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Al Bird

Trash Rock Archives

happy end kalender

Macht Plattensammeln glücklich?

Über Glück zu sprechen hält er für zu esoterisch. Eine Sucht nach der Suche von Absurdem gibt er allerdings zu. Ist Dopamin in der schwarzen Scheibe versteckt?

Von Gersin Livia Paya

Der FM4 Happy End Kalender

Wir sind 24 Tage lang dem Glück auf der Spur und testen uns von 1. bis 24. Dezember durch diverse Glücksversprechungen: von der Tageslichtlampe über verschiedene Apps bis hin zu Sex.

Alle Tage, alle Türchen

Im weitesten Sinne, gesteht Al Bird Sputnik fast, „ist es schon etwas wie ein Glücksmoment“, denn Glück konkret hält er für zu esoterisch. Und Al Bird wäre so etwas wie ein Esoteriker, im weitesten Sinne. Denn er sammelt, Platten. Und das nicht nur für sich sondern für die Allgemeinheit. Er hat eine Ausrede für sein, wie er es selbst bezeichnet „fast schon Zwangsneurose-artiges Messie-Verhalten“. Al Bird ist Betreiber der Kulturinitiative „Trash Rock Archives - Verein für österreichische Subkulturforschung“.

Er hat sich auf seltene österreichische Musik aus der Vergangenheit spezialisiert, jeder Kleinkünstler, jedes Musikstück und wenn es nur eine Platte davon gibt, soll in das Archiv. Einige unabhängig produzierte Tonträger, „die damals in verrauchten Spelunken“ produziert wurden, finden die Aufmerksamkeit vom Trash Rock Archiv.

Eine akribische Arbeit mit Fokus auf nichtkommerziellen Aufnahmen, die er ohne seinem Fundament, nämlich „der Sucht nach der Suche nach etwas Unbekanntem“ nicht machen könnte.

Al Bird

Bernhard Fuchs

„Ich bin süchtig nach diesem Absurdem, nach dem Neuen, dass so viel Ungekanntes mit sich bringt“, beschreibt Al Bird.

Al Bird ist auch Veranstalter der monatlichen DJ-Party „ACCORDIA - 1. Österreichischer Schallplattenclub“ und Herausgeber der „Schnitzelbeat“-LP/CD-Compilation-Serie. Nächster DJ-Termin:
29.12.2017: ACCORDIA #56- „I’m Five Years Ahead Of My Time“ (Rhiz)

Der Musiker, DJ, Autor und Radio-Macher ist Subkultur-Experte. Schon mit 18 Jahren hatte er über 1000 Platten gesammelt, heute mit 35 Jahren erzählt er „kann seine Mutter nicht einfach so auf einen Kaffee vorbeikommen, vorher muss er Plattenkisten zur Seite schieben“. Seine Sammlung bewegt sich „bei 15.000-20.000 Records aber das unter Einschluss der 7-inches“, auf die er eigentlich fokussiert ist.

Pro Woche kommen zwischen 2 und 20 neue Fundstücke in seine Sammlung, dahinter steckt viel Zeit auf Flohmärkten. Sein Glück sieht er darin, dass sein ganzer Output mit Platten zusammenhängt, sein Leben davon bestimmt ist. Er schreibt über Musik, spricht darüber und macht selbst auch Musik aber vor allem sammelt er sie.

Al Bird

Radio FM4

Mit „FM4 Schnitzelbeats“ ist Al Bird wöchentlich auf FM4 zu hören, wo er Randthemen heimischer Popgeschichte vor 1990 eine Bühne gibt. Noch während ich mit ihm versuche über Glück zu philosophieren, bekommt er einen Anruf eines Verwandten, eines Musikers der einen Single Hit schrieb und sich dann ins Ausland aufmachte und sich komplett von allem distanzierte.

Al Bird ist fasziniert, von der Single und davon, dass ein Verwandter mit ihm nun diese besondere biografische Seite bespricht. Ich sehe ihm an, dass er fasziniert glücklich darüber ist. Die Dopamin-Ausschüttung ist AL Bird anzusehen.

Er lebt von handfesten, angreifbaren und hörbaren Gründen, die er sammelt, wöchentlich wird sein Belohnungssystem aktiviert und das Glückshormon wird ausgeschüttet. Ich bin Zeugin dieses Momentes und auch mich macht es glücklich, zumindest jemanden zu kennen, der so viel Interesse auch für den Hintergrund von Musik mitbringt. Wenn das nicht unschätzbares Glück ist?

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