von Euroteuro, oder eben bei Sex Jams mit.

Eine Auswahl der wichtigsten Alben

Natürlich erscheinen nicht alle Alben, auf die wir im Soundpark warten, erst 2018. Auch 2017 war ein wunderbares Jahr voll schon bekannter KünstlerInnen, aber auch voll innovativer Neuerfindungen. Farewell Dear Ghost haben für ihre Arbeiten am Album „Neon Nature“ das Bandkonzept neu gedacht, und sich nicht wie vor allem auf den erstens Songs – die nur aus der Feder von Frontmann Philipp Szalay geflossen sind – als richtiges Bandkollektiv neu erfunden. Der neue Output vereint klassische Popsongstrukturen mit neu eingesetztem Synthesizer, Samplings oder vocoderverzerrten Stimmen.

Mynth haben mit „Parallels“ eine zeitlos schöne Pop-Platte veröffentlicht, Wandl debutierte mit verschlafen sympathischem Hip Hop und lyrischem Tiefgang auf „It’s all good tho“, Camo & Krooked haben mit „Mosaik“ ihr verspieltestes und gleichzeitig persönlichstes Album up to date veröffentlicht, die Wienerin Hunney Pimp ihr Cloudrap-Debut „Schmetterlinge“. Und noch so ein Album des österreichischen Musikjahres ist definitiv „And To In A“ von 5KHD. Was gleich weiterführt zu deren im Funkhaus aufgezeichneter, hervorragender Acoustic Session - und ihrem vielgefeiertem Auftritt am Wiener Popfest.

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/5KHD bei den Aufnahmen ihrer FM4 Acoustic Session im Studio 2 des Radiokulturhauses.

Das Popfest pfeift auf den Shitstorm

DAS Festival für österreichische Musik, in der achten Runde heuer kuratiert von Ana Threat und Eberhard Forcher, musste schon im Vorfeld einem Shitstorm über sich ergehen lassen. Diesen hat Thomas Kramar von der Presse mit den Worten „Das Popfest Wien fördert nicht die Musik, sondern die Abstumpfung“ losgetreten, und hat zur heißen Szene-Diskussion geführt. Unter anderem hat Martin Blumenau gekontert.

Lassen wir an dieser Stelle auch den heurigen Erfolg des Popfests für sich selbst sprechen, das durch neu eröffnete Locations wie den Kuppelsaal der TU für wirklich legendäre Konzertabende gesorgt hat.

Kuppelsaal in der TU Wien

TU Wien

Die begehrteste Location am heurigen Popfest im Juni: der neu eröffnete Kuppelsaal der TU Wien. Eintritt nur per Lift - und natürlich beschränkt.

Wie immer ist nicht nur Wien Fokus und einziger Anlaufplatz für österreichische Bands, das ganze Land – vom Dynamo Festival in Dornbirn bis zum C’est la Mü in Oslip, Burgenland – hat seine Line-Ups mit heimischen Acts breit durchgemischt. Es gab heuer allerdings sicher nur eine Band, die sich ihr eigenes, dreitägiges Festival geschenkt hat: Bilderbuch haben den Wahnsinn wahr gemacht, und im frühen Sommer drei Shows hintereinander – allesamt ausverkauft – in der Arena Wien gespielt. Sie haben auch, als einzige österreichische Band, auf einem österreichischen Festival dieser Größe – nämlich dem FM4 Frequency Festival – den Headlinerslot gestellt.

Bilderbuch in der Arena Mai 2017

Niko Ostermann

Bilderbuch haben die Wiener Arena im heurigen Frühsommer dreimal hintereinander ausverkauft.

Das wichtigste Festival für neue Acts

Speaking of Festival: nach dem Popfest war es vor allem auch wieder das Waves Vienna Festival, das neben internationalen auch österreichische NewcomerInnen in Szene gesetzt hat: viele neue österreichische Bands spielten da heuer ihren ersten (oder zumindest einen der ersten) Gigs überhaupt, wie die erwähnte Bitten By oder das oberösterreichische Artpop-Quartett Lex Audrey. Den „Exportpreis“, bei dem mehrere JournalistInnen österreichische Acts nach Punkten bewerten sollten, hat das Duo Cari Cari abgeräumt – an zweiter Stelle gefolgt von Tents.

Apropos Jahresrückblick: Nicht vergessen, beim FM4 Exit Poll mitzumachen!

Ihr wisst, was jetzt kommt: von Zweiterer wird es 2018 endlich mehr zu hören geben, das Debutalbum von Tents erscheint im nächsten Mai, diverse Auftritte in ganz Europa sind in Planung.

Auf einige spannende, neue Bands habe ich im Rahmen des 16. Soundpark-Geburtstags schon hingewiesen – die Liste hat sich bis jetzt zum Jahresende noch um einige viele erweitert. Dazu gibt es an dieser Stelle bald mehr.

2017 haben viele KünstlerInnen aus Österreich an ihrem Fundament gearbeitet – oder es ausgebaut. Die Ernte, die richtig fette, saftige, die gibt’s 2018.

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